EDITORIAL

"Alles in Luther" lautet die flapsige Überschrift, unter der das Museum für Kommunikation das „sprichwörtliche Weiterleben des Reformators" im neuen AsKI-Gemeinschaftsband „Folgenreich: Reformation und Kulturgeschichte" vorstellt, der diesen Herbst erscheint.

Als das Thema Luther auf der AsKI-Mitgliederversammlung 2011 angeboten wurde, bekundete über die Hälfte der AsKI-Institute Interesse, und so entstand ein breites Themenspektrum, dessen Facetten der nachfolgende Beitrag „Folgenreich" aufzeigt. – Neben der Freude über das gelungene Buch und dem Dank für dessen finanzielle Förderung durch die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM) sei ein kleiner Nachtrag erlaubt. Der Bund hat für das von ihm gesetzte Thema ‚Reformationsjubiläum 2017' über Jahre beträchtliche Geldmittel bereitgestellt, was in dieser Form ein kulturpolitisches Novum darstellte. Bisher ermöglichte es die Politik den Kulturinstituten finanziell, in Autonomie selbst gesetzte Themen zu erarbeiten. Beginnt mit ‚Luther' eine neue kulturpolitische Entwicklung, bei der die Politik eigene Themensetzungen subventioniert? Und wenn ja, welches werden die nächsten sein?Um das Spannungsfeld von Politik und Kulturinstituten im weiteren Sinn ging es auch im Frühjahr bei der Arbeitstagung „Kultureinrichtungen als Integrationsort – Best-Practice-Beispiele im AsKI" in Bremen. Die meisten AsKI-Institute hatten unmittelbar mit Einsetzen der Flüchtlingswelle im letzten Herbst aus eigenem Antrieb Integrationsprojekte für Flüchtlinge entwickelt und erprobt. Der Erfahrungsaustausch machte – für alle Teilnehmer höchst aufschlussreich – die unterschiedlichsten Ansätze, Erfahrungen und Resultate anschaulich. Allen gemein war, dass die Institute die hierfür benötigten Mittel aus ihrem Kernetat bestritten und damit das eigene, z. T. enge operative Budget einbrachten. Auf dieser Basis Nachhaltiges in der erforderlichen Kontinuität anzubieten, erscheint schwierig. Ist es vermessen zu fragen, ob nicht neben Wohnungsbau, Sprachunterricht und beruflicher Ausbildung auch für kulturelle Integrationsarbeit Sondermittel bereitgestellt werden müssen? Oder muss es, neben dem Dank an die vielen freiwilligen Flüchtlingshelfer, beim – durchaus auszusprechenden – Dank an die vielen engagierten Kultur-Institute bleiben?

Diese widmen sich, wie die Beiträge in Kultur lebendig zeigen, weiter nachhaltig ihren Vermittlungsaufgaben. Dem Verständigungsmedium Sprache, der Welt der Worte, Zeichen und Gesten, geht eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden nach; das Berliner Bauhaus-Archiv erprobt mit seiner bauhaus_werkstatt praktische Gestaltungsarbeit mit Kindern. Mit der Online-Präsentation des Archivs der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) zeigt die Deutsche Kinemathek, Berlin, modellhaft, wie Archivbestände in einem narrativen Kontext im Netz präsentiert werden können. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg richtet eine gemeinsame Landesausstellung des Freistaats Bayern und der Tschechischen Republik zu Kaiser Karl IV (1316-1378) aus. Die Stiftung Buchkunst feiert in Frankfurt ihr fünfzigjähriges Bestehen mit einer Ausstellung. Die Kunsthalle Emden lässt zu ihrem 30. Jubiläum den norwegischen Maler Nikolai Astrup (1880 – 1928) entdecken, die Kunsthalle Bremen Max Liebermanns Blick auf Bewegung und Sport. Das Literaturmuseum Novalis kann in Oberwiederstedt neue Schenkungen und Dauerleihgaben vorstellen, das Winckelmann-Museum Stendal eine Sammlung von Druckgraphik nach Werken von Angelika Kauffmann.

Dr. Wolfgang Trautwein
Vorsitzender des Arbeitskreises
selbständiger Kultur-Institute e.V. - AsKI

Titelbild KULTUR lebendig 2/16: Cover der AsKI-Gemeinschaftspublikation 2016 <Folgenreich. Reformation und Kulturgeschichte>

AsKI KULTUR lebendig 2/2016

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