Die Liebermann-Villa am Wannsee

Liebermann-Villa Foto: Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V.

Liebermann-Villa Foto: Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V.

Im Jahr 1909 ließ sich der Berliner Maler Max Liebermann ein Sommerhaus am Wannsee bauen, das er stolz sein „Schloss am See" nannte. Hier fand er, nachdem er vierzig Jahre lang fast jeden Sommer in seiner „Malheimat" Holland verbracht hatte, die nötige Ruhe vom Betrieb der Großstadt und die entscheidenden Motive für sein Spätwerk.

Mehr als 200 Gemälde entstanden in dem nach eigenen Ideen gestalteten, fast 7000 Quadratmeter großen Garten. Von 1914 bis zu seinem Tod im Jahr 1935 verbrachte Liebermann regelmäßig die Sommermonate in seinem Haus am Wannsee.

Mit dem Bau seines Hauses betraute Liebermann den Architekten Paul Otto Baumgarten, der dem Haus eine klassizistische Prägung verlieh. An der Planung des Gartens nahm der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, der ein begeisterter Gartenreformer war, entscheidenden Anteil. Liebermann und Lichtwark gestalteten auf dem Grundstück ein Arrangement unterschiedlicher Gartenräume: einen Bauerngarten mit üppigen Stauden, einen Nutzgarten, eine Blumenterrasse, drei Heckengärten, die als architektonischer Höhepunkt hervorzuheben sind, sowie eine große, sich bis zum Wasser erstreckende Rasenfläche. In der Verbindung von klassizistischer Villenarchitektur und Gartenkunst erschuf sich Liebermann ein einmaliges Ensemble, ein blühendes Arkadien im Süden Berlins. Dieses einmalige Ensemble ist nach dem Tod des Künstlers über sechzig Jahre für unterschiedliche Zwecke genutzt, umgebaut und teilweise zerstört worden. Am Beginn stand dabei ein Unrecht: 1940 zwangen die Nationalsozialisten die Witwe des Malers, das Anwesen an die Reichspost zu verkaufen. Nach dem Krieg erhielten die Erben das Haus zurück und verkauften es an das Land Berlin. Das Gebäude war zunächst als Krankenhaus genutzt, bis es 1972 an einen Tauchsportclub verpachtet wurde. Nach langen Kämpfen erreichte die im Jahr 1995 gegründete Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin, dass das kulturhistorisch bedeutende Ensemble unter Denkmalschutz gestellt und zur musealen Nutzung bestimmt wurde.

In den Jahren 2002-2006 konnte Dank beispiellosen bürgerlichen Engagements sowie der Unterstützung von privaten und öffentlichen Stiftungen das Gebäude renoviert und der Garten rekonstruiert werden. Heute erstrahlen Haus und Garten in alter Pracht. Die Villa ist an sechs Tagen in der Woche als Museum geöffnet. Neben einer Dauerausstellung mit Gemälden des Künstlers und der Dokumentation seines Lebensweges bietet das Haus thematische Sonderausstellungen zum Werk Liebermanns.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die in Wannsee entstandenen Bilder. Dies gibt den Besuchern die einmalige Möglichkeit, das historische Gesamtkunstwerk aus Malerei, Architektur und Gartenkunst zu erleben. Träger des Hauses ist die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin, die die Unterstützung von über 1400 Mitgliedern genießt. Da die Gesellschaft für den Betrieb und den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage keine öffentlichen Zuwendungen erhält, ist sie in ganz besonderem Maße auf die ehrenamtliche Mitarbeit ihrer Mitglieder angewiesen. Über 130 Ehrenamtliche tragen an den Kassen, im Garten, im Büro und als Gästeführer dazu bei, dass das Haus auch in Zukunft ein Ort der Begegnung mit Werk und Leben von Max Liebermann sein wird. Im April 2008 ist die Wiederherstellung der Liebermann-Villa und ihr Umbau zum Museum als herausragende Denkmalschutzinitiative mit dem European Heritage Award, dem Europäischen Denkmalschutzpreis, ausgezeichnet worden.

Martin Faass


Link zur Website: Liebermann-Villa - Künstlerhaus, Garten und Museum

 

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