„Das Ungenaue genau treffen“ – Das Neue Günter Grass-Haus

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Der „Hausherr“ bei der feierlichen Eröffnung des neuen Grass-Hauses, Foto: Günter Grass-Haus Lübeck - © Thorsten Wulff

Vor zehn Jahren wurde das Günter Grass-Museum als Forum für Kunst und Literatur eröffnet. Der Fokus lag damals vor allem auf der Erforschung und Vermittlung von Grass’ Doppelbegabung als bildender Künstler und Autor.

In zahlreichen Sonderausstellungen und Veranstaltungen konnten zudem alljährlich weitere Künstlerpersönlichkeiten vorgestellt werden, die sich verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen bedienen. Unter ihnen Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse, Robert Gernhardt, Wilhelm Busch, Friedrich Dürrenmatt, Janosch, Ernst Barlach, Arno Schmidt oder jüngst Gottfried Keller.

Das Forum beherbergt den bildkünstlerischen Vorlass mit mehr als 1.200 Grafiken von Günter Grass, eine Forschungsbibliothek sowie ein Medien- und Sammlungsarchiv, das die Manuskripte des Schriftstellers aus den Jahren 1996 bis 2002 umfasst.

Um die hohen Ansprüche weiterhin zu erfüllen, wird der Kernbereich des Hauses, die Sammlungsausstellung, nun mit einem ganz neuen Konzept präsentiert, das der Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa in enger Zusammenarbeit mit der Designerin Franka Frey entwickelt hat. Mit einem großen Fest wurde dieses „Neue Grass-Haus“ anlässlich des 85. Geburtstags des Nobelpreisträgers im Oktober 2012 eingeweiht.Blick in die neue Präsentation der Sammlung, Foto: Günter Grass-Haus Lübeck - © Thorsten Wulff

Das bundesweit einmalige Ausstellungskonzept versetzt den Besucher in die Rolle des Kurators: Mithilfe interaktiver Module zu verschiedenen Themenkreisen kann er selbst entscheiden, welchem der fünf Themenkreise er sich ausführlicher widmen möchte. Es sind Themen, die den Autor, Bildhauer, Grafiker und Maler Günter Grass in seinem Leben begleiten und im Werk immer wieder auftauchen: Bildende Kunst, Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, Geschlechterverhältnis, politisches Engagement, Skandale.

„Günter Grass polarisiert große Teile der Öffentlichkeit. Das macht ihn und sein Werk ja gerade interessant. Wir als Museum sehen es als unsere Aufgabe an, diese Facetten aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten“, so Jörg-Philipp Thomsa. Thematisiert werden daher beispielsweise die Debatten um „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ oder „Ein weites Feld“, aber auch die heftigen Kontroversen aus der jüngeren Vergangenheit wie nach Veröffentlichung des Gedichts „Was gesagt werden muss“. Und Mario Adorf, der in der oscarprämierten Verfilmung der „Blechtrommel“ mitgespielt hat, ist die Stimme einer „Hördusche“ mit Zitaten berühmter Persönlichkeiten zu Günter Grass.

Sonderausstellung: The Art of John Lennon

Eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts wird noch bis zum 2. Juni 2013 im Grass-Haus von einer nahezu unbekannten Seite präsentiert: Die Schau stellt nicht den Musiker und „Beatle“ John Lennon in den Vordergrund, sondern zeigt dessen Karikaturen, Zeichnungen und Lithografien. John Lennon, Dezember 1980, Foto: Günter Grass-Haus Lübeck - © Allan TannenbaumDer 1940 in Liverpool geborene Künstler zeichnete und schrieb schon als Kind Gedichte und Kurzgeschichten, die er durch selbst gestaltete Illustrationen ergänzte. Als 17-jähriger erhielt er einen Studienplatz am College of Art in seiner Heimatstadt, wo er von 1957 bis 1960 studierte. Wie die Ausstellung demonstriert, ebbte diese künstlerische Leidenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1980 nicht ab.

John Lennons Originalzeichnungen und Druckgrafiken eröffnen in den Räumen des Grass-Hauses einen ganz neuen, bildhaften Zugang zum Leben und Schaffen des Musikers.

Jörg-Philipp Thomsa

AsKI KULTUR lebendig 1/2013

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