Casa di Goethe, Rom: Der Himmel über Rom – Schenkung und Ausstellung

Johann August Nahl d. J. (1752–1825), Blick vom Monte di Giustizia in der Villa Montalto Negroni in Rom, Öl auf Leinwand, um 1790, Casa di Goethe, Rom

Mit einer spektakulären Bereicherung ihrer Sammlung konnte die Casa di Goethe in Rom nach der Sommerpause in das Herbstprogramm 2014 starten.

Am 17. September 2014 wurde das um 1785 in Italien entstandene Ölgemälde „Blick vom Monte di Giustizia in der Villa Montalto Negroni in Rom" von Johann August Nahl d. J. (1752–1825) feierlich durch den Stifter Dr. Berthold Roland überreicht. Er hatte das großformatige Bild gemeinsam mit seinem Sohn Oliver persönlich im Zug nach Rom gebracht.

Für den ehemaligen Direktor des Landesmuseums Mainz und offiziellen Kunstberater von Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl war es nicht das erste Mal, dass er mit dem römischen Goethe-Haus und dem Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V. – AsKI in Berührung kam. Anfang der 1990er Jahre war Roland im Rahmen einer Ausstellung in Bonn mit dem Projekt und der dazu erschienenen Publikation „Casa di Goethe: eine Ausstellung zum Goethe-Museum Rom im Bundeskanzleramt Bonn, 10. November 1993 bis 28. Januar 1994" (mit einem Vorwort von Helmut Kohl) befasst. In der Schau, die anschließend auch im Mainzer Landesmuseum zu sehen war, wurde die Sammlung des künftigen römischen Goethehauses vorgestellt, darunter auch eine Zeichnung des Schweizer Malers Peter Birmann (1758–1844): „Tasso-Zypressen und Blick auf die Villa d'Este in Tivoli" (1785–1788). An dieses Blatt erinnerte sich Roland später, hatte er doch Jahre zuvor bei einer Auktion bei Weinmüller / Neumeister ein Gemälde von Johann August Nahl d. J. erstanden, das im Versteigerungskatalog als „Hadrians-Villa in Tivoli, im Vordergrund hohe Baumgruppe" bezeichnet war. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte er den Gedanken, dieses Bild eines Tages der Casa di Goethe in Rom zu vermachen. Als offizieller Stifter betätigt er sich bereits seit 2007, als die nach seiner verstorbenen Frau benannte „Ike und Berthold Roland Stiftung" in Mannheim ins Leben gerufen wurde. Sie fördert Künstler mit Preisen von bis zu 5.000 Euro und kulturelle Institutionen durch Schenkungen von Kunstwerken, vornehmlich in Rheinland-Pfalz, in besonderen Fällen aber auch über die Landesgrenzen hinaus, so 2009 nach Capri, 2012 nach Windhoek, Namibia.

Ende 2013 griff Roland den Plan einer Schenkung nach Rom wieder auf und schrieb an die Leiterin der Casa di Goethe Maria Gazzetti, die ihm umgehend eine positive Antwort zukommen ließ. Denn das Bild passt perfekt zum Sammlungsauftrag der Casa di Goethe: Der Kasseler Maler Nahl hatte sich mit Unterbrechungen von 1783–1792 in Rom und Neapel aufgehalten. Die Gartensituation seines Gemäldes der Villa Negroni war Goethe mit Gewissheit bekannt. Nahl hat später auch an den von Goethe ausgeschriebenen Weimarer Preisaufgaben erfolgreich teilgenommen. Für seine Zeichnungen gewann er 1800/1801 jeweils den ersten Preis, und Goethe sprach dem „famosen Nahl" großes Lob zu.

In dem aufschlussreichen Festvortrag, den Berthold Roland in Rom anlässlich der Überreichung des Landschaftsbildes hielt, ging er auch auf dessen kurzfristige Umbenennung ein: Dank des römischen Antiquars Paolo Antonacci und der in Rom ansässigen Kunsthistorikerin Claudia Nordhoff, beide ausgewiesene Kenner der Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts, konnte der dargestellte Ort kurz vor der Schenkung noch zweifelsfrei als die römische Villa Negroni (heute die Gegend um den römischen Hauptbahnhof) identifiziert werden. Der mit dem Museum zusammenarbeitende Antiquar schätzte das Bild hoch ein und gratulierte der Casa di Goethe zu dieser außerordentlichen Bereicherung ihrer Sammlung, der Berthold Roland übrigens auch noch eine eigene kleine Publikation widmen wird, die Ende des Jahres 2015 erscheinen soll.

Der Neuzugang mit der Inventarnummer V8 stand wenige Monate später im Mittelpunkt der von Maria Gazetti in Zusammenarbeit mit Claudia Nordhoff kuratierten Aussstellung „Der Himmel über Rom. Deutsche Maler und italienische Landschaft". Der Titel war ein freies Gedankenspiel und eine Hommage an den Himmel Roms, dessen besonderes Licht seit jeher die Künstler dieser Stadt und ihre Werke inspiriert – und das ist auch in Nahls Gemälde spürbar. In der Ausstellung wurden dem Bild eine Auswahl von Werken aus der museumseigenen Sammlung zur Seite gestellt, darunter Zeichnungen der Brüder Jakob Philipp und Johann Gottlieb Hackert, sowie von Joseph Anton Koch und Franz Kobell, die das Thema der realen und idealen Landschaftsmalerei variieren. Die in einer neuen Ausstellungsgraphik präsentierten Texte von Claudia Nordhoff brachten viele bisher unbekannte Hintergrundinformationen über die aus konservatorischen Gründen selten gezeigten Schätze.

Fast alle Werke der Schau stammten von Goethes Zeitgenossen oder Freunden, darunter das bisher noch nie ausgestellte Blatt „Saturntempel im Forum Romanum" von seinem Mitbewohner am Corso Johann Georg Schütz. Einen weiteren Höhepunkt stellte das Ölgemälde „Blick auf die Rocca di Sangallo in Civita Castellana" im letzten Ausstellungsraum dar. Das bisher unter „Anonym" inventarisierte Bild konnte im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung nunmehr eindeutig dem Maler Jakob Wilhelm Mechau (1745–1808) zugeschrieben werden.

Die am 2. Dezember 2014 unter Anwesenheit zahlreicher Besucher eröffnete Ausstellung vermittelte der römischen Öffentlichkeit bis Anfang Februar 2015 einen konzentrierten Einblick in das Wirken der bekanntesten deutschen Landschaftsmaler im Rom der Goethezeit.

Dorothee Hock

AsKI KULTUR lebendig 1/2015

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