Casa di Goethe, Rom: Am Fuße der Pyramide. 300 Jahre ‘Friedhof für Ausländer‘ in Rom

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Im Jahr 2016 wird der "Cimitero Acattolico" in Rom (jetzt offiziell "Friedhof für Nicht-Katholische Ausländer in Rom") sein 300. Jubiläum feiern.

Aus diesem Anlass plant die Vereinigung der Freunde des Friedhofs zusammen mit der Casa di Goethe eine Ausstellung über die Geschichte dieses ungewöhnlichen Ortes in der Ewigen Stadt. Die Schau wird vom 22. September bis zum 13. November 2016 in den Räumen der Casa di Goethe zu sehen sein.

Lorenzo Scarabellotto, Die Pyramide des Caius Cestius und der Cimitero Acattolico, Privatsammlung, RomDer Friedhof, der auch heute noch als Begräbnisstätte dient, zieht Tausende von Besuchern in seinen Bann. Sie kommen nicht nur aus historischem Interesse, sondern auch, um die Schönheit dieses ruhigen, grünen Ortes inmitten der aurelianischen Stadtmauern zu genießen. Zum ersten Mal wird eine Ausstellung einen Überblick darüber vermitteln, wie europäische und amerikanische Künstler unterschiedlicher Epochen den Friedhof in Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken dargestellt haben. Gezeigt werden Werke u.a. von Johann Wolfgang von Goethe, Jakob Philipp Hackert, Jacques Sablet, Bartolomeo Pinelli, Salomon Corrodi und Walter Crane. Manche Künstler schufen atmosphärische Ansichten der Gegend rund um die Pyramide, das Grabmal des römischen Offiziers Caius Cestius. Andere stellten einzelne Gräber in den Mittelpunkt ihrer Werke. Häufig waren dies Ruhestätten befreundeter Künstler, die ein früher Tod, oftmals herbeigeführt durch Krankheiten wie Tuberkulose, ereilt hatte. Im Rahmen der Forschungsarbeiten für die Ausstellung konnte belegt werden, dass viele dieser Grabdarstellungen Auftragsarbeiten von Familien waren, die ein Erinnerungstück der letzten Ruhestätte des Verstorbenen wünschten.

Da Protestanten nicht in Kirchen beerdigt werden durften, diente ihnen das Gelände am Fuße der Pyramide bis 1822 als Friedhof. Anschließend wurde in direkter Nähe ein neuer Friedhof erschlossen. Die meisten protestantischen Bestattungen fanden nachts statt – jedoch nicht im Geheimen, wie oft fälschlich behauptet. Zahlreiche zeitgenössische Quellen beschreiben die Beisetzungen, an denen immer auch viele Römer teilnahmen, weshalb es sich also keinesfalls um „geheime" Beerdigungen handeln konnte. Die bei Mondschein stattfindenden Bestattungen dienten vielen Künstlern als anregendes Sujet für ihre Arbeiten. Zum ersten Mal werden nun drei dieser Mondscheinbilder zusammen ausgestellt, wobei eines davon noch nie in Italien gezeigt wurde.

Gaetano Cottofavi (Zuschreibung), Die Grabmäler der Engländer und der Russen, Privatsammlung, RomDas Gelände um die Pyramide wurde den Protestanten zum ersten Mal 1716 von Papst Clemens XI. als Begräbnisstätte zur Verfügung gestellt. In den ersten Jahrzehnten diente es zunächst als Friedhof für die protestantischen Mitglieder des Exilhofs der Stuarts. Aber auch junge Männer, die während ihrer Grand Tour in Rom verstarben, fanden dort ihre letzte Ruhe. Es dauerte dennoch rund 50 Jahre, bevor der Papst den Protestanten gestattete, Grabdenkmäler zu errichten. Der früheste, noch heute erhaltene Grabstein ist der des bei einem Kutschenunfall 1765 verstorbenen Hannoveraners Georg Anton Friedrich von Werpup. Sein Grab ist in einer bereits 1777 ausgeführten Zeichnung von Jakob Philipp Hackert zu sehen, die daneben auch das Grabmonument des Kammerherrn und Reisestallmeisters des Markgrafen von Ansbach, Wolf Carl Friedrich von Reitzenstein, zeigt.

Nach der Eröffnung des neuen Friedhofs im Jahr 1822 stieg die Zahl der Beisetzungen. Nicht nur Goethes Sohn August und der Sohn von Goethes Freundin Charlotte Buff, August Kestner, fanden dort ihre letzte Ruhestätte, sondern auch zahlreiche Maler, Bildhauer und Architekten ebenso wie Dichter und Gelehrte, die in und um Rom gelebt und gearbeitet hatten. Genannt seien Asmus Jakob Carstens († 1798), die Söhne Wilhelm von Humboldts († 1803 und 1807), John Keats († 1821) und Percy Bysshe Shelley († 1822), Wilhelm Waiblinger († 1830), Gottfried Semper († 1879), Hans von Marées († 1887), Malwida von Meysenbug († 1903) und Henriette Hertz († 1913) – um nur einige Namen anzuführen.

Jacques Sablet, Elégie romaine, 1791 © Musée des Beaux-Arts de Brest métropoleDer Friedhof hat nicht nur bildende Künstler zu Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken inspiriert. Bekannte Künstler wie Giovanni Battista Piranesi, Bertel Thorvaldsen, Benjamin Spence, William Wetmore Story und Artur Volkmann haben Grabmäler für den Friedhof geschaffen, die wiederum andere Künstler zu Bildern, Grabmalsentwürfen und Dichtungen anregten – von Johann Wolfgang von Goethe über Karl Friedrich Schinkel zu Oscar Wilde und Gabriele d'Annunzio, von J.M.W. Turner bis zu Edvard Munch. Einige dieser Werke sind in der Ausstellung zu sehen.

Viele Leihgaben befinden sich in römischen Sammlungen, andere stammen aus verschiedenen europäischen Museen sowie aus deutschem, englischem, US-amerikanischem und skandinavischem Privatbesitz. Die Ausstellung präsentiert eine beispiellose Auswahl von Ansichten eines ganz besonderen Ortes, dessen Schönheit und Ruhe die Besucher auch heute noch fasziniert.

Nicholas Stanley-Price

Ausstellungskurator
früherer Generaldirektor (2000-2005) ICCROM Rome
Mitglied des Beirats "Cimitero Acattolico"

 

Am Fuße der Pyramide. 300 Jahre ‚Friedhof für Ausländer' in Rom

Casa di Goethe, Rom

Ausstellung, 22.9. – 13.11.2016

Publikation der Casa di Goethe und des "Cimitero Acattolico"

Nicolas Stanley-Price, Mary K. McGuigan und John F. McGuigan

Ai piedi della piramide. Il cimitero per gli stranieri a Roma – 300 anni,

ISBN-13: 978-3-930370-39-9

At the foot of the Pyramid: 300 years of the cemetery for foreigners in Rome,

ISBN-13: 978-3-930370-40-5

Am Fuße der Pyramide. 300 Jahre 'Friedhof für Ausländer' in Rom,

ISBN-13: 978-3-930370-38-2

© AsKI e.V. und Casa di Goethe

112 Seiten, 60 Abbildungen (farbig und s/w), 18,00 €.

In Deutschland zu bestellen über den Online-Shop des AsKI (www.askishop.de)

Erscheinungstermin: September 2016


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Ein solches Projekt hat natürlich hohe Kosten. Die größte Summe ist für den Transport der Kunstwerke erforderlich, die nur mit Spezialunternehmen reisen können. Die „Freunde des Friedhofs" haben dankenswerterweise bereits 10.000 € zu dem Projekt beigesteuert. Ebenso Nicola Bulgari, dessen Familie enge Beziehungen zum Friedhof hat. Herr Bulgari hat eine äußerst großzügige persönliche Zuwendung gemacht, verbunden mit dem Wunsch, dass diese als Beispiel für andere Spender dienen möge.

Auch Sie können uns helfen, dieses herausragende Ereignis des Jahres 2016 erfolgreich zu gestalten. Selbst kleine Beiträge auf das angegebene Konto bei der Sozialbank Köln sind höchst willkommen. Wir danken Ihnen im Voraus, denn Ihr Beitrag wird helfen, dieses Ereignis zu einem großen Erfolg zu machen.

Spenden bitte an:

Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute

Sozialbank Köln

IBAN DE46 3702 0500 0008 3188 00

Stichwort: "Cimitero Accatolico"

AsKI KULTUR lebendig 1/2016

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