Museum für Sepulkralkultur, Kassel : Tutenfru! Über Aberglaube und Tod

Michael Wolgemut, Tanz der Gerippe, Holzschnitt, um 1500, Foto: Museum für Sepulkralkultur Kasse

„Tutenfru, Tutenfru!" Diese Warnung vor der nahenden Totenfrau glaubte man in früheren Zeiten im Ruflaut der (Ringel-)Taube zu hören. Sobald er erklang, sorgte er für große Furcht. Nicht anders war es beim (Wald-)Kauz. Dessen Ruf „Kuwitt, Kuwitt!" wurde als „Komm mit!" übersetzt, und wer ihn rufen hörte, war dem Tode geweiht.

So standen Käuze seit dem Mittelalter in dem Ruf, Totenvögel zu sein, daher stellte man ihnen nach und tötete sie. Dies sind nur zwei von unzähligen Beispielen aus der Welt des Aberglaubens, von denen die meisten in Vergessenheit geraten, andere aber bis heute lebendig geblieben sind und nach wie vor Denken und Verhalten vieler Menschen beeinflussen.

Viele diese als „abergläubisch" diskreditierten, weder mit christlich-religiösen Auffassungen noch mit rationalen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang zu bringenden Anschauungen, stehen in Verbindung zu Sterben und Tod – eine Verbindung, der sich die aktuelle Ausstellung im Kassler Museum für Sepulkralkultur annimmt.

‘Vom Teufel geweihte‘ Freikugel, die mit Sicherheit trifft, Bleikugel in einem Lederbeutel, 19. Jh., Benediktinerstift  St. Lambrecht, Foto: Museum für Sepulkralkultur, Kassel

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Exponate aus der Sammlung des Museums, aber auch aus anderen Museen und Archiven, die im Hinblick auf ihre übernatürlich magischen Bedeutungen und „Wirksamkeiten" eindrucksvoll inszeniert werden. Die Verwendung als Heil- und Schutzzauber oder in einer Umkehrung gar als Schadenszauber stellt dabei einen zentralen Aspekt dar. Alte und neue Medien, Animationen und interaktive Zugangsmöglichkeiten veranschaulichen die „abergläubischen" Handlungen. „Tutenfru!" wirft aber auch einen Blick in die Gegenwart. So kommen Menschen zu Wort, die beruflich oder ehrenamtlich mit dem Tod konfrontiert sind. In filmischen Porträts geben sie Einblicke in ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Aberglauben. Zudem informiert eine Weltkarte des Aberglaubens über noch heute existierende übernatürliche und magische Anschauungen sowie daran geknüpfte Handlungsmuster in verschiedenen Ländern und Kulturen.

Zur Ausstellung erscheint Ende November das „Handwörterbuch des aufgeklärten Aberglaubens". Lexikalisch von A bis Z strukturiert, werden darin zentrale Begriffe der Sepulkralkultur im Kontext des Aberglaubens erläutert, um eine inhaltliche Aufklärung zu ermöglichen und zum Nachdenken über eigenes abergläubisches Verhalten anzuregen.

Jutta Lange
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Museum für Sepulkralkultur, Kassel


Museum für Sepulkralkultur, Kassel
Tutenfru! Über Aberglaube und Tod
27. Oktober 2018 bis 17. März 2019

Im Rahmen der Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten:
www.sepulkralmuseum.de/66/ Veranstaltungen.html

 

AsKI KULTUR lebendig 2/2018

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