Museum Casa di Goethe, Rom : Poesia e destino. Wie Italien den Werther las

Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, ‘Werther am Schreibtisch‘, 1816, Feder und Pinsel auf Pappe, Foto: Museum Casa di Goethe, Rom

Vom 24. Mai bis 20. September 2019 präsentiert die Casa di Goethe – einziges deutsches Museum im Ausland – „Poesia e destinto. Wie Italien den Werther las". Die Ausstellung ist der italienischen Erfolgsgeschichte von Goethes berühmtem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther" gewidmet.

Sie findet zeitgleich zu „Goethe: Verwandlung der Welt" statt, einer Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, die in Zusammenarbeit mit der Casa di Goethe, der Klassik Stiftung Weimar, dem Frankfurter Goethehaus und dem Goethe-Museum Düsseldorf entstand.

Seine unglückliche Liebe zu Charlotte Buff inspiriert Goethe zu seinem „Werther", den er selbstsicher mit unfehlbaren Stil in nur vier Wochen zu Papier bringt. Das 1774 in Leipzig erschienene Buch – Manifest einer ganzen Generation – wird ein unbeschreiblicher Erfolg, der weit über die Grenzen hinausreicht. Die Jugend kleidet sich im Werther-Stil, mit blauer Jacke und gelber Weste. Mit dem Büchlein in der Tasche begehen aber auch nicht wenige junge Menschen Selbstmord. Das hatte Goethe sicher nicht beabsichtigt, mit der wertherschen Erkenntnis einer trügerischen und endlichen Existenz wollte er seinen Lesern vielmehr mitteilen, dass das Leben durch die Kunst erlöst werden kann. Bis heute berührt sein meisterhaftes Frühwerk vor allem junge Leser.

Schon während seiner Italienreise (1786-1788) wird der Dichter mit dem großen Erfolg seines Romans konfrontiert. Am 1. Februar 1788 schreibt er in der Via del Corso 18, wo sich heute die Casa di Goethe befindet: „Hier sekkieren sie mich mit den Übersetzungen meines Werthers und zeigen mir sie und fragen, welches die beste sei, und ob auch alles wahr sei! Das ist nun ein Unheil, was mich bis nach Indien verfolgen würde."Johann Georg Loehning (Porzellanmaler) nach Daniel Nikolaus Chodowiecki, Tasse mit Porträt Werthers, Untertasse mit Porträt Lottes, um 1790, Meißen, Porzellan, bemalt und vergoldet, Foto: Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main

In der von der Museumsleiterin Maria Gazzetti kuratierten Schau erzählen Ausgaben und Illustrationen aus deutschen Bibliotheken und Museen die Editionsgeschichte des berühmten Briefromans. Kultobjekte wie eine „Lotte und Werther"-Porzellantasse von 1775 aus dem Frankfurter Goethehaus beleuchten aber auch den Bestseller-Status des Werkes. Gezeigt werden außerdem die wichtigsten „Werther"-Augaben aus der umfangreichen Bibliothek der Casa di Goethe, darunter die seltene deutsche Erstausgabe von 1774. Das Herzstück bilden aber die ersten italienischen Übersetzungen, wie z.B. die in Poschiavo gedruckte Fassung von 1782. Zwei bedeutende italienische Dichter haben eine wichtige Rolle für die italienische „Werther"-Rezeption gespielt: Giacomo Leopardi und Ugo Foscolo. Höhepunkte der Ausstellung sind daher das originale „Werther"-Exemplar aus Leopardis persönlicher Bibliothek sowie ein Brief Foscolos an Goethe, der vom Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar für die römische Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde: Foscolo stellt sich darin als jungen Schriftsteller vor und übersendet dem Dichter sein „erstes Bändchen" – „Die Letzten Briefe des Jacopo Ortis", die sich ausdrücklich auf den „Werther" beziehen.

In welchem Maße seither auch in Italien Goethes Werther als Inspirationsquelle diente, zeigen zahlreiche Exponate, bis hin zu den Fotoarbeiten von Maria Di Stefano: Seit zwei Jahren arbeitet die junge Künstlerin an einer „Werther-Hommage" in Form von Porträts Gleichaltriger.

Dorothee Hock
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Museum Casa di Goethe, Rom


Museum Casa di Goethe, Rom
Poesia e destino. Wie Italien den Werther las
24. Mai bis 20. September 2019
www.casadigoethe.it
Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation in Italienisch und Deutsch, mit einem Essay von Roberto Venuti
ca. 50 Seiten, 20 Abb., 8 €
ISBN: 978-3-930370-52-8
Zu beziehen über: www.askishop.de
AsKI KULTUR lebendig 1/2019
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