AsKI e.V.: TSURIKRUFN! heißt erinnern

TSURIKRUFN!"So manche Bürger, auch ich, tun ihr Bestes
daß die Deutschen jüdischen Glaubens, die der Stadt soviel in
Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft gegeben haben, nicht in Vergessenheit geraten."
LEO BODENSTEIN

 

„Tsurikrufn" ist jiddisch und bedeutet „erinnern". Erinnern wollen wir im Gedenkjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" an die Vielzahl jüdischer Bürger, die das kulturelle Leben in Deutschland bereichert haben.

TSURIKRUFN! Erinnerung an Friedl Dicker

In einem digitalen Gemeinschaftsprojekt des AsKI erzählen unsere Mitglieder von Juden und Jüdinnen, die für ihr Haus eine maßgebliche Rolle gespielt haben – als Künstler, Wissenschaftler, Sammler oder Mäzen. In multimedialen Geschichten erfahren die Besucher der Website www.tsurikrufn.de, wie die kostbare „Blaue Mauritius" in das Museum für Kommunikation gelangte, was der berühmte Geiger Joseph Joachim mit dem Beethoven-Haus zu tun hat oder in welcher Verbindung der Erfinder der Amoniaksynthese mit dem „Museum Brot und Kunst" in Ulm steht. Sie lernen Künstler kennen, Dichter und Filmemacher, ihre wechselvolle Lebens- und häufig auch Leidensgeschichte. Und wir erzählen Geschichten von Remigrationen, die zeigen, wie tiefverwurzelt Menschen in ihrer Sprache und Herkunft sind, wenn sie in das Land der Täter zurückkehren und sich am Wiederaufbau beteiligen, wie es etwa der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer oder der Germanist Kurt Pinthus getan haben. Die Biografien der vorgestellten Persönlichkeiten sind dabei so verschieden wie die Häuser, die sie zusammengestellt haben. Aus Anlass des Festjahres nehmen wir dabei in TSURIKRUFN! bewusst nicht den Holocaust in den Fokus, sondern stellen in den Vordergrund, wie sehr jüdische Bürger die deutsche Kultur und das Gemeinwohl bereichert haben.

TSURIKRUFN! Erinnerung an Tuvia Rübner

Ein Großteil unserer 38 Mitgliedsinstitute hat sich für TSURIKRUFN! auf eine Spurensuche in den Archiven begeben. Viele ihrer Beiträge werden ab April auf der Webseite zu sehen sein, andere kommen im Lauf des Jahres hinzu, so dass die Zahl der vorgestellten Persönlichkeiten stetig wachsen wird. Und auch wenn sich einzelne Institution – bedingt etwa durch ihre Gründung nach 1945 – nicht inhaltlich beteiligen können, so stehen doch alle geschlossen hinter dem Projekt als einem gemeinsamen Zeichen gegen den Antisemitismus.

Vermittlung an Jugendliche

Auch Jugendlichen, die über die schulische Thematisierung des Holocausts hinaus häufig wenig über die Geschichte des deutschen Judentums wissen, soll das Projekt dessen Bedeutung als genuiner Bestandteil unserer Gesellschaft vermitteln. Zur Ansprache dieser speziellen Zielgruppe wird die Darstellung auf www.tsurikrufn.de daher durch ein flankierendes Vermittlungsangebot in den Sozialen Medien ergänzt werden, das dankenswerterweise von der Beauftragten für Kultur und Medien gefördert wird.

Die Tatsache, dass die Sozialen Medien gerade unter Jugendlichen derzeit eine der wichtigsten Informationsquellen darstellen, soll dazu genutzt werden, ihnen die Inhalte der Website nahezubringen. Für Lehrer wird zudem Unterrichtsmaterial in einem eigenen Downloadbereich zur Verfügung gestellt werden.

TSURIKRUFN! Erinnerung an Hanns Ludwig Katz

Gemeinsam Erinnerung schaffen

Unser großes Anliegen aber ist es, an Kolleginnen und Kollegen in Museen, Archiven und Forschungseinrichtungen zu appellieren, in ihren Einrichtungen auf die Suche nach jüdischen Persönlichkeiten zu gehen. Hierzu ist eine konzertierte interaktive Vernetzungsaktion geplant, in der wir alle dazu auffordern werden, unter dem Hashtag #tsurikrufn mit kurzen Posts auf Instagram, Facebook, usw. ebenfalls an jüdische Mitmenschen aus ihrem Umfeld zu erinnern.

TSURIKRUFN! Erinnerung an Leo Bodenstein

Auf diese Weise werden zusätzlich zum eigentlichen Online-Projekt weitere Erinnerungen an Menschen zusammengetragen, deren besondere Leistungen aus dem Gedächtnis der Gesellschaft verschwunden waren. Mit dieser gemeinschaftlichen Aktion möchten wir nicht nur auf unser Projekt aufmerksam machen, sondern auch die Verbundenheit der beteiligten Kulturinstitutionen und ihr Eintreten gegen Diskriminierung und Antisemitismus sichtbar machen. Sie weitet den Blick über die AsKI-Mitgliedsinstitute hinaus auf Kultureinrichtungen aller Sparten im deutschsprachigen Raum.

TSURIKRUFN! Erinnerung an Fritz Bauer
Die thematische Vielfalt der am Projekt beteiligten Häuser und die damit verbundenen unterschiedlichsten Anknüpfungspunkte für eine Teilnahme an der Hashtag-Kampagne verspricht eine große Aufmerksamkeit, gerade unter jüngeren Nutzern. Daher hoffen wir auf eine aktive solidarische Beteiligung vieler Kultureinrichtungen für ein Festjahr voller Erinnerungen!

#tsurikrufn

 

 Dr. Ulrike Horstenkamp |
Geschäftsführerin des AsKI
Dr. Jessica Popp |
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des AsKI

 

AsKI kultur leben 1/2021

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