EDITORIAL

Titelbild kultur leben 1/21: TSURIKRUFN! Onlineprojekt des AsKI e. V. zum Festjahr ‘1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘, Motiv: Paul Falkenberg beim Filmschnitt, 1930er-Jahre, © Deutsche Kinemathek

Schon ehe die Corona-Maßnahmen die Kultur stark einschränkten (was sie immer noch tun) hatte der AsKI in seinem ersten Online-Gemeinschaftsprojekt „Alle Wege führen nach Rom" im Jahr 2019 gezeigt, wie gut sich dieses Medium eignet, um im Rahmen unserer vielgestaltigen Mitgliedsinstitute Themen aus unterschiedlichsten Perspektiven zu beleuchten.

Das digitale AsKI-Gemeinschaftsprojekt des Jahres 2021 taucht ein in die Institutionsgeschichten unserer Mitglieder. Es fragt nach jüdischen Persönlichkeiten – Mitarbeitern, Forschern, Sammlern oder Mäzenen (jeglichen Geschlechts, auch wenn zu wenige Frauen darunter sind) –, die für ihre Häuser Wesentliches geleistet haben. Unter dem Motto „TSURIKRUFN", dem jiddischen Wort für Erinnern, will der AsKI mit diesem aus eigenen Mitteln finanzierten Online-Projekt zum Gedenkjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" beitragen. Ohne die jeweiligen Beeinträchtigungen auszublenden, wird eine Normalität anschaulich, mit der jüdische Bürger das kulturelle Leben in Deutschland vor der Shoa (und trotz allem auch danach) geprägt haben. Über soziale Medien – ihr Einsatz für Kulturinstitute war Thema der letzten Reihe von AsKI-Webinaren – will „TSURIK­RUFN" auch Jugendliche in das Projekt einbeziehen und andernorts weitere Beiträge generieren. So arbeitet der AsKI in seinem Schwerpunkt ‚Kultur stärkt Demokratie!' nicht nur auf der inhaltlichen Ebene gegen Antisemitismus, sondern nützt auch einen partizipativen Ansatz der Vermittlung.

Drei der Beiträge dieser Ausgabe knüpfen an das Onlineprojekt „TSURIKRUFN" an; auch die Ausstellung des Jüdisches Museums Rendsburg „This is me. Queer und religiös", die der Queerness im aktuellen Kontext verschiedener Religionen nachgeht, folgt der Zielrichtung ‚Kultur stärkt Demokratie!'. Beiträge zur Provenienzforschung am Bauhaus Archiv und in Schloss Friedenstein Gotha nehmen das Thema ‚Forschung in Museen' in den Blick. Letzteres behandelt das schwierige Thema von Menschenschädeln im Museum, humain remains aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In dieselbe Epoche führt uns – aber mit unbeschwertem Blick aus dem digitalen Jetzt in die analoge Vergangenheit – das ‚Lieblingsobjekt', die rote Mauritius im Museum für Kommunikation Berlin. Dem Händler, der diese Briefmarke seinerzeit beschafft hat, Philipp Kosack, werden wir in einem der „tsurikrufn"-Kapitel wieder begegnen. ‚Hinter den Kulissen' richtet sich der Blick dieser Ausgabe ins Textilarchiv der Deutschen Kinemathek, die Reihe ‚Engagement für Kultur' wird mit einem Porträt der langjährigen Förderin des Freien Deutschen Hochstifts, Amanda Kress, fortgesetzt und ‚not least' stellt sich das jüngst hinzugekommene 38. Mitglied des AsKI vor, das Kasseler „documenta archiv".

Bleiben wir gesund und lebendig!

 

Foto: privat

 

 

 

 

 


Dr. Wolfgang Trautwein
Vorsitzender des Arbeitskreises
selbständiger Kultur-Institute e.V. - AsKI

AsKI kultur leben 1/2021

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