AsKI e.V.: #closedbutopen – Kultur in Zeiten von Corona

Titelbild KULTUR lebendig 1/20: © Izumi Miyazaki

Liebe Leserinnen und Leser, am Erscheinungstermin dieser Zeitschrift sind alle Kultureinrichtungen, deren Ausstellungen, Depots, Forschungs-, Restaurierungs- und Vermittlungsprojekte wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen, zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen.

 Wie lange dieser Zustand noch andauern wird, ist nicht abzusehen. Sicherlich werden einige der Ausstellungen verlängert und abgesagte Konzerte oder Lesungen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden können, sodass Sie hoffentlich doch irgendwann die Möglichkeit haben werden, persönlich vor Ort daran teilzunehmen. Solange dies aber nicht möglich ist, verlegen viele Kulturinstitute ihre Veranstaltungen ins Internet. Dabei kann auf bereits bestehende Online-Angebote zurückgegriffen werden, gleichzeitig aber wird mit viel Kreativität und Mut zur Improvisation Neues ausprobiert. Unter dem Hashtag #closedbutopen kommt das Museum zu seinen Besuchern nach Hause.

Kultur in Quarantäne – die Ausstellung FUTURE FOOD im Deutschen Hygiene-Museum ohne Besucher, Foto: Michal Tomaszewski, DHMD

Aus der Ausstellung „FUTURE FOOD" im Deutschen Hygiene-Museum sollte am Tag vor der geplanten Eröffnung live im Deutschlandfunk berichtet werden. Stattdessen diskutierte Viktoria Krason, die Kuratorin der Ausstellung und Autorin unseres Beitrags, am Telefon mit den eingeladenen Experten über „Essen in Zeiten des Coronavirus". Das Gespräch kann unter www.deutschlandfunk.de in der DLF Mediathek angehört werden. In seiner eigenen Mediathek hat das Museum reiches Film- & Audiomaterial zu vergangenen Ausstellungen und Veranstaltungen zusammengestellt. Auch kann in der SAMMLUNG ONLINE nach rund 50.000 Objekten recherchiert werden (www.dhmd.de).

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach plant zu seiner Ausstellung „Hölderlin, Celan und die Sprache der Poesie" ein digitales „Ersatzprogramm": Neben öffentlichen Führungen im Video-Stream werden mit der App „Zoom", eigentlich für Video-Konferenzen gedacht, interaktive Gruppenführungen ermöglicht. Zudem sollen kürzere Video-Clips zu den Ausstellungsinhalten online gestellt werden, der Schauspieler Hanns Zischler wird Lesungen aufzeichnen und die Autorin Cornelia Funke online Kinderfragen beantworten (www.dla-marbach.de).

Die „Debatten-Dienstage" werden nun im Livestream auf den Social-Media-Kanälen des Museums für Kommunikation Frankfurt übertragen. Die Möglichkeit, mitzureden und Fragen zu stellen, gibt es weiterhin – im Chat. Teil des Dialogprojekts „Leben & Lernen X.0" ist auch ein Erklär-Podcast zum Digitalen Wandel, der sich zentralen Begriffen der Digitalisierung widmet (www.mfk-frankfurt.de). Alle drei Museen der Stiftung Post und Telekommunikation bieten mit Expotizern Einblicke in Sonderausstellungen und informieren über ausgewählte Themen aus der Geschichte der Kommunikation; die Sammlungsbestände werden zudem auf Google Arts & Culture in insgesamt 15 Online-Ausstellungen und einem virtuellen Rundgang durch die Museen präsentiert.

Auf „GNM Digital" präsentiert auch das Germanische Nationalmuseum, neben der kommentierten Online-Edition der Reisetagebücher des Sonderbeauftragten Adolf Hitlers, Hans Posse, ein reiches Angebot zu seinen Beständen und weiteren Forschungsprojekten (www.gnm.de). Auch die „Sieben Gesichter für das Romantik-Museum" kann man online kennenlernen: Eine multimediale Pageflow-Reportage dokumentiert die Restaurierungen und macht sie in Vorher-Nachher-Ansichten anschaulich (www.goethehaus-frankfurt.de). Zu einer „Kunstpause" lädt die Kunsthalle Bremen jeden Donnerstag um 13 Uhr ein, bei einer Kurzführung, die per Live-Video in der Story auf Instagram verfolgt werden kann (www.kunsthalle-bremen.de). Und mit Filmen, Fotos und Geschichten kommt das Barocke Universum der Stiftung Schloss Friedenstein zu Ihnen ins Wohnzimmer (www.stiftungfriedenstein.de).

Auch von AsKI-Mitgliedsinstituten, die nicht in dieser Ausgabe präsent sind, wird online viel geboten. Um zumindest begriffliche Klarheit zu schaffen, nähert sich die Gesellschaft für Deutsche Sprache in ihrer Corona-Serie dem Virus aus der sicheren Perspektive der Sprache (www.gfds.de): Heißt es „das Virus" oder „der Virus", wieso sagt man „Kwarantäne", kann (und sollte) man sein Kind „Corona" nennen und welche Entsprechungen gibt es für das Wort „Hamstern" in anderen Sprachen?

Screenshot aus dem Coronamuseum-Podcast des Richard Wagner Museums, Teil 1: Richard Wagners Steinway-Flügel,  Richard Wagner Museum / Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth

Mit einem „Coronamuseum-Podcast" wartet das Richard Wagner Museum in Bayreuth auf. Täglich (außer am Wochenende) nimmt Museumsdirektor Sven Friedrich Sie mit in die geschlossenen Ausstellungräume und stellt besondere Objekte aus dem Museum vor (www.wagnermuseum.de).

Alle, die gerne Podcasts hören, werden auch im ständig erweiterten Online-Portal des Max-Reger-Instituts fündig, das darüber hinaus eine Klanggalerie mit über 80 ausgewählten Einspielungen von Werken Regers, eine Bildgalerie und verschiedene Vermittlungsangebote – auch für Kinder – zum Leben und Werk des Komponisten bereit hält (www.maxreger.info).

Zu kurzweiligen Ausflügen in die Geschichte des deutschen Rundfunks lädt das Deutsche Rundfunkarchiv ein. In verschiedenen Dossiers werden gesellschaftliche, politische, kulturelle und technische Aspekte vornehmlich des 20. Jahrhunderts mit Hörfunk- und Fernsehaufnahmen, Bild- und Schriftgutdokumenten illustriert. „Über den Wolken" erzählt von den Pionieren der Luft- und Raumfahrt, „Nervenkitzel pur" von Krimis im Fernsehen und Hörfunk der DDR, „Der Klang der Weimarer Zeit" vermittelt den Zeitgeist dieser Jahre (www.dra.de).

Viele Museen nutzen nun besonders aktiv ihre Social-Media-Kanäle, um mit ihren Besuchern in Kontakt zu bleiben. Das Goethe-Museum Düsseldorf etwa kommt jeden Mittwochabend via Instagram Live mit ihnen ins Gespräch über Goethe und Literatur, mit einem Überraschungsgast in jeder Folge, und postet auf Twitter, Facebook und Instagram Gesundheitstipps von Goethe und seinen Leibärzten.

Zahlreiche digitale Ausstellungen können im Netz besichtigt werden. Die Deutsche Kinemathek zeigt unter anderem Filmplakate aus dem Salzbergwerk Grasleben, die Marlene Dietrich Collection Berlin und das Ken Adams Archiv (www.deutsche-kinemathek.de). Die Datenbank „Heartfield-Online" des Archivs der Akademie der Künste ist in KULTUR lebendig 1/19 vorgestellt worden (www.heartfield.adk.de). Nun ist sie zusätzlich als multimediale Ausstellung, wiederum mit dem Storytelling-Tool Pageflow umgesetzt, abrufbar.

In „Nietzsche Superstar. Ein Parcours der Moderne" der Klassik Stiftung Weimar kann Leben, Denken und Wirken der Kultfigur Friedrich Nietzsche erkundet werden – ergänzt um Nietzsche-Geschichten im Blog und verschiedene Recherchemöglichkeiten (www.klassik-stiftung.de). Auch auf Plattformen wie Google Arts & Culture und Museum digital lassen sich Objekte aus Beständen unserer Mitgliedsinstitute entdecken.

bauhaus_werkblatt #2: Bastelanleitung nach dem Vorbild einer Arbeit der Bauhäuslerin Monica Bella Ullmann-Broner aus dem Vorkurs bei Josef Albers um 1929/30, © Bauhaus-Archiv / Doro Petersen

Wer dagegen selbst kreativ werden möchte, wird auf den Seiten des Bauhaus-Archivs Berlin fündig: Ein interaktives Video des rbb macht Stationen einer Ausstellung zum legendären Bauhaus-Vorkurs aus dem temporary bauhaus-archiv zu Hause erlebbar. Viele Vorkurs-Übungen können ganz einfach nachgemacht werden. Zum Mitmachen lädt auch die bauhaus_werkstatt ein, mit schön gestalteten Werkblättern und Video Tutorials, die Lust machen, zu Hause zu basteln, zu gestalten und zu entdecken. Das Archiv wartet darüber hinaus mit einer großen Auswahl von Angeboten auf, mit denen das Bauhaus von zu Hause aus entdeckt werden kann, vom Open Archive Walter Gropius bis zum Live-Stream von der Baustelle des Museumsneubaus (www.bauhaus.de).

Auch das ebenfalls wegen Umbaus ohnehin geschlossene Buddenbrookhaus bleibt online weiter zugänglich: Stöbern Sie im Archiv, entschlüsseln Sie den weitverzweigten Stammbaum der Familie Mann oder lassen Sie sich in der „Buddenbrooks Homestory" von Tony Buddenbrook durch das Interimsquartier im Museum Behnhaus führen (www.buddenbrookhaus.de).

Viele spezielle Angebote gibt es für Kinder, die derzeit ganz besonders unter Langeweile leiden: Das Beethoven-Haus Bonn veranstaltet einen Malwettbewerb „Ein Blick aus meinem Fenster" (Einsendeschluss 30. April 2020), in „Hallo Beethoven" kann der Komponist interaktiv kennengelernt werden (www.beethoven.de). Das kunst aktiv-Team der Kunsthalle Emden hat sich überlegt, wie sich Kinder auch zuhause mit großer Kunst beschäftigen können (www.kunsthalle-emden.de), die Kunsthalle Bremen bietet Mal- und Zeichenhefte zum Download an (www.kunsthalle-bremen.de) und die Franckeschen Stiftungen zu Halle verschiedene Bastelanleitungen, etwa zu Ostern für Bommelküken, und, sehr praktisch, ein Rezept für bunte Knetseife, damit das Händewaschen mehr Spaß macht (www.francke-halle.de).

Last but not least sei noch einmal auf unser eigenes Gemeinschaftsprojekt hingewiesen. Auf www.wege-nach-rom.de nehmen wir Sie mit auf eine virtuelle Reise nach Rom. Ihre Reisebegleiter sind nicht nur Goethe, sondern auch der Bildhauer Gerhard Marcks, die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Prinz Friedrich IV. von Sachsen-Gotha-Altenburg, Johann Joachim Winckelmann oder Maximiliane von Arnim. Erfahren Sie, wie die Post früher über die Alpen kam oder was das „Rom" des Komponisten Max Reger war. In multimedialen Reportagen zeichnen verschiedene AsKI-Mitgliedsinstitute Reisewege nach, berichten von Begegnungen und Erlebnissen, von Begeisterung und Enttäuschung, von Studienaufenthalten und Exil.

AsKI Storytelling-Projekt ‘Alle Wege führen nach Rom‘ - Screenshot der Startseite: www.wege-nach-rom.de, © AsKI e.V.

„Alle Wege führen nach Rom" – angesichts von Ausgangssperren, Kontaktverboten und Grenzschließungen kann man das gerade leider nicht sagen. Natürlich können virtuelle Reisen keinen Ersatz für den ausgefallenen Osterurlaub bieten. Aber vielleicht haben Sie trotzdem Lust, in Gedanken nach Rom zu reisen und sich dort die Zeit zu vertreiben. Nur vorübergehend... bis die Zeiten wieder besser werden!

Dr. Jessica Popp
Projekte und Redaktion, AsKI e.V.

 

AsKI KULTUR lebendig 1/2020

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