AsKI-Fachtagung: „Hauseigene Publikationen. Funktion – Vertrieb – Ertrag“

AsKI-Fachtagung ‘Hauseigene Publikationen‘ im Museum Wilhelm Busch, Hannover, Foto: Franz Fechner, Bonn

Sind Kataloge und Fachbücher noch zeitgemäß? Der Verkauf ist in den meisten Häusern rückläufig. Liegt das nur an neuen Rezeptionsgewohnheiten in Zeiten des digitalen Wandels, am veränderten Medienkonsum und Leseverhalten oder auch an einer medialen Übersättigung des Publikums? Andererseits sind derartige Publikationen unverzichtbar, nicht zuletzt auch was das Image der Häuser und den Nachhaltigkeitsfaktor von Ausstellungen und Projekten angeht. Wohin geht die Entwicklung?

Im September 2018 trafen sich im Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover zahlreiche mit der Problematik vertraute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Verbund des AsKI, um untereinander und mit externen Fachleuten diese und ähnliche Fragestellungen zu diskutieren. Die Moderation des zweitägigen Erfahrungsaustausches übernahm dabei in bewährter Weise Maximilian Müllner, Verwaltungsdirektor und Mitglied der Geschäftsführung der Akademie der Künste, Berlin.

Anke Simon vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. in Frankfurt am Main zeichnete in ihrem Eröffnungsvortrag „Zahlen und Fakten zum deutschen Buchmarkt" ein differenziertes Bild, mit Licht und Schatten, aber auch zukünftigen Chancen für das gedruckte Buch. Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, machte in ihrem Erfahrungsbericht Mut und warb dabei für vorbildlich gestaltete Bücher. Die Leiterin des Verlages des Germanischen Nationalmuseums, Christine Kupper, stellte neben einem Abriss zur traditionsreichen Geschichte des Verlages und seines Programms, die sachlichen und finanziellen Gründe für eine eigene Verlagsabteilung, Produktionsmodelle sowie Finanzierung, Vertrieb und Verkauf vor. Auch Metta Scholz, Leiterin Veröffentlichungen der Franckeschen Stiftungen, wusste über die lange Geschichte einer Verlagstätigkeit zu berichten, die bis in die Gründungszeit der Stiftungen zurückreicht. Sie betonte, dass sich heutzutage, besonders bei den wissenschaftlichen Publikationen, die Zusammenarbeit mit einem Kommissionspartner als sehr fruchtbar herausgestellt habe.
Rolf Aurich, Lektor, Redakteur und Autor an der Deutschen Kinemathek Berlin, stellte die Publikationspolitik seines Hauses vor, die vom anfänglichen Veröffentlichen im Selbstverlag bis hin zu verschiedenen Kooperationsformen mit Verlagen auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Finanzierungsformen reicht. Das Thema „Publikationsverkauf bei Amazon durch Kultureinrichtungen", ein damit verbundenes, recht umständliches und mitunter aufwändiges Verifikationsverfahren, Verkaufsmodelle und anfallende Gebühren, wurde ausführlich von Kai Lange behandelt, der bis Frühjahr 2018 bei der Klassik Stiftung Weimar im Bereich Publikationslogistik tätig war. Mit „Miró 360°: Augmented Reality im Ausstellungskatalog", präsentierte Patrick Blümel, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Max Ernst Museum Brühl des LVR, eine im Rahmen einer Ausstellung entwickelte App, die erstmals vollständige räumliche Erfassung der im Katalog abgebildeten Kunstwerke ermöglicht. Ausgewählte Plastiken können auf diese Weise in einer virtuellen Rundansicht betrachtet und in ihrer Materialität und Plastizität erkundet werden, eine mehr als interessante Erweiterung des gedruckten Buches. Stephanie Ecker, geschäftsführende Mitgesellschafterin des Deutschen Kunstverlags von 2010 bis 2017, machte die schwierige Lage der spezialisierten Verlage deutlich, die in den letzten Jahren durch die grundlegende Änderung sämtlicher Voraussetzungen für alle Akteure entstanden sei. Aber auch sie konnte anhand von Beispielen über gelungene Kooperationen zwischen Museum und Verlag berichten, wobei die eigentliche Hauptperson, der Käufer und Leser, wieder ins Zentrum der Überlegungen gerückt wurden. Zum Abschluss der Tagung kam Gereon Urmetzer, Buchhandelskaufmann, spezialisiert auf Vertrieb und Marketing für Fachverlage, zu Wort: „Wohin mit dem Stolz und den vielen, schönen Büchern?" Er zeigte Wege auf, wie man über den Buchhandel neue Teile der Zielgruppe erreichen kann.

Bei herrlichem Wetter führte Direktorin Gisela Vetter-Liebenow durch den herbstlichen Museumsgarten und das klassizistische Palais mit der Sonderausstellung „Zum Genießen! Kulinarisches aus den Sammlungen des Museums".

Franz Fechner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit AsKI e.V


AsKI KULTUR lebendig 2/2018

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