100 jahre bauhaus - Exponat, Experiment, Erlebnis. Ein neues Bauhaus-Museum für Weimar

Die Bauhäusler selbst hingegen mussten in einer an Ambivalenzen reichen Zeit um Geltung ringen. Was heute oft so unverfänglich als gelungenes Erzeugnis der „Moderne" daherkommt, hatte am Anfang tatsächlich eine ebenso brüchige Gestalt wie die Zeit, aus der es stammt. Von dieser Frühphase des Bauhauses wollen und müssen wir in Weimar erzählen. Mit seiner Ausstellung und einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm will das neue Museum daher Weimar als Ort der Moderne ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Derzeit errichtet die Klassik Stiftung den Museumsneubau nördlich der Innenstadt, am Rande des Weimarhallenparks und in direkter Nachbarschaft zum nationalsozialistischen „Gauforum". Mit dieser Wahl des Standorts gewinnt das Haus für seine museale Arbeit entscheidende Impulse, die sich auf das gesamte Spektrum der Moderneentwicklung beziehen. Das Bauhaus-Museum Weimar versteht sich folgerichtig als offener Ort der Begegnung und Diskussion. In einem minimalistischen, nachts eindrucksvoll leuchtenden Kubus der Architektin Heike Hanada wird es auf fünf Raumebenen und 2.000 m2 Ausstellungsfläche zeigen, dass die Ideen des Bauhauses auch heute noch relevant sind. Die auf Walter Gropius zurückgehende Frage „Wie wollen wir zusammenleben?" bildet dabei den Ausgangspunkt und roten Faden durch die Ausstellung, die Spitzenstücke der inzwischen 13.000 Objekte umfassenden Weimarer Bauhaus-Sammlung zeigen wird. Auf diese Weise verknüpft das Museum die Geschichte des Bauhauses in Weimar mit Fragen nach der Lebensgestaltung von Heute und Morgen. Im Zentrum eines neu entstehenden Kulturquartiers der Stadt bietet es zeitgenössische Perspektiven auf die Wirkungsgeschichte der Moderne von ihren Anfangen bis heute.

Parkebene und Erdgeschoss des Museums werden für Besucher kostenfrei zugänglich sein. Die Ausstellung in den drei Obergeschossen orientiert sich an thematischen Schwerpunkten von „Der Neue Mensch" und „Schule als Experiment" über „Neuer Alltag" und „Neues Wohnen" bis zur Frage „Was bleibt?", der anhand ausgewählter Aspekte im Wirken der drei Bauhaus-Direktoren Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Hannes Meyer begegnet werden soll. Im unmittelbar benachbarten Neuen Museum Weimar wird zudem die neue ständige Ausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900" direkt auf das Bauhaus-Museum Bezug nehmen. Das „Haus Am Horn", die einzige Bauhaus-Architektur in Weimar und Teil des UNESCO-Welterbes, wird mit einer Korrespondenzausstellung die Idee des modernen Wohnens für Besucher in einem architektonischen Denkmal erfahrbar machen.

Den Aufbruchsgeist der frühen Jahre des Bauhauses erlebbar zu machen, die Ideen, Experimente und Methoden in ihrer vielschichtigen Wirkung zu vergegenwärtigen und das Bauhaus im 21. Jahrhundert zu verorten – das ist der Anspruch des Bauhaus-Museums Weimar.

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher Klassik Stiftung Weimar

AsKI KULTUR lebendig 2/2018