AsKI e.V.: Botschafterin deutscher Kultur in Italien

Maria Gazzetti, Foto: Kerstin Schomburg

Zum Abschied von Maria Gazzetti
Mit großem Dank verabschieden wir uns nach fast 10 Jahren erfolgreicher Arbeit von der Direktorin des Museums Casa di Goethe Maria Gazzetti. Die gebürtige Italienerin mit kulturellen Wurzeln in Deutschland blickt auf eine höchst erfolgreiche Dekade des römischen Museums zurück.

Zu nennen wäre eine lange Reihe origineller und erfolgreicher Ausstellungen, die Geschichte und Gegenwart aufeinander bezogen. Man denke hier etwa an jene über den „Cimitero acatolico", über „Lady Hamilton", die Fotografin Barbara Klemm, den Installationskünstler Via Lewandowsky oder über die italienischen Reisen von Joseph Beuys.

Am Fuße der Pyramide - Katalog dt.

Zu verdanken sind ihr aber auch Meilensteine in der Museumsarbeit wie die Publikation des Bestandsverzeichnisses der Kunstsammlung des Museums, die Erschließung von Archiv und Bibliothek des Deutschen Künstlervereins in Rom und wichtige Neuerwerbungen wie Tischbeins „Allegorie der Malerei und Dichtung". In den Literatenkreisen beider Länder zuhause, ist es ihr mit innovativen Begleit- und Vermittlungsprgrammen gelungen, auch das italienische Publikum anzusprechen und die Casa di Goethe zu einem lebendigen Ort des deutsch-italienischen Dialogs zu machen.

Konstellation 1 : Fundstücke deutscher Geschichten auf Streifzügen durch Rom

Maria Gazzetti war es stets ein großes Anliegen, den Italienern Deutschland und die deutsche Literatur näherzubringen, sie verstand sich stets als Botschafterin deutscher Kultur in Italien. Mit dem von ihr ins Leben gerufenen Veranstaltungsformat „Roma incontra Berlino / Berlin trifft Rom", umgesetzt gemeinsam mit dem 2021 verstorbenen Direktor des Italienischen Kulturinstituts in Berlin, Prof. Luigi Reitani, ist es ihr gelungen, den künstlerischen Austausch zu intensivieren.

Unter ihrer Leitung wurde auch das erfolgreiche Stipendienprogramm der Uwe und Karin Hollweg Stiftung fortgesetzt. Zahlreiche Künstler, Autoren und Journalisten hatten Gelegenheit, eine Zeitlang am historischen Ort zu forschen und zu schreiben. Ihre Arbeitsberichte wurden nun in einer eigenen Publikation zusammengefasst und dokumentieren eindrucksvoll das Themenspektrum, das sich auch heute aus der Beschäftigung mit Goethes Italienischer Reise (im weitesten Sinne) ergibt.

Borsa di Studio 2013-2020

Ihre Nachfolge tritt nun der Kulturwissenschaftler Gregor H. Lersch an, bisher Leiter des Bereichs Ausstellungen und Kurator am Jüdischen Museum Berlin. Wir verabschieden Maria Gazzetti aber gewiss nicht in den „Ruhestand", das ist bei ihrer vor Ideen und Lebendigkeit sprühenden Persönlichkeit einfach nicht vorstellbar und sagen Glückauf zu allen künftigen Ideen und Projekten!

Dr. Ulrike Horstenkamp |
Geschäftsführerin des AsKI


Noch vier Fragen an Maria Gazzetti

Bevor Sie 2013 nach Italien zurückgekommen sind, haben Sie die meiste Zeit Ihres Lebens in Deutschland verbracht. Was hat Sie bei Ihrer Rückkehr nach Italien am meisten überrascht?

Die Veränderung der Alltagssprache: aggressiver, grober und ... dass der Himmel über Rom doch jeden Tag blau ist – ich hatte es fast vergessen.

Welche wesentlichen Unterschiede sehen Sie zwischen den Kultureinrichtungen in Deutschland und Italien?

In Deutschland haben auch die kleineren Kultureinrichtungen mehr Planungssicherheit, können auf mehr staatliche Förderung zählen. Besonders im Bereich der Literatur oder bei Häusern wie der Casa di Goethe ist in Italien kaum eine finanzielle staatliche Förderung vorhanden.

Beuys - Viaggi in Italia

Mit welchen Ausstellungen bzw. Veranstaltungen konnten Sie insbesondere das römische Publikum erreichen?

Besonders erfolgreich waren die Ausstellungen über das 300. Jubiläum des Nicht-Katholischen Friedhofs (Cimitero acattolico) und die Ausstellung über „Beuys Viaggi in Italia", die ich zusammen mit Giuseppe Garrera kuratiert habe. Die Italiener lieben Goethe, man bleibt neugierig auf die Geschichte der „grand tour" und darauf, wie zeit­genössische Künstler ihre eigenen Italienreisen erleben.

Es war Ihnen immer ein besonderes Anliegen als Mittlerin zwischen Deutschland und Italien zu wirken und Sie haben in einem Interview einmal gesagt, es sei ihr „Traum, mehr für die deutsche Literatur in Italien zu tun". Ist Ihnen das gelungen?

Ich habe mit Leidenschaft gute, weitere Bausteine gelegt, und es gibt weiter viel zu tun. Das wissen die deutschen Kulturinstitute in Rom und in Italien sehr wohl und sie kooperieren immer besser miteinander. Kultur ist immerwährender Dialog mit Missverständnissen – nicht Krieg.

AsKI kultur leben 1/2022

.

xxnoxx_zaehler