Wulf Herzogenrath - Direktor der Kunsthalle Bremen - Zum 60. Geburtstag

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Prof. Dr. Wulf Herzogenrath (geb. 23.3.1944 in Rathenow/Mark Brandenburg), promovierte 1970 in Bonn bei Prof. von Einem in Kunstgeschichte über Oskar Schlemmers Wandbilder.


1971/72 führte ihn die erste Anstellung an das Museum Folkwang Essen, nachdem er 1968 den Katalog "50 Jahre Bauhaus" bearbeitet und die weltweite Tournee betreut hatte.

 

Wulf Herzogenrath, © Foto: Britta Lauer, Köln

Herzogenrath initiierte und kuratierte ab 1973 zahlreiche Retrospektiven mit Œuvre-Katalogen im Kölnischen Kunstverein, dessen Direktor er 1973 mit 28 Jahren wurde und bis 1989 blieb. 1974 zeichnete er für die erste Video-Ausstellung in Köln verantwortlich, seitdem thematisiert er immer wieder die Neuen Medien, Fotografie, Film und Video in Ausstellungen, Texten oder Büchern. Für Nam June Paik bereitete er 1976 in Köln dessen erste europäische Einzelausstellung vor, schrieb die erste Monographie und veröffentlichte 1999 den 400 Seiten umfassenden Katalog zur Retrospektive in der Kunsthalle Bremen. Aber auch die jüngeren Künstler förderte er früh: so z. B. Klaus vom Bruch, Marcel Odenbach, Ulrike Rosenbach seit den 70er Jahren oder aktuell Björn Melhus und Diana Thater. Im Auftrag des Instituts für Auslandsbeziehungen konzipierte Herzogenrath 15 Ausstellungen zur Fotografie in Deutschland, die bis heute in der Welt "auf Tour" ist, 2004 z. B. in Singapur.

1977 und 1987 war Wulf Herzogenrath Mitglied im Leitungsteam der documenta 6/8 in Kassel und1985-1993 im Beirat des Goethe-Instituts München. In besonderem Maße engagierte er sich für die Probleme der Institutionen Kunstverein und Museum. Er gehörte zu den Mitgründern der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine und war von 1980-1990 deren erster Vorsitzender. 1979 lud er Daniel Spoerri zu dessen epochemachendem "Le Musée Sentimental de Cologne" ein. Für John Cage richtete er die erste europäische Einzelausstellung aus und veranstaltete mit ihm - wie überhaupt die neue Musik damals im Kunstverein zu Hause war - mehrfach Aufführungen, Lesungen und Ausstellungen.

Als Hauptkustos der Nationalgalerie Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (1989-1994) war er u. a. zuständig für die Konzeption des "Hamburger Bahnhofes" und richtete mehrere Ausstellungen aus (Rebecca Horn, Chia, Glöckner oder Otto Dix). Die "Freunde der Nationalgalerie" ermöglichten den Ankauf zahlreicher Werke, in deren Mittelpunkt die Neuen Medien, Licht und Ton stehen, z. B. von Viola, Hill, Lafontaine, Paik, Vostell, Leitner, Wilson, v. Bruch, Odenbach, Rosenbach u. a.).

Seit September 1994 ist Wulf Herzogenrath Direktor der Kunsthalle Bremen, seit Herbst 1995 Professor an der Hochschule für Künste Bremen. In enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Kunstvereins, der die Kunsthalle noch heute trägt, gelang die Sanierung des Gebäudes, die Verdoppelung der Mitgliederzahl auf jetzt über 6.000 sowie - in Kooperation mit dem Senat und der Bürgerschaft - die Aufstockung des Etats und die Schaffung eines Mittelbaus für die Kunsthalle, zur Aufarbeitung der verborgenen Schätze insbesondere des Kupferstichkabinetts (Publikationen zu den reichen Beständen von Delacroix, Barlach, der Plakate in Paris um 1900 u. a.) und zur Vermittlung der kammermusikalischen Sammlung.

Wulf Herzogenrath organisierte in den letzten Jahren erfolgreiche Sonderausstellungen. Eine Reihe widmete sich den Neuen Medien: John Lennon, Nam June Paik, Peter Campus, Björn Melhus, Diana Thater u. a. Die andere Reihe mit Kunst um 1900 - einem der Schwerpunkte der Sammlung - zog wahre Besucherscharen nach Bremen: Toulouse-Lautrec, Fritz von Uhde, "Der Blaue Reiter" (2000, 170.000 Besucher) oder "Van Gogh: Felder" (2002/03, 322.000 Besucher). Zur Zeit wird die nächste große Ausstellung für 2005/06 vorbereitet: "Monet und Camille. Frauenportaits im Impressionismus" sowie ein Projekt zur Erforschung und Sammlung der frühen Computerkunst seit den 60er Jahren (in Kooperation mit der Universität Bremen).

Mehrfach fand die Odyssee von im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Werken ein glückliches Ende. Die Bundeskulturstiftung schließlich ermöglicht in den nächsten zwei Jahren ein Projekt, das ein lang gehegter Traum von Wulf Herzogenrath war: Ein Team wird die 50 wichtigsten Videobänder in Deutschland seit 1963 auswählen, und diese werden dann in Ausstellungen und als Edition endlich für alle Interessierte zugänglich gemacht. Neben seinem Engagement für Bremens Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas ist Herzogenrath auch Mitglied verschiedener Jurys ("Kaiserring" Goslar, Marler Videopreis u. a.) und im Hochschulrat der Hochschule für bildende Kunst Braunschweig.

 

 

AsKI KULTURBERICHTE 1/2004

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