Villa Romana, Markus Lüpertz und "Heilige Klänge"

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Wie bereits mehrfach berichtet, feiert das von Max Klinger gestiftete Künstlerhaus Villa Romana in Florenz 2005 sein einhundertjähriges Bestehen.

 

Die Idee zur Errichtung der Villa Romana wurde demzufolge 1905 geboren und ihre Gründung in Weimar im Kreis des kurz zuvor am gleichen Ort konstituierten Deutschen Künstlerbundes beschlossen. Aus diesem Anlass zeigt die Villa Romana e.V. in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar - beides AsKI-Mitgliedsinstitute - und der Deutsche Bank Stiftung eine umfangreiche Jubiläumsausstellung, die erstmals die Tätigkeit der Villa Romana als herausragendes Beispiel privaten Mäzenatentums über den gesamten Zeitraum ihres Bestehens thematisiert.

Die Jubiläumsausstellung wurde am 7. Oktober 2005 in einem Festakt des Villa Romana Vereins eröffnet. Nach der Begrüßung des thüringischen Kultusministers und Vorsitzenden des Stiftungsrates Klassik Stiftung Weimar, Prof. Dr. Jens Göbel, folgten Grußworte von Dr. Knut Nevermann (Ministerialdirektor der Bundesregierung bei der Beauftragten für Kultur und Medien), Dieter Groll (Vorstandsvorsitzender des Villa Romana e.V.) und Michael Münch (Mitglied des Vorstandes der Deutsche Bank Stiftung). Die Laudatio auf die Villa Romana hielt der geschäftsführende Direktor des Kunsthistorischen Instituts Florenz, Prof. Dr. Gerhard Wolf. Die rhetorisch und inhaltlich brillante abschließende Rede hielt Prof. Markus Lüpertz, Rektor der Kunstakademie Düsseldorf, zum Thema "Villa Romana - eine Erinnerung", in dem der Villa-Romana-Preisträger des Jahres 1970 mit anschaulichen Worten den Alltag des Künstlerhauses Villa Romana schilderte.

Im Neuen Museum Weimar präsentiert die zentrale Ausstellung im Jubiläumsjahr der Villa Romana noch bis zum 15. Januar 2006 ein breites Spektrum künstlerischer Arbeiten, die im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in der Villa Romana entstanden sind. In der Ausstellung wird auch das verdienstvolle Wirken von Prof. Hermann Herold gewürdigt, der zunächst als stellvertretender Chefsyndikus der Deutschen Bank in den schwierigen Jahren der NS-Herrschaft mit der Villa Romana befasst war und sich dann nach 1945 - zunächst ohne Auftrag der Deutschen Bank - als Rechtsanwalt in Düsseldorf und von 1949-1961 als Vorstandsvorsitzender des Villa Romana Vereins für die Wiedererrichtung des Künstlerhauses Villa Romana engagierte. Zweifellos gehört es zu den Qualitäten des Villa-Romana-Preises, dass er oft zukunfts weisend am Beginn einer internationalen Künstlerkarriere steht. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit entfaltet die Ausstellung mit etwa 160 Werken von 80 Künstlern auf drei Etagen des Neuen Museums Weimar ein beeindruckendes Panorama deutscher Kunst- und Zeitgeschichte (s. hierzu ausführlich Heft 2/05 des AsKI-Newsletters "KULTUR lebendig", S. 14-15).

Max Klinger, Bildhauer, Radierer und Maler aus Leipzig, ließ sich in seinem künstlerischen Oeuvre, beim Kauf der Villa Romana und der Ausreichung des Villa-Romana-Preises leiten von einer Rückbesinnung auf antike Traditionen, von einer christlich-religiösen Sinn- und Identitätssuche, seiner Italiensehnsucht und seiner Liebe zur Natur. Diese vier Motive prägen als geistiges Vermächtnis Klingers das Selbstverständnis und die Arbeit der Villa Romana und ihrer Stipendiaten bis heute.

 

Villa-Romana-Preisträger 2005, Robert Klümpen, Kirche, Acryl auf Leinwand, 2003, © Foto: Andreas M. Rauch, Bonn/Berlin

 

So charakterisiert eine christlich-religiöse Sinn- und Identitätssuche auch die Ölbilder des Malers und ehemaligen Studenten der katholischen Theologie Robert Klümpen, Villa-Romana-Preisträger 2005. Und der Festreigen zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung endete mit einer Raum-Klang-Komposition der Villa Romana-Preisträger des Jahres 1998, Johannes Brunner und Raimund Ritz, in der Herz-Jesu-Kirche in Weimar. Dieses Konzert adapiert die liturgische Form des katholischen Gottesdienstes, die die Feier des Opfers begleitet mit Anrufung, Lobpreisung, Bekenntnis und der Bitte um göttlichen Frieden. Mit computer-transformierten Solostimmen treten "wirkliche" Klangquellen, elementare, technisch manipulierte Geräusche der Natur in Dialog: Donner und Regen - so wie das Gebet des Menschen in Dialog tritt mit Gott, dessen Stimme in ihrer Machtfülle dem Donner gleicht (Joh. 12,28f).

Im Oktober 2005 wurden in Weimar durch den künstlerischen Beirat die Villa-Romana-Preisträger 2006 ernannt: Stefan Thater, Hamburg (geb. 1968), Simon Dybrroe Møller, Berlin (geb. 1976), Andrea Hanah, München (geb. 1969), Anna Kerstin Otto, Frankfurt (geb. 1972) und Andreas Plum, Düsseldorf (geb. 1977) als Gastkünstler. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bank von Heydebreck und der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Villa Romana Vereins, Dr. Wegener, wurden in den allgemeinen Beirat der Villa Romana wieder gewählt. Der Leiter der Villa Romana, Commendatore und Professor e.h. Joachim Burmeister wird Ende Juni 2006 aus seinem Amt ausscheiden - seine Pflege der historischen Bedeutung der Villa Romana und seine Kontakte in die deutsche und italienische Kunstszene werden für den Villa-Romana-Verein Verpflichtung sein.

 

Andreas M. Rauch

 

Aktuelle Informationen zum Künstlerhaus Villa Romana können entnommen werden unter: www.villaromana.org

 

 

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 3/2005

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