Stiftung Buchkunst Frankfurt a.M. / Leipzig : Wie feiert eine Stiftung Jubiläum? 50 Jahre Stiftung Buchkunst

Die Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer/innen porträtieren, die für Ausrichtung und Arbeit der Stiftung von großer Bedeutung waren. Die Menschen hinter der Stiftung zum Geburtstag feiern. Im Falle der Stiftung Buchkunst ginge dies jedoch in eine grundlegend falsche Richtung, denn bei ihrer Arbeit geht es niemals um sie selbst. Die Stars der Stiftung sind und bleiben die Bücher und all diejenigen, die dazu beitragen, dass sie in vollem Glanz erstrahlen. Nämlich die Gestalter, Hersteller, Drucker, Buchbinder, Verleger, Papierhersteller ...

Die schönsten deutschen Bücher 1977 Und so soll es auch im fünfzigsten Jahr der Stiftung sein: Wir feiern die Schönheit der Bücher. Wir feiern die ganze Bandbreite der „Schönsten deutschen Bücher". Tausende stehen im Archiv der Stiftung. Große, kleine, dicke, dünne, weiche, harte, Ratgeber, Romane, Kunstbände, Taschenbücher, Schulbücher ... Alle „Schön" – nicht nur im Auge des Betrachters.

Unterschiedliche Genres benötigen unterschiedliche Gestaltungen – die Herausforderungen divergieren zwischen einem medizinischen Fachbuch und einem Bilderbuch. So ist ein Vogelführer für seine Zeit und seinen Zweck ebenso ein „Schönstes Buch", wie der großformatige Bildband mit exzellentem Druck.

Tagelang versinken könnte man in dem Archiv. Es schreibt seine eigene Geschichte. Dokumentation nicht nur über Trends der Typografie, Druckkunst, Bindetechnik, Layout, sondern auch Dokumentation unserer Zeit.

Aber wie sind all diese Schönsten in das Archiv gelangt? Sie haben sich dem Wettbewerb gestellt. Sie wurden von einer Fachjury, Experten der Buchgestaltung und Herstellung in einem mehrstufigen Juryverfahren auf unzählige Kriterien geprüft. Gutes und auch weniger Gutes auf den Bewertungsbögen dokumentiert, durch Offenlegen der Bögen die Entscheidungen transparent gemacht. Die Bewertungen in einen Jurybericht übersetzt, der in die jährlich erscheinenden Kataloge einging.

Die schönsten deutschen Bücher 1997 Das macht also die Stiftung Buchkunst seit 50 Jahren. Zum Wettbewerb aufrufen, eine Jury zusammenstellen, über zwei Wochen aus allen Einsendungen die „Stars" suchen und finden. Einen Katalog herausgeben. Diese Kataloge stellen ein entscheidendes Werkzeug für die Wirksamkeit der Arbeit nach außen dar. Anfangs schmale, rein typographisch gestaltete Oktavbroschuren von ca. 80 Seiten wuchsen sie ab 1979 ins Format Großoktav und erhielten attraktive vierfarbige Umschläge. Es wurden nun sehr hochwertige Papiere und eine großzügige Typographie eingesetzt, so dass die Kataloge selbst zum Botschafter ihres Themas wurden: vorbildlich in Gestaltung und Materialität. Seit 1991 werden die Kataloge mehrfarbig gedruckt und wachsen im Umfang auf bis zu 420 Seiten. Jeder Jahrgang wird von einem anderen Buchgestalter(team) betreut – so spiegeln die Kataloge sehr unterschiedliche Möglichkeiten der Gestaltung und sind auch hierin Botschafter der Sache selbst.

Die schönsten deutschen Bücher 2007 Und was passiert mit den Büchern? Natürlich wandern sie ins Archiv, viel entscheidender – sie wandern auch durch die Lande. An mehr als 70 Orten im In- und Ausland werden sie dem Publikum näher gebracht. Und dieses auch seit Anbeginn.

Vieles hat sich also nicht verändert in den letzten 50 Jahren. Ein Wettbewerb, ein Katalog, Ausstellungen, Messen, Preisverleihung. Klar, Kriterien wurden angepasst, die Zahl der Prämierten wurde immer mal nach oben oder unten gesetzt, die Bewertungsbögen verändert. Der Grundsatz, die jeweils besten (Gebrauchs)Bücher ihrer Kategorie in Gestaltung, Herstellung und Produktion zu küren und sie in die Branche und Öffentlichkeit zu tragen, ist geblieben. Ein offensichtlich tragfähiges Konzept, das die Stiftungsinitiatoren vor über 50 Jahren aufgestellt haben. Dafür müssen wir sie nun doch loben und feiern und das Versprechen geben, die Stiftung in ihrem Sinne in die Zukunft zu begleiten. Die Förderung möglichst guter Gestaltung und Produktion ist, solange es gedruckte Bücher gibt, eine wichtige Aufgabe. Die Stiftung Buchkunst hat in den zurückliegenden Jahrzehnten dafür einen wesentlichen Beitrag geleistet. Es wird auch in 50 Jahren noch gedruckte Bücher geben – auf weitere 50 Jahre Stiftung Buchkunst!

Katharina Hesse

Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst

AsKI KULTUR lebendig 2/2016

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