Stiftung Bach-Archiv Leipzig - Unbekanntes Vokalwerk von J. S. Bach entdeckt

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Johann Sebastian Bach (eigenhändig notiert), Strophenarie mit Ritornell, 1713 für Solo-Sopran, Streicher, Basso continuo Anlass: 52. Geburtstag von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662-1728) Fundort: Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, Mai 2005, © Foto: Stiftung Bach-Archiv Leipzig

Eine unbekannte Komposition Johann Sebastian Bachs wurde unter den Beständen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aufgefunden.

Die Entdeckung gelang Michael Maul, seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bach-Archivs Leipzig, im Zusammenhang mit der von ihm vorgenommenen systematischen Sichtung der kirchlichen, kommunalen und staatlichen Archive Mitteldeutschlands.  Dieses Forschungsprojekt wird seit 2002 vom Bach-Archiv Leipzig unter Leitung von Professor Christoph Wolff durchgeführt und von der Ständigen Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik e. V., dem Packard Humanities Institute sowie dem William H. Scheide Fonds gefördert.

Bei der eigenhändigen Partitur handelt es sich um eine Strophenarie mit Ritornell für Sopran, Streicher und Basso continuo, die Bach im Oktober 1713 anlässlich des 52. Geburtstags des Herzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662-1728) komponierte. Er stand seinerzeit als Hoforganist in dessen Diensten (1708-1717). Autor des zwölfstrophigen geistlichen Gedichtes mit dem Textbeginn „Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn,“ dem Wahlspruch des Herzogs, ist Johann Anton Mylius. Es gab bislang keine Hinweise auf die Existenz dieser Komposition. Auch tauchte in den siebzig Jahren seit Entdeckung des Kantatenfragments „Bekennen will ich seinen Namen“ (BWV 200) im Jahr 1935 kein unbekanntes Bachsches Vokalwerk mehr auf.

Bei dem neuen Fund handelt es sich um eine in sich geschlossene Komposition – kein größeres Werk, sondern ein Gelegenheitswerk erlesener Qualität. Als exquisites Beispiel einer Strophenarie bildet es den einzigen Beitrag Bachs zu dieser in Deutschland um 1700 bedeutsamen musikalischen Gattung. Zudem erhöht die genaue Datierbarkeit der Komposition die Bedeutung des Werkes für die stilistische Entwicklung des Komponisten. Eine Erst- und Faksimileausgabe wird im Herbst 2005 im Bärenreiter-Verlag Kassel erscheinen; die Ersteinspielung wird von Sir John Eliot Gardiner vorbereitet, dem diesjährigen Träger der Bach-Medaille der Stadt Leipzig.

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