Städel Museum, Frankfurt Main: Großzügige Schenkung: ‘Madonna mit Kind‘ von Guercino ergänzt die Altmeistersammlung des Hauses

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Giovanni Francesco Barbieri, gen. Il Guercino (1591 Cento – 1666 Bologna), Madonna mit Kind, um 1621-22, Öl auf Leinwand, eErworben 2010 als Schenkung von Eduard und Barbara Beaucamp, Städel Museum, Frankfurt am Main

Kurz vor Weihnachten konnte das Städel Museum eine spektakuläre Schenkung vermelden: Das Frankfurter Ehepaar Barbara und Eduard Beaucamp stiftete dem Städel die um 1621/22 entstandene „Madonna mit Kind" von Guercino, einem der bedeutendsten Maler des italienischen Barocks.

Das ebenso kostbare wie kunsthistorisch bedeutende Werk ist eine wichtige Ergänzung für die Altmeistersammlung des Hauses, wo es im Rahmen der Neueröffnung des Museums ab Februar 2012 zu sehen sein wird. Städel-Direktor Max Hollein dankte dem Ehepaar Beaucamp für deren ausgesprochene Großzügigkeit und ihr Engagement für das Städel Museum. Hollein bezeichnete die Schenkung als ein „wunderbares Weihnachtsgeschenk für das Städel, ganz im Sinne der vor knapp 200 Jahren von unserem Stifter Johann Friedrich Städel begründete Tradition des bürgerlichen Engagements‘‘.

Barbara und Eduard Beaucamp hatten die „Madonna mit Kind" 1981 im Frankfurter Kunsthandel entdeckt und damals weit unter ihrem tatsächlichen Wert erworben, da das Kunstwerk als Kopie des 19. Jahrhunderts bewertet wurde. Die geschulten Augen des Kunstkritikers - Eduard Beaucamp war langjähriger Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung - und seiner Ehefrau Barbara Beaucamp - ebenfalls promovierte Kunsthistorikerin und Porzellan-Expertin - erkannten jedoch die außergewöhnliche Qualität des Gemäldes. Die Sammler zeigten es dem englischen Guercino-Spezialisten Sir Denis Mahon. Seine Expertise sowie umfangreiche nachfolgende Untersuchungen bestätigen, dass es sich bei dem Sensationsfund um ein eigenhändiges Gemälde Guercinos handelt. Seitdem wurde das Werk in den großen monographischen Guercino-Ausstellungen 1991 in Bologna und 2003 in Mailand gezeigt und fand den ihm gebührenden Platz in den von Luigi Salerno und David M. Stone herausgegebenen Guercino-Werkverzeichnissen.

Bereits die Kunstliteratur des 17. Jahrhunderts rühmte die „Natürlichkeit" in Guercinos Kunst. Die besonders geschätzte Licht- und Schattenwirkung in Guercinos Bildern, die man in der „Madonna mit Kind" besonders gut nachvollziehen kann, stellt einen Reflex auf die Innovationen Caravaggios dar, dessen Kunst er vor allem vermittelt über Ludovico Carracci kannte. 1621 holte Guercinos besondere Förderer, Alessandro Ludovisi, den Künstler nach Rom - der frühere Erzbischof von Bologna war als Gregor XV. zum Papst gewählt worden. Hier mag Guercino der unmittelbare Eindruck der Gemälde Caravaggios zu der Bildfindung der Frankfurter „Madonna mit Kind" inspiriert haben, in der sich die Dramatik des Hell-Dunkels und die Intimität der Halbfiguren mit der Konzentration eines religiösen Andachtsbildes verbinden.

AsKI KULTUR lebendig 1/2011

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