Schwarzer Schmetterling. Zwanzig Kapitel aus dem Leben des romantischen Dichters Clemens Brentano

Umschlaggestaltung: Nina Rothfos und Patrick Gabler, Hamburg unter Verwendung einer Zeichnung (1819) von Wilhelm Hensel, © Foto: Photo AKG Berlin

"Ich fühlte täglich deutlicher, dass ich nur im fantastischsten, romantischsten Leben Ruhe finden kann, du musst mir dazu helfen, sonst muss ich sterben."

Das ist der Hilferuf des jungen Dichters Clemens Brentano, adressiert an seine erste große Liebe, Sophie Mereau. In diesem einen leidenschaftlichen Satz finden sich die zentralen Motive, die das Leben des Künstlers bestimmen: die radikale Forderung nach einem unbürgerlichen, allein der Fantasie und Poesie geweihten Leben, die Sehnsucht des vom Dämon getriebenen Genies nach Ruhe und Harmonie - und schließlich die Hoffnung auf erlösende Liebe.

Mit seinem Buch "Schwarzer Schmetterling. Zwanzig Kapitel aus dem Leben des romantischen Dichters Clemens Brentano" legt der Romantikforscher und Brentano-Spezialist Hartwig Schultz die erste moderne Biographie eines der begabtesten und zugleich rätselhaftesten Künstler der deutschen Literatur vor. In den Kapiteln verfolgt der Autor so souverän wie sensibel die einzelnen Lebensstationen Brentanos. Zum ersten Mal wertet er die in jüngster Zeit erschlossenen Quellen aus, bietet zahlreiche Proben der Brentanoschen Lyrik und der anekdotenreichen, kunstvoll ausgeformten Brieftexte und lässt dabei das Bild eines facettenreichen, liebebedürftigen und innerlich zerrissenen Menschen lebendig werden.

Schultz erzählt die Tragödie eines Künstlers, dem es mit seiner Originalität, seinem Witz und vor allem der Magie seiner Sprache immer wieder gelingt, die Menschen um sich herum zu verzaubern und für sich zu gewinnen, und der doch einsam in seiner Kunst-Welt verfangen bleibt. Selten hat es einen Künstler gegeben, der so unbedingt seiner Kunst lebte und der so unbedingt am Leben scheiterte.

Wie kein Zweiter ist der Autor Hartwig Schultz dazu berufen, diese grundlegende Biografie Brentanos zu schreiben: Seit 1975 ist er Leiter der Brentano-Arbeitsstelle im Freien Deutschen Hochstift - Frankfurter Goethe-Museum, unter seiner Federführung sind bereits mehr als die Hälfte der geplanten 50 Bände der historisch-kritischen Brentano-Ausgabe erschienen. 1998 veröffentlichte er in der Anderen Bibliothek die enthusiastisch gefeierte Edition des Briefwechsels zwischen Clemens Brentano und Achim von Arnim.

Für diese Brentano-Biografie bezeugte Hermann Kurzke dem Autor eine "Sachkenntnis, der nichts mehr von der Mühe anzumerken ist, die es bedeutet haben muß, sie zu erwerben, (sie) fügt erstmals die Fakten, die Briefe, die Gedichte, die Zeugnisse aller Art so zusammen, daß jedes an seinen Platz zu stehen kommt, als hätte das Leben selbst es dorthin gestellt. Ohne daß der Schreiber selbst Emphase aufwenden müßte, entsteht aus den erstmals richtig gelesenen Quellen selbst ein tief bewegendes Buch." (FAZ, 14. Nov. 2000).

Hartwig Schultz: "Schwarzer Schmetterling". Zwanzig Kapitel aus dem Leben des romantischen Dichters Clemens Brentano, Berlin Verlag, Berlin, 2000, 538 S., Gebunden 48 DM/24 €

AsKI KULTURBERICHTE 3/2001

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