Max-Reger-Institut, Karlsruhe: Busch – Serkin – Reger – Riehen. Ausstellung und Kammermusikfestival in Riehen bei Basel

Max Reger mit Adolf und Fritz Busch u.a., Bad Pyrmont 25. Juli 1912, Foto aus dem Nachlass von Adolf Busch, Max-Reger-Institut, BrüderBuschArchiv F11181

Im Januar 1909 spielte Adolf Busch (1891–1952) dem Komponisten Max Reger (1873–1916) auswendig dessen Violinkonzert vor. Der Komponist war begeistert und konzertierte schon bald regelmäßig mit dem jungen Geiger.

Auch seine letzte große Konzertreise unternahm Reger mit Busch, den er als musikalischen Ziehsohn empfand und dem er seine letzte, unvollendet gebliebene Komposition widmen wollte. Busch wie auch dessen Schwiegersohn Rudolf Serkin blieben Regers Schaffen zeitlebens intensiv verbunden. Am Vorabend des Reger-Zentenariums 2016 war dies Anlass genug, die unterschiedlichsten Verbindungslinien im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Kammermusikfestivals Klangraum Riehen Marlboro im Kunst Raum Riehen in einer großen Ausstellung zu erkunden, die von 1. August bis 6. September zu sehen war.

Nach Regers Tod im Mai 1916 schrieb Adolf Busch an seinen ehemaligen Lehrer und Förderer Fritz Steinbach: „Lieber Onkel Fritz, gestern ist Max Reger beerdigt worden. Welch ein Verlust für uns alle! Ich habe das grosse Glück gehabt in der letzten Zeit ihm noch besonders nahe zu kommen, er war mein Freund und hielt mich für gut genug der seine zu sein."

Das BrüderBuschArchiv im Max-Reger-Institut hatte bereits 2009 eng mit dem Festival und seinem Initiator Egidius Streiff zusammengearbeitet, zahlreiche Materialien aus dem Archivbestand waren seither in Riehen zu sehen. Der Fokus auf die Beziehung Adolf Buschs und seines Schwiegersohns Rudolf Serkin zu Max Reger ermöglichte die Hinzuziehung abermals neuer, teilweise erst vor kurzer Zeit erworbener Bestände.

Reger und Busch gemein war eine große Liebe zur Musik Bachs, nicht nur als Interpreten, sondern auch als Herausgeber lange vergessener Kammermusikwerke. Während es aber von Busch und Serkin Bach-Einspielungen zur Genüge gibt, unterblieben Bach-Einspielungen Regers infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Reger wie Serkin machten Einspielungen für das Welte Mignon-Reproduktionsklavier, Reger spielte insgesamt zehn Originalkompositionen ein. In der Riehener Ausstellung war auf dem historischen Welte Mignon-Flügel neben Reger und Serkin auch Frieda Kwast-Hodapp zu hören, eine enge Freundin Regers und Uraufführungsinterpretin seines Klavierkonzerts f-Moll op. 114 wie auch der Telemann-Variationen op. 134 – und darüber hinaus Adolf Buschs Gastgeberin in den Sommermonaten der 1920er-Jahre auf dem Gut Holzdorf bei Weimar. Fünf Konzerte auf dem Welte Mignon-Flügel ergänzten musikalisch die Ausstellung unmittelbar, während sechs Kammerkonzerte und ein Liederabend als Kammermusikfestival einen eigenen Schwerpunkt setzten, u.a. durch Gegenüberstellung von Regers Klarinettenquintett A-Dur op. 146 und Buschs Flötenquintett C-Dur op. 68.

Max Reger, Violinsonate c-Moll op. 139, Stichvorlage. Privatbesitz Peter Serkin - mit freundlicher Genehmigung.Die intensive Reger-Pflege Adolf Buschs und Rudolf Serkins konnte in der Ausstellung nur beispielhaft erkundet werden, u. a. durch die Beleuchtung ihrer Konzerttätigkeit in der Schweiz und in Marlboro (Vermont). Eine ebenfalls für die Ausstellung vom BrüderBuschArchiv maßgeblich produzierte CD führt alle auf Tonträger erhaltenen Reger-Interpretationen Adolf Buschs zusammen; in einem Hörsessel konnten die Ausstellungsbesucher die Musik unmittelbar auf sich wirken lassen. Zu den besonderen Highlights der Ausstellung gehörte neben diesen klanglichen Aspekten die Präsentation von Faksimlia von Reger-Notenhandschriften, deren Originale sich im Max-Reger-Institut bzw. im Privatbesitz der Familie Serkin befinden.

Adolf Buschs und Rudolf Serkins enge Verbundenheit mit Regers Schaffen zeigte sich nach Regers Tod nicht nur in Buschs Mitwirkung an Reger-Festen bis 1932, sondern auch in Buschs wie Serkins Berufung zum Ehrenmitglied bzw. Kuratoriumsmitglied des 1947 von Elsa Reger gegründeten Max-Reger-Instituts. Heute steht das Max-Reger-Institut in regelmäßigem Kontakt mit der nächsten Generation, mit Peter und Judith Serkin ebenso wie mit Adolf Buschs Sohn Thomas Busch und seiner Nichte Hilde Grüters.

Dr. Jürgen Schaarwächter
wiss. Mitarbeiter
des Max-Reger-Instituts/Elsa-Reger-Stiftung

 

AsKI KULTUR lebendig 2/2016

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