Max-Reger-Institut / Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe: Max-Reger-Biennale Giengen

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Die Link-Orgel (1906) in der Evangelischen Stadtkirche Giengen an der Brenz, © Foto: Carsten Wriedt / organum Classics

2006 feierte die von den Gebrüdern Link gebaute spätromantische Orgel der evangelischen Stadtkirche in Giengen an der Brenz ihr 100-jähriges Jubiläum.

Nach mehreren Ansätzen in der Vergangenheit, bei denen jeweils KMD Professor Dr. Christoph Bossert (Trossingen/Würzburg) federführend war, hat nun die Stadt Giengen Bosserts Idee aufgenommen und die Organisation einer Biennale übernommen, die Max Reger, für dessen Œuvre die Giengener Orgel ganz besonders geeignet ist, ins Zentrum stellt; zahlreiche Kooperationspartner und verschiedene Sponsoren sorgten für ein vielfältiges und anspruchsvolles Programm.

Eröffnet wurde die Biennale am 1. September mit einer Podiumsdiskussion in der Karlsruher Musikhochschule. Christoph Bossert, der schweizerische Komponist Professor Klaus Huber, der Klarinettist Professor Wolfgang Meyer (Gastgeber als Rektor der Hochschule) und Professor Dr. Susanne Popp (MRI) diskutierten über verschiedene Aspekte der Regerrezeption und -interpretation; die Diskussion leitete Stephan Hoffmann-Benda (SWR). Ausgangspunkt war Arnold Schönbergs Briefäußerung an Alexander Zemlinsky "Reger muß meines Erachtens viel gebracht werden; 1. weil er viel geschrieben hat; 2. weil er schon tot ist und man immer noch nicht Klarheit über ihn besitzt. (Ich halte ihn für ein Genie.)" Das Eröffnungskonzert spielte Christoph Bossert in der Karlsruher Stadtkirche; die Heidenheimer Zeitung und die Badischen Neuesten Nachrichten sprechen von "höchster Kompetenz" des "überragenden Solisten", der selbst der problematischen Akustik des Raumes "mit verblüffender Klarheit und klanglicher Plastizität trotzte."

Die folgenden vierzehn Tage waren auf das Engste angefüllt mit Veranstaltungen. Orgelkonzerte international renommierter Künstler in Neuhausen auf den Fildern und Giengen hatten als besondere Zugabe, dass das Publikum per Großleinwand die Organisten "bei der Arbeit" beobachten konnte. Zu den Kammerkonzerten u.a. mit den Gastsolisten Andreas Lehnert und Wolfgang Meyer wurden wissenschaftliche Einführungen des Max-Reger-Instituts (Susanne Popp, Alexander Becker M.A.) geboten. Ein in der Trägerschaft der Akademie der Orgel e.V. veranstalteter Orgelmeisterkurs mit Christoph Bossert (außer in Giengen in Hoffenheim, Neuhausen auf den Fildern, Ochsenhausen und Maihingen mit herausragenden Instrumenten stattfindend) ließ die Nacht zum Tag werden und verursachte einmal ganz anderen nächtlichen "ruhestörenden Lärm"; auch zu diesem Kurs bot das Max-Reger-Institut (Dr. Stefanie Steiner) wissenschaftliche Unterstützung. Alexander Becker beleuchtete in den Räumen der Giengener Orgelbaufirma Gebr. Link in einem Vortrag "Instrumentationskonzept und Klangfarben im Schaffen Max Regers". Hier fand auch, vor dem Hintergrund des Mozartjahres, ein zweitägiges Kolloquium zu dem Thema "Die Klarinettenfarbe als Ausdruck umfassenden Wandels des Klangbewusstseins" statt. Ein Festkonzert für Orchester und Orgel (abermals mit einer Einführung von Susanne Popp) führte die Schwerpunkte der Biennale zusammen und bot in der ersten Programmhälfte u. a. Mozarts Klarinettenkonzert, in der zweiten Regers "Phantasie und Fuge über BACH" und Mozart-Variationen. Ein festlicher Gottesdienst sowie ein vom Verband Evangelische Kirchenmusik in Württemberg ausgerichtetes Symposium über die Giengener Orgel und eine Orgelfahrt zu historischen Orgeln in Neresheim und Maihingen vervollständigten das Programm.

Zu den Förderern und Sponsoren der Biennale gehörte neben der Orgelbaufirma Link die Heidenheimer Zeitung, die viel zum reichen Presseecho der Biennale beitrug. Die Organum Musikproduktion legte pünktlich zur Eröffnung der Biennale eine CD mit Regers Choralphantasien op. 52 vor, die Christoph Bossert im Juli an der frisch restaurierten Link-Orgel in Giengen eingespielt hatte. Das Booklet wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Max-Reger-Institut (Begleittext Dr. Jürgen Schaarwächter) erstellt.

Steiff: Reger Pudel Melos

Nicht zu vergessen sei auch der Einsatz der in Giengen ansässigen Margarete Steiff GmbH, die - auf Anregung von Susanne Popp - Regers Pudel Melos in einer auf nur 1000 Exemplare limitierten Auflage herstellte. (Der Reger-Pudel, ein 12 cm großes Classic-Produkt aus feinstem schwarzem Mohair von Hand gefertigt, ist für EUR 59,-, erhältlich über www.reger-biennale.de). Reger schätzte seinen Hund ganz besonders, weil dieser, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, "nie dumme Fragen zu meiner Musik gestellt hat".

Nachdem 2006 das Max-Reger-Institut mehr beratend und wissenschaftlich begleitend der Max-Reger-Biennale Giengen zur Seite gestanden hatte, ist die Zusammenarbeit für die Biennale 2008 bereits jetzt intensiviert. Vom 20. August bis 7. September 2008 wird es in Giengen wieder ein anspruchsvolles Konzertangebot geben, verbunden mit einem Orgelmeisterkurs mit Christoph Bossert und diversen weiteren Veranstaltungen. Das Thema der 2. Max-Reger-Biennale lautet "Reger - Schubert - Wanderer".

Jürgen Schaarwächter

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 4/2006

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