Kunsthalle Emden: Ungeahnter Erfolg. Schuldenfrei dank Benefiz-Auktion und anonymer Spende

Eske Nannen und Christiane Gräfin zu Rantzau (Auktionatorin, li.)  Auktion in Schloss Herrenhausen, Hannover, Foto: Rainer Dröse, Hannover

Das Ergebnis übertraf nicht nur die Erwartungen, sondern auch alle heimlichen Hoffnungen: Fast 370.000 Euro brutto brachte die große Benefiz-Auktion am 14. November 2014 in Schloss Herrenhausen in Hannover ein.

Der Erlös der Auktion dient der Tilgung von Schulden in Höhe von einer halben Million Euro, die die Kunsthalle über eine mehrjährige Phase der Unterdeckung aufgebaut hat. Die größte Überraschung folgte einige Wochen danach: Ein Kunstfreund, der anonym bleiben möchte, überreichte Eske Nannen einen Scheck über die am Ende noch offen gebliebene Schuldensumme. Die Kunsthalle Emden konnte also mit einer „schwarzen Null" das Jahr 2014 abschließen.

Dieser krönende Paukenschlag kam völlig unerwartet. Die Benefiz-Auktion hingegen hatte das Team der Kunsthalle und viele ehrenamtliche Helfer schon viele Monate lang intensiv beschäftigt: Christiane Gräfin zu Rantzau, Chefin des Auktionshauses Christie's Deutschland, versteigerte in der Live-Auktion 47 hochkarätige Kunstwerke, hinzu kamen 40 Werke in einer Stillen Auktion. Die Benefiz-Auktion war nicht nur für die Kunsthalle Emden eine Premiere, sondern in dieser Größenordnung auch für die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover. So folgten nicht nur viele Freunde der Kunsthalle aus Ostfriesland und dem Nordwesten, sondern auch prominente Kunstfans aus Hannover – wie der frühere VW-Chef Carl Hahn, Heike Jahr (Gruner + Jahr), Roderic von Bennigsen, Herbert Schmalstieg oder Gerhard Schröder – der Einladung in das nach alten Plänen wunderschön wiederaufgebaute Schloss Herrenhausen.

F. C. Gundlach, Romy Schneider mit Kreuz, 1961, Silbergelatine auf Barytpapier © F. C. GundlachDie Auktion, aber auch die Abendveranstaltung insgesamt waren nach einhelliger Ansicht der insgesamt fast 400 Gäste ein voller Erfolg. Statt langer Begrüßungsreden gab es eine muntere Talk-runde von Moderator Ludger Abeln mit Eske Nannen, Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok und Wilhelm Krull, dem Generalsekretär der VW-Stiftung und damit zugleich Hausherrn des Tagungszentrums. Als Schirmherr schickte Ministerpräsident Stephan Weil eine Videobotschaft von seiner China-Reise. Ein stimmungsvoller Videofilm stellte die Kunsthalle denjenigen Gästen vor, die zuvor noch nicht in Emden gewesen waren. Mit viel Charme, Humor und feiner Psychologie verstand es Gräfin Rantzau, die Gäste im vollbesetzten Auditorium nicht nur großartig zu unterhalten, sondern auch zum großzügigen Steigern mitzureißen.

Als Eske Nannen nach fast zwei aufregenden Stunden das Gesamtergebnis verkünden konnte, waren ihr die Erleichterung und die Rührung über so viel Hilfsbereitschaft deutlich anzumerken: „Mein Herz ist voller Dankbarkeit für die viele Unterstützung, die vielen Kunstwerke, die vielen Zuwendungen. Das ist alles nicht selbstverständlich." Zum Gelingen der Versteigerung trugen viele Personen, Firmen und Sponsoren bei.

Gerhard Richter, Schweizer Alpen, 1969, Siebdruck © Gerhard Richter, Courtesy Wolfgang Werner, BremenDer übergroße Einsatz aller Akteure hatte offenbar einen der Kunsthalle Emden zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannten Mäzen überzeugt. Über eine dritte Person war ein diskreter Kontakt angebahnt worden. Auch die Beschäftigung mit der bisherigen Arbeit der Kunsthalle und das persönliche Gespräch bestätigten offenbar den Eindruck des Förderers, dass seine Hilfe hier die Richtigen belohnen würde. Diese unerwartete und segensreiche Unterstützung verschlug Eske Nannen endgültig die Worte: „Ich bin einfach nur überglücklich und unendlich dankbar!" Im Jahr 2015 kann die Kunsthalle ihre Arbeit nun schuldenfrei fortsetzen.

Ilka Erdwiens

 

AsKI KULTUR lebendig 1/2015

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