Kunsthalle Bremen: „ … wir bauen!“ – Kunsthalle für zwei Jahre geschlossen

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Modell der Kunsthalle mit dem Erweiterungsbau, Foto: Hufnagel Pütz Rafaelian Architekten

Baukräne und Betonmischer statt Dürer und Picasso – ein Bild, das voraussichtlich zwei Jahre lang das Ambiente am Wall prägen wird.

Denn die Kunsthalle Bremen wird erweitert und zugleich modernisiert. Zusätzliche Räume und eine zeitgemäße Technik – damit legt die Kunsthalle das Fundament für künftige Ausstellungen der Extraklasse, wie zuletzt „Monet und Camille“ und „Paula in Paris“. Dafür werden entscheidende Bereiche wie Anlieferung, Sicherheit, Klimatechnik, Depots und Restaurierungswerkstätten auf den modernsten Stand gebracht. Maßnahmen, mit denen die Kunsthalle den Anforderungen internationaler Leihgeber an weitere hochkarätige Veranstaltungen in Bremen gerecht wird. Mehr Platz wird auch für Bildung und Vermittlung geschaffen, um der großen Nachfrage zu entsprechen.

Auch die wachsende, „kammermusikalische“ Sammlung, die einen Bogen von früher Renaissance-Malerei bis hin zur Video-Kunst spannt, will gezeigt werden und benötigt Raum – so Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle Bremen, in einem Statement. Die Fläche für die Präsentation habe sich seit 1900 nicht vergrößert, sondern sei sogar durch die für den Museumsbetrieb notwendige Umfunktionierung dreier großer Räume (Bibliothek, Museumsshop und Garderobe) verloren gegangen.

Die neue Kunsthalle Bremen wird durch zwei kompakte, sechsgeschossige Baukörper flankiert, was die ursprüngliche Symmetrie des 1849 errichteten Gebäudes wiederherstellt. Der 1982 errichtete Anbau an der Ostseite weicht einem schmaleren, tiefer in die Erde eingelassenen Kubus, der die Sicherheitsschleuse für die Anlieferung von Kunstwerken, für Restaurierungswerkstätten, Ausstellungs- und Sammlungsräume, Depots, die Technikzentrale und Büroräume aufnimmt.

An der Westseite entsteht ein kleinerer Kubus mit Sammlungsräumen, einer Ausstellungsfläche für das Kupferstichkabinett, der Museumsbibliothek sowie Räumen für Bildung und Vermittlung. An der Südseite erwartet die Besucher künftig ein zum Wasser gelegenes Museumscafé. Der unter Denkmalschutz stehende Altbau mitsamt dem Kupferstichkabinett bleibt erhalten und wird mit den Erweiterungsbauten verbunden. Insgesamt erhält die Kunsthalle Bremen durch das Bauprojekt, für das 30 Millionen Euro veranschlagt werden, ein Drittel an zusätzlicher Fläche. Hinsichtlich der Kosten wird die Tradition bürgerlichen Engagements – ein Grundpfeiler für die Existenz der Kunsthalle – fortgesetzt: Die Familien Friedrich Lürßen und Peter Lürßen sowie die Karin und Uwe Hollweg-Stiftung übernehmen den privaten Anteil von einem Drittel für den Kunstverein. Die Zusagen der Bremer Stifterfamilien zeigen, wie lebendig der bremische Bürgersinn weiterhin ist, so der Vorsitzende des Kunstvereins in Bremen, Georg Abegg, in einem Statement zu diesem besonderen bürgerlichen Engagement.

Das Land Bremen und der Bund tragen je ein weiteres Drittel der Gesamtkosten. Bei Gesprächen mit Staatsminister Neumann und dem Bremer Bürgermeister Böhrnsen wurde deutlich, dass zwei Gründe ausschlaggebend für den positiven Bescheid waren: die he-rausragende Erfolgsserie der großen Themen-Ausstellungen in der Kunsthalle Bremen sowie das fortwährende, im Bundesvergleich überdurchschnittliche Bürger-Engagement des Kunstvereins zum Wohle der Kultur. Die Erweiterung der Kunsthalle Bremen stellt eine große architektonische Herausforderung dar. Folgerichtig wurde 2005 ein europaweiter Wettbewerb ausgeschrieben, für den 351 Entwürfe eingingen. Dem siegreichen Entwurf des Berliner Büros Hufnagel Pütz Rafaelian bescheinigte die 15-köpfige Jury mit Fachleuten aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Denkmalpflege eine „harmonische Einfassung des Altbaus“ mit vielfältig bespielbaren Innenräumen: Eine „in jeder Hinsicht gut proportionierte Lösung mit hohen Qualitäten in der Nutzung bei einer gleichzeitig sehr guten städtebaulichen und architektonischen Einbindung in das Gartendenkmal der Wallanlagen“. Obendrein überzeugte das Konzept hinsichtlich der Baukosten und des Aufwandes beim späteren Unterhalt. Während der Schließzeit zeigt die Kunsthalle auch weiterhin Flagge: In Bremen sind u.a. Führungen, Kurse und Vorträge an unterschiedlichen Orten geplant. Dafür kooperiert die Kunsthalle mit Bremer Museen, aber auch mit anderen kulturellen, wissenschaftlichen und gemeinnützigen Einrichtungen. Max Liebermann, Bildnis Frau Adele Wolde, 1910, Kunsthalle BremenÜberregional will die Kunsthalle Bremen unter dem Motto Noble Gäste von sich reden machen. Seit Anfang 2009 sind über 200 Meisterwerke aus Bremen für die gesamte Bauzeit in 22 deutschen Museen zu sehen. So werden ausgesuchte Werke aus der Sammlung französischer Impressionisten in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt, die Liebermann-Villa in Berlin zeigt Gemälde und Zeichnungen Max Liebermanns, und Werke von Max Beckmann sind im Kölner Museum Ludwig zu Gast, während die Madonna mit Kind von Masolino für zwei Jahre die Sammlung von Meisterwerken in der Alten Pinakothek in München bereichert. Auch in Bremen trifft man auf Noble Gäste: in der Weserburg | Museum für moderne Kunst, den Kunstsammlungen Böttcherstraße und dem Dom-Museum.

Weitere Noble Gäste logieren auf Zeit in folgenden Museen:
Suermondt-Ludwig-Museum Aachen; Kunstmuseum Bonn; Kunstsammlungen Chemnitz; Sprengel Museum Hannover; Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Kunsthalle zu Kiel; Museum der Bildenden Künste Leipzig; Neue Pinakothek München; Pinakothek der Moderne München; Graphikmuseum Pablo Picasso Münster; Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg; Kunstmuseum Stuttgart; Klassik Stiftung Weimar, Schlossmuseum; Große Kunstschau Worpswede.

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