Kunsthalle Bremen : Ein neuer Direktor und Edvard Munch im Herbst/Winter 2011

Kunsthalle Bremen

Die Kunsthalle Bremen, Foto: Michael Gielen

Modernisiert und um zwei Flügelbauten erweitert, wurde die Kunsthalle Bremen im Sommer 2011 nach über zweijähriger Umbauphase wiedereröffnet. Am Eröffnungswochenende stand zunächst die Museumsarchitektur im Fokus.

Dies ermöglichte den zahlreichen Besuchern, das Haus auf ganz neue, spannende Weise zu entdecken. Die Meisterwerke, darunter auch die Noblen Gäste, kehrten in den Tagen und Wochen nach der Eröffnung zurück. Durch die Erweiterung hat das Museum fast ein Viertel an zusätzlicher Fläche für die Sammlung und Ausstellungen gewonnen.

Kunsthalle Bremen: Innenansicht Ausstellungsraum, Foto: Stefan Müller

Das Kupferstichkabinett mit seinen über 200.000 Handzeichnungen und druckgraphischen Blättern hat ein modernes Gegenüber und damit doppelt so viel Raum erhalten. Großzügige Atelier- und Seminarräume bieten den museumspädagogischen Angeboten für Jung und Alt nun mehr Platz. Dank der Unterstützung zweier privater Mäzene, der Freien Hansestadt Bremen sowie dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien konnte die Modernisierung und Erweiterung realisiert werden.

Die bedeutende Sammlung der Kunsthalle bietet einen einmaligen Überblick über Kunst aus 600 Jahren. Meisterwerke von der Renaissance bis zur Gegenwart, darunter Arbeiten von Masolino und Dürer, Monet und van Gogh bis hin zu Werken von Beckmann, Cage und Paik begeistern das Publikum in ihrer Vielfältigkeit. Schwerpunkte bilden dabei die französische und deutsche Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts und die Medienkunst des Hauses. Insgesamt umfasst die Sammlung über 2000 Gemälde und Skulpturen sowie 230.000 Werke auf Papier.

 James Turrell, Above - Between - Below, © James Turrell, Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Franz Fechner, Bonn

Außerdem ist seit der Wiedereröffnung die speziell für die Kunsthalle erdachte Lichtinstallation „Above – Between – Below“ des amerikanischen Künstlers James Turell zu sehen. Ebenfalls mit dem Bau verbunden sind Arbeiten von Joachim Manz und Wolfgang Hainke, die den Besucher zur Interaktion auffordern.

Im Herbst steht nach dem Umbau die nächste große Veränderung für die Kunsthalle an. Prof. Dr. Wulf Herzogenrath verabschiedet sich nach 17 Jahren als Direktor des Hauses in den Ruhestand. Zugunsten der Vollendung des Erweiterungsbaus hatte er diesen bereits um zwei Jahre verschoben. Seit September 1994 war Herzogenrath Direktor der Kunsthalle Bremen, seit Herbst 1995 zudem Professor an der Hochschule für Künste Bremen. An der Kunsthalle organisierte er in den letzten Jahren erfolgreiche Sonderausstellungen wie „Der Blaue Reiter“ (2000), „Van Gogh: Felder“ (2002/03), „Monet und Camille – Frauenportraits im Impressionismus“ (2005/06) oder zuletzt „Paula in Paris“ (2007/08), aber auch die Retrospektive des Videokunst-Pioniers Nam June Paik im Jahr 1999. Im September wurde Wulf Herzogenrath mit der Bremischen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung werden die großen Verdienste gewürdigt, die sich Herzogenrath als Kunsthistoriker und Kurator um die Kunsthalle und um die Kultur in Bremen erworben hat. Er gilt zudem als einer der führenden Fachleute für Videokunst und Videoinstallationen. Als prägende Persönlichkeit der Freien Hansestadt Bremen hat Herzogenrath weit über die Landesgrenzen hinaus einen Ruf erworben. Prof Dr. Wulf Herzogenrath, Dr. Christoph Grunenberg, Georg Abegg (v.l.n.r.), Foto: Harald RehlingAm 1. November 2011 tritt Dr. Christoph Grunenberg die Nachfolge von Prof. Dr. Wulf Herzogenrath als Direktor der Kunsthalle Bremen an. Direkt von der Tate Liverpool kehrt der gebürtige Frankfurter nach vielen Jahren im englischsprachigen Ausland in sein Geburtsland zurück. Der Kunsthistoriker wurde in Frankfurt am Main geboren, wo er auch aufwuchs. Er studierte in Mainz, Berlin und London Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Englische Literatur und schloss das Studium am Courtauld Institute of Art, University of London mit einer Promotion über die Frühzeit des modernen Museums und das Ausstellungswesen im New York der 30er Jahre ab. Nach Stationen an der National Gallery of Art in Washington, D.C., der Kunsthalle in Basel sowie am Institute of Contemporary Art in Boston und der Tate London wurde er 2001 Direktor der Tate Liverpool, von wo aus Grunenberg nun an die Kunsthalle wechselt. 2007 war Grunenberg Vorsitzender der Jury des Turner Preises. Er kuratierte zahlreiche Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst, aber auch zu Gustav Klimt oder aktuell über René Magritte. Von Grunenberg sind zahlreiche Publikationen zur modernen und zeitgenössischen Kunst erschienen.

 Plakat Edvard-Munch-Ausstellung Kunsthalle BremenAls erste Sonderausstellung in den neuen Räumlichkeiten präsentiert das Museum vom 15. Oktober 2011 bis 26. Februar 2012 „Edvard Munch – Rätsel hinter der Leinwand“. Diese Ausstellung zum Werk des norwegischen Künstlers hat eine außergewöhnliche Entdeckung als Ausgangspunkt: 2005 wurde während der Untersuchung von Munchs Gemälde „Das Kind und der Tod“ (1899) eine weitere Leinwand gefunden, die ein bisher unbekanntes Bild des Künstlers zeigt. Die neu entdeckte Komposition „Mädchen und drei Männerköpfe“ (1895–1898) stellt einem zarten Mädchenakt drei stilisierte Männerfratzen gegenüber. Das Gemälde steht im Fokus der Sonderausstellung, die um die zentralen Aspekte im Schaffen Edvard Munchs – Unschuld und Begierde, Liebe und Tod – kreist. Und doch bleibt das Werk höchst rätselhaft, denn die Komposition ist einzigartig in seinem Œuvre. Der spektakuläre Fund verlieh der Ausstellung ihren Titel. Hochrangige Leihgaben, unter anderem aus dem Munch Museum in Oslo und dem Kunstmuseum Bergen, stellen den Zusammenhang mit Munchs „Lebensfries“ her und spüren den einzelnen Motiven auch in den Zeichnungen und der Druckgraphik nach.

15. Oktober 2011 bis 26. Februar 2012
„Edvard Munch – Rätsel hinter der Leinwand“
www.munch-bremen.de

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