Klassik Stiftung Weimar: Das neue Liszt-Museum

Liszt-Museum in Weimar, gesehen von der Marienstraße, © Foto: Klassik Stiftung Weimar

Am historischen südlichen Ortsausgang Weimars gelegen, wurde das Liszt-Museum 1798/99 ursprünglich als Dienstgebäude der Hofgärtner errichtet.

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Am historischen südlichen Ortsausgang Weimars gelegen, wurde das Liszt-Museum 1798/99 ursprünglich als Dienstgebäude der Hofgärtner errichtet.1819 erfuhr das Hofgärtnerhaus durch Clemens Wenzeslaus Coudray, den wichtigsten Baumeister des klassischen Weimar, eine grundlegende Umgestaltung, bei der das Gebäude Coudrays dem gegenüberliegenden ,Haus des Floßgeldeinnehmers` (jetzt Rektoratsgebäude der Bauhaus-Universität) gestalterisch angepasst wurde. Die später als ,Pavillons vor dem Frauentor` bezeichneten Gebäude schufen nach dieser Umgestaltung eine neue Torsituation am Stadteingang sowie eine stimmige Abgrenzung zum Ilmpark. Das in der Marienstraße 17 gelegene Liszt-Museum ist ein zweigeschossiges, annähernd kubisches Gebäude mit Zeltdach. Die Fassaden werden durch die Putzquaderungen des Erdgeschosses, ein durchlaufendes Gurtgesims und balkenförnige Fensterverdachungen nur sparsam gegliedert. Ein gekuppeltes Rundbogenfenster akzentuiert das Hauptgeschoss zur Straße. Der Zugang erfolgt parkseitig über einen Hof.

Das ehemalige Hofgärtnerhaus am Eingang des Parks an der Ilm ist - gemeinsam mit seinem Pendant auf der anderen Seite - ein charakteristisches Beispiel des Weimarer Klassizismus. Als Wohnhaus von Franz Liszt sowie dessen Memorialstätte ist das Liszt-Museum ein bedeutendes Zeugnis für Weimars ,Silbernes Zeitalter` und das einzige authentisch überkommene Museum dieser in vielfacher Hinsicht an die Klassik anknüpfenden Epoche. Im Obergeschoss hatten ab 1854 Maler ihre Ateliers, u.a. der mit Liszt befreundete Friedrich Preller d.Ä. sowie der Historienmaler Hermann Wislicenus. Franz Liszt, der von 1848 bis 1861 als Hofkapellmeister und Komponist in Weimar gewirkt und dann in Rom gelebt hatte, kehrte auf Einladung von Großherzog Carl Alexander im Januar 1869 nach Weimar zurück und wohnte hier bei seinen alljährlichen, mehrmonatigen Aufenthalten im Obergeschoss der ehemaligen Hofgärtnerei.

Bis zu seinem Tod 1886 verbrachte er nun zumeist die Wintermonate in Rom, den Frühling in Budapest und den Sommer in Weimar. In den 1850er Jahren hatte Liszt mit kühnen Projekten überaus engagiert dafür gestritten, Weimar zu einem europäischen Musikzentrum zu entwickeln. Damals hatte er mit seiner Lebensgefährtin, der Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein, und deren Tochter Marie die Villa "Altenburg" (heute Jenaer Straße 3) bewohnt. Nun lebte er in der weitaus bescheideneren "Hofgärtnerei" und unterrichtete unentgeltlich begabte Pianisten aus aller Welt. Weimar wurde dadurch zu einem "Mekka des Klavierspiels".

Das gegenständliche Erbe Franz Liszts in Weimar
Auf Initiative des Großherzogs Carl Alexander - Weggefährte Liszts über mehr als vier Jahrzehnte - gelang es nach dem Tod des Musikers 1886, die Wohnung im Hofgärtnerhaus in ihrem Zustand zu bewahren. Am 22. Mai 1887 wurde sie als Liszt-Museum feierlich eröffnet und am 24. Juni desselben Jahres, dem 69. Geburtstag des Großherzogs, für die Öffentlichkeit als Weihestätte zugänglich. Seit 1918 wurde das Liszt-Museum vom Goethe-Nationalmuseum aus verwaltet.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, war die Beletage des Hauses ab 1952 wieder für Besucher geöffnet. Marie von Hohenlohe-Schillingsfürst, Tochter von Carolyne von Sayn-Wittgenstein (gest. 1887) übergab - ähnlich wie der letzte Goethe-Enkel Walther Wolfgang - 1891 den umfangreichen Nachlass des Künstlers dem großherzoglichen Haus. Kustoden dieses Liszt-Erbes im Erdgeschoss des Hofgärtnerhauses waren Liszts Freund Carl Gille bis 1899, dann Carl Müllerhartung, 1902-1910 Alois Obrist und schließlich 1910-1945 Peter Raabe. Nach dem Krieg wurden die Handschriften 1954 in den Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs, die Notendrucke und Bücher in die Sammlung der heutigen Herzogin Anna Amalia Bibliothek übernommen.

Das neue Liszt-Museum
Die original erhaltene Wohnung Liszts im Obergeschoss wird seit Juli 2006 im Erdgeschoss durch eine neue Dauerausstellung ergänzt, die mit einem ansprechenden und aktuellen Informationsangebot ein ebenso umfassendes wie lebendiges Bild dieses herausragenden Künstlers des 19. Jahrhunderts vermittelt. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die außergewöhnliche Vielseitigkeit Liszts. Es gibt kaum ein Betätigungsfeld im Bereich der Musik, in dem Liszt nicht aktiv und erfolgreich war, sei es als Komponist, als Pianist, als Dirigent, als Pädagoge oder als Organisator. Damit war er nicht nur eine zentrale Musikerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts, sondern beeinflusste nachfolgende Generationen bis heute. Während der erste Raum einen Überblick über die bewegte Biographie des Weltbürgers gibt, widmen sich zwei weitere Räume den verschiedenen Wirkungsbereichen Liszts und seinem Fortwirken bis in die Gegenwart. Zur Veranschaulichung dienen neben umfangreichem Bildmaterial einige zentrale Exponate wie der Gipsabguss von Liszts Hand, wichtige Porträtbüsten, die Totenmaske Liszts und sein Reisekruzifix, vor allem aber auch zahlreiche Musikbeispiele, Berichte von Zeitgenossen und Filmausschnitte.

Im Zentrum der Ausstellung steht schließlich eine eigens für das Liszt-Museum konzipierte Klanginstallation des Studios für elektroakustische Musik (SeaM) der "Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar". Eine vierzehn Meter lange Klaviersaite durchspannt das Gebäude vom Keller bis zum Dach und erzeugt Klänge, die in der Installation verarbeitet werden. Dabei entsteht ein dreidimensionaler Klangraum, der zusammen mit einer computergesteuerten Videoprojektion zu erleben ist.


Öffnungszeiten: 1. April - 31. Oktober: Mi-Mo 10-18 Uhr
1. November - 31. März geschlossen

 

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