Jubiläumsausstellung des Museums für Sepulkralkultur, Kassel : Schwarz....

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Blick in die Ausstellung, ©  AFD, Museum für Sepulkralkultur

Schwarz ist keine Farbe! Schwarz ist „nur" ein Farbempfinden - allerdings von unglaublicher Strahlkraft! Schwarz kann Identität stiften, Macht ausdrücken, Eleganz vermitteln oder Frivolität suggerieren.

Schwarz kann Glück und Unglück verheißen, sowie ‚Positivem' und ‚Negativem' Ausdruck verleihen: sich schwarz ärgern, ins Schwarze treffen, schwarze Zahlen schreiben, schwarzsehen u.v.m.

Schwälmer Trauermäntelchen, Detail Schwalm, 2. Hälfte 19. Jh. ©  AFD, Museum für SepulkralkulturAnlässlich seines 20jährigen Jubiläums widmet sich das Museum für Sepulkralkultur jener Farbe, die aufgrund ihrer physiologisch-psychologischen Wirkung und darauf aufbauender Bräuche als die Farbe von Tod und Trauer gilt: Schwarz.... Das inhaltliche Spektrum der Ausstellung reicht von der etymologischen Bedeutung des Farbbegriffes über die physikalische Entschlüsselung dieser „Unfarbe" bis hin zu deren künstlerischer und kultureller Bedeutung. Veranschaulicht wird dies an Beispielen aus der Bildenden Kunst und anhand zahlreicher Sach- und Gebrauchsgegenstände des traditionellen christlichen Totenbrauchtums.

In acht Abteilungen wird „Schwarz" aus naturwissenschaftlicher, kunst- und kulturhistorischer sowie volkskundlicher Perspektive beleuchtet:

Anhand eines Augenmodells wird erläutert, warum wir Schwarz sehen, während ein Prisma-Experiment verstehen lässt, warum Schwarz „unsichtbar" bleibt.

Todesgenius 2. Hälfte 19. Jahrhundert © AFD, Museum für Sepulkralkultur Verschiedene Darstellungen aus der Epoche der Romantik vermitteln hingegen den Einfluss der Farben auf Gefühl und Psyche, darunter das Gemälde „Die Nacht" (um 1834) von Johann Georg Primavesi sowie die Grafik „Der Schlaf gebiert Ungeheuer" (1799) von Francesco de Goya, beide jeweils als Reproduktionen. In diesen Kontext gehören auch einige „Tafeln zur Farbenlehre" aus Johann Wolfgang von Goethes Werk „Zur Farbenlehre" (1810).

Im Repertoire ist außerdem eine Guckkasten-Installation, die den Besucher mit „Schwarzen Tagen" in der Geschichte konfrontiert und ihn zugleich auf einen „Schwarzen Schwan" treffen lässt - schwarze Schwäne haben mehr mit „Schwarzen Tagen" zu tun, als man zunächst vermuten möchte!

Gemälde der documenta Künstler Pierre Soulages und Arnulf Rainer sind künstlerische Beispiele der Auseinandersetzung mit der Farbe Schwarz in der zeitgenössischen Kunst. Verschiedene „schwarze" Artefakte des christlichen Totenbrauchtums (Trauerkleidung, Trauerschmuck u.v.m.) aus der Sammlung des Hause gehören selbstverständlich zum Ausstellungsspektrum. In vielen Bräuchen spiegelt sich die vielschichtige, meist „tragische" Symbolik der Farbe Schwarz wieder, die im Volksglauben früherer Jahrhunderte fest verankert war, und Schwarz - auch das ist wenig bekannt - den Weg zur Todes- und Trauerfarbe ebneten.

Hier schließt sich unweigerlich die Berücksichtigung des so genannten „Schwarzen Todes" an, einem Synonym für die vielen Pest-Epidemien vergangener Jahrhunderte. Der „Schwarze Tod" wird unter anderem vom Schaafheimer Pestsarg (um 1620), dem Leonberger Pest-Gedenkstein (1635) sowie einer überdimensionalen Reproduktion des bekannten Gemäldes „Die Pest" (1898) von Arnold Böcklin repräsentiert.

Nach einem Streifzug durch die Welt des „Schwarzen Humors" mit Arbeiten von Thomas Rowlandson, Robert Gernhardt, Lilli Bravo und Oliver Ottitsch, mündet die Jubiläumsausstellung abschließend in einen Diskurs zum heutigen Status jener Todes- und Trauerfarbe - mit sicherlich für viele Besucher überraschenden Erkenntnissen, wenn aus „Schwarz" plötzlich „Bunt" wird!

AsKI KULTUR lebendig 2/2012

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