Joachim-Felix Leonhard - amtierender Vorsitzender des AsKI 2001-2002

Professor Dr. Joachim-Felix Leonhard, © Foto: Eduard N. Fiegel, St. Augustin

Professor Dr. Joachim-Felix Leonhard kam mit der Aufnahme des Deutschen Rundfunkarchivs im Jahr 1995 zum AsKI und wurde im November 1999 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

In schwerer Zeit, nach dem Rücktritt von Dr. Dr.h.c. Barthold C. Witte, übernahm er 2001 den Vorsitz, den er aufgrund seiner erheblichen neuen Verpflichtungen als Generalsekretär des Goethe-Instituts Inter Nationes im November 2002 abgab.

Seit April 2003 ist Leonhard Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Nach dem Studium der Geschichte und Philosophie in Frankfurt und Heidelberg führte der berufliche Weg Leonhard zuerst in die Bibliothek: nach Bamberg, Passau, Heidelberg und Tübingen. In diese Zeit fällt auch sein erster Kontakt mit der Wissenschaftspolitik als Referent bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren 1987 bis 1991. 1991 wechselte er - immer noch auf der Basis seiner bibliothekarischen Erfahrungen und Kenntnisse - zur Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten in Deutschland. Hier stand er vor allem vor der Aufgabe, die Archive in West- und Ostdeutschland zusammenzuführen. Doch hat er auch wesentliche Schritte unternommen, historisch wertvolles Rundfunkmaterial aus den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts - z. B. aus den Beständen des britischen Rundfunks - zu sichern. Im Jahre 2001 wurde er schließlich zum Generalsekretär des Goethe-Instituts Inter Nationes berufen, eine Konsequenz seines umfassenden, internationalen kulturellen Engagements, das mit seiner Arbeit über die "Seestadt Ancona im Spätmittelalter" bis in die frühen 80er Jahre zurückreicht. Diese Studie brachte ihm u. a. die Ehrenbürgerschaft Anconas ein.

Sein wissenschaftliches Interesse umfasst die Geschichte vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert - hier vor allem die Zeit des Nationalsozialismus und seiner Überwindung in den ersten Nachkriegsjahren -, die Kommunikationswissenschaft - z. B. das kulturelle Erbe der audiovisuellen Tradition -, die Bibliothekswissenschaft in ihren historischen wie aktuellen Dimensionen, etwa mit Arbeiten über die Lutherbibel, die Bibliothek von Bessarion in Venedig oder die aktuellen Probleme der Zeitungsverfilmung, die Medienwissenschaft als Mitherausgeber und Autor des großen Handbuchs zur Medienwissenschaft, wie der Rundfunkgeschichte seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

In zahlreichen kulturellen Gremien hat sich Joachim-Felix Leonhard intensiv engagiert, so u. a. in der Deutschen UNESCO-Kommission, in der er sich als Vorstandsmitglied vor allem um das literarische Welterbe - z. B. die Gutenberg-Bibel und den Goethe-Nachlass - verdient gemacht hat, in der Gesellschaft für Dokumentation und Information, die er jahrelang leitete, im Institut für Auslandsbeziehungen, der Schillergesellschaft oder der Arbeitsgemeinschaft außeruniversitä rer Forschungseinrichtungen.

Diese umfassenden Kenntnisse und Erfahrungen mit kulturellen Institutionen und Entwicklungen haben Leonhard auch als stellvertretenden sowie amtierenden Vorsitzenden des AsKI ausgezeichnet, zumal der AsKI seit dem letzten Jahrzehnt hinsichtlich der Aufnahmekriterien einen "erweiterten Kulturbegriff" zu Grunde legt: Hinzugekommen sind die Bereiche Technik / Medien, Rechts- und Zeitgeschichte und Naturwissenschaften. Besonders für die Aufnahme von Kultur-Institutionen aus den neuen Bundesländern setzte Leonhard sich ein, zu den jüngsten Mitgliedern gehören die Kleist Gedenk- und Forschungsstätte e. V., Frankfurt/Oder, die Novalis-Stiftung, Wiederstedt, und die Wartburg-Stiftung, Eisenach. Ebenso gelang es, ein im Ausland angesiedeltes Institut für den AsKI zu gewinnen: die Villa Romana in Florenz, deren Träger der Verein Villa Romana e. V. mit Sitz in Düsseldorf ist.

Initiiert und maßgeblich geprägt hat Joachim-Felix Leonhard auch die aktuelle AsKI-Wanderausstellung "Rückkehr in die Fremde? Remigranten und Rundfunk in Deutschland 1945-1955". Unter der Federführung der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv und in Kooperation mit der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin und dem AsKI konnte die Ausstellung - im Jahre 2000 in Berlin eröffnet - dank seiner Vermittlung seitdem an zahlreichen Orten in Deutschland gezeigt werden: Bonn, München, Frankfurt/Main, Magdeburg, Dresden, Stuttgart, Göttingen, Lorsch, Lübeck, Bochum, Wolfenbüttel. Das multimediale Ausstellungsprojekt, das erstmals akustische, bildliche und textliche Dokumente vereinigt, versucht in 13 Kapiteln die gesamtgesellschaftlichen Fragen der Remigration darzustellen, wobei es die Materialien ausschließlich auf den Bereich des publizistischen Mediums Rundfunk beschränkt (s. Beitrag zur Ausstellung von Joachim-Felix Leonhard / Ulrich Wagner in "Kulturberichte" 2/1999). Ebenfalls einen Vorschlag Leonhards aufgreifend, fand im April 2002 im Museumszentrum Lorsch - das Kloster Lorsch ist UNESCO-Weltkulturerbe - eine internationale Fachtagung zum Thema Museumspädagogik statt, veranstaltet vom AsKI in Zusammenarbeit mit der Deutschen UNESCO-Kommission, dem Museumszentrum Lorsch und der Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Hundert Teilnehmer aus dem In- und Ausland diskutierten neue Ansätze museumspädagogischen Arbeitens.

Auch auf eine Anregung von Leonhard geht das Thema der geplanten interdisziplinären AsKI-Gemeinschaftsausstellung "Homo ludens - Der spielende Mensch" zurück. In Segmenten zeitgleich von mehreren AsKI-Mitgliedern präsentiert, soll die Ausstellung im Dezember 2003 eröffnet werden. In den vergangenen Jahren hat Joachim-Felix Leonhard den AsKI entscheidend mit seinen Anregungen und seinem Engagement geprägt und versiert aus schwierigem Fahrwasser herausmanövriert - dafür sei ihm seitens des Vorstands und aller Mitgliedsinstitute gedankt. 

Prof. Dr. Günther Pflug
Ehrenvorsitzender des AsKI e.V..

Gratulation des AsKI-Vorstands
Der Vorstand des AsKI gratuliert Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard zu seinem neuen Amt als Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

 

AsKI KULTURBERICHTE 1/2003

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