In memoriam Günther Pflug

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Günther Pflug (rechts) und Hans-Kurt Boehlke, Mai 2007, Casa di Goethe, Rom, © Alberto Medri, Rom

Am 5. Januar 2008 starb Professor Dr. phil. Günther Pflug im 85. Lebensjahr. Von 1985 bis 1992 war er Vorsitzender und von 1992 bis 1999 stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute. Seine besonderen Verdienste würdigte der AsKI nach seinem Ausscheiden aus dem Amt mit dem Ehrenvorsitz.

Am 20. April 1923 in Oberhausen geboren, gehörte Günther Pflug der Generation an, die den Zweiten Weltkrieg aktiv erlebte - wie der sich hier Erinnernde - und danach das in Trümmern liegende Land aufbaute: Dabei war er einer von jenen, deren Anliegen es war, aus den auch geistigen Trümmern wieder eine Kulturlandschaft erstehen zu lassen. Das Studium der Philosophie war dafür die rechte Grundlage. Mit der Übernahme des Vorsitzes in der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) 1981 kam er mit dem AsKI in unmittelbare Berührung.

Die GfdS gehörte zu den sieben selbständigen Kultur-Instituten, die 1967 auf Anregung des Ministerialrats Dr. Carl Gussone im Bundesministerium des Innern den zunächst so genannten "Arbeitskreis selbständiger kultureller Institutionen" gründeten, "selbständige Geisteszellen ..., die der freie Wille, die Umsicht und Opferbereitschaft der Bürger ins Dasein rief", so Benno Reifenberg bei der ersten öffentlichen Vorstellung des Arbeitskreises. Die sehr unterschiedlichen Kulturaufgaben verpflichteten Institute hatten gemeinsam die Unterstützung des Bundes aus Gründen gesamtstaatlicher Repräsentanz. Ihr Zusammenschluss war aber zugleich auch eine Notgemeinschaft, doch "keine abstrakte Gesellschaftsperson, sondern die Gesellschaft der Personen", wie Heinz Winfried Sabais 1970 auf dem ersten parlamentarischen Abend des AsKI den jungen Marx zitierte - hier aber eine Gemeinschaft von Personen, die persönlich Kultur im hohen Maße lebten und vermittelten.

Nach dem plötzlichen Tod des ersten AsKI-Vorsitzenden Prof. Dr. Ernst Holzinger hatte Bernhard Zeller 1972 den Vorsitz übernommen, ich war sein Stellvertreter und wurde 1978 zum Vorsitzenden gewählt. Kontinuierlich wurden weitere Institute in den AsKI aufgenommen, eine eigene Geschäftsstelle mit hauptamtlichem Geschäftsführer konnte in Bonn eingerichtet werden, Ausstellungen dort im Wissenschaftszentrum zeigten in der Zusammenarbeit die Einheit in der Vielfalt. Wegen des Neubaus des Zentralinstituts und Museums für Sepulkralkultur stellte ich mich 1985 nicht mehr als Vorsitzender zur Wiederwahl.

Und damit kommen wir wieder zu Günther Pflug. Im Vorstand waren wir uns schnell einig, ihn für das Amt des AsKI-Vorsitzenden zu gewinnen: Er war bereit, das Amt zu übernehmen und wurde 1985 zum Vorsitzenden gewählt. Als Generaldirektor der Deutschen Bibliothek und Honorarprofessor der Philosophie an den Universitäten in Bochum und Frankfurt/Main war er prädestiniert für den Vorsitz eines sich schnell erweiternden Zusammenschlusses wahrlich vielfältiger Kulturinstitute. Die seiner nunmehrigen Aufgabe im AsKI zugute kommende Fülle seiner Ehrenämter und die Mitarbeit in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien und Kommissionen ist im Vorwort der von mir mit herausgegebenen Festschrift zur Vollendung seines 65. Lebensjahres "Aratro Corona Messoria" aufgeführt. Die Beiträge dieser Festschrift zeigen den Günther Pflug erwiesenen Respekt vor seiner Person und Leistung. In seiner eigenen Rückschau auf "Fünfundzwanzig Jahre AsKI" ("Kulturberichte" 2/92) zeichnet er selbst den Wandel der Aufgaben des Arbeitskreises auf zu der von ihm sogenannten dritten Phase.

In der Zeit seiner Amtsführung übernahm der AsKI allmählich über die Interessenvertretung seiner Mitgliedsinstitute hinaus eigenständige Aufgaben: von der Maecenas-Ehrung, der Gestaltung der Walter-Benjamin-Gedenkstätte in Portbou bis hin zur Trägerschaft der Casa di Goethe in Rom.

Und hier liegt das besonders hervorzuhebende Engagement Günther Pflugs für den AsKI: Als der Bund erstmals an mich herantrat mit dem Ansinnen, der AsKI möge Verhandlungen zunächst zur Anmietung und dann zum Kauf der Goethe-Wohnung am Corso in Rom aufnehmen und dann das Goethe-Museum dort in eigener Regie übernehmen, lehnte ich zunächst kategorisch ab mit dem Hinweis, dass der AsKI ein Zusammenschluss von Kulturinstituten, nicht aber selbst ein Institut sei. Erst als die Gefahr der Übernahme seitens der DDR bestand, stimmte ich zu und begann mit den Verhandlungen in Rom, die unter Günther Pflug so erfolgreich zu Ende geführt werden konnten.

So ist es mir bei aller Trauer um den Tod dieses kultivierten Mannes - einer Kultur ausstrahlenden Persönlichkeit - eine freudvolle Erinnerung, dass unsere letzte Begegnung 2007 beim zehnjährigen Jubiläum der Casa di Goethe in Rom stattfand, wo wir beide im Gespräch zurückschauten, uns freuend über den Blick voraus der nun Verantwortung Tragenden.

Hans-Kurt Boehlke
Langjähriges Vorstandsmitglied des AsKI
Langjähriges Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal und
Direktor der Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur

 

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2008

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