Herzenspein und Nasenschmerz. Komische Katastrophen bei Wilhelm Busch und anderen - Ausstellung im Wilhelm-Busch-Museum Hannover/Deutsches Museum für Karikatur und kritische Grafik

© Foto: Wilhelm-Busch-Museum Hannover/Deutsches Museum für Karikatur und kritische Grafik

Unter dem Titel "Herzenspein und Nasenschmerz", einem Zitat aus Wilhelm Buschs 1867 veröffentlichter Paraphrase auf "Die Entführung aus dem Serail", lädt die neue Sammlungspräsentation des Wilhelm-Busch-Museums zu einem vergnüglichen und gleichermaßen informativen Rundgang durch zehn Ausstellungskabinette ein (bis zum 30. Juli 2006).

Präsentiert werden ca. 130 Arbeiten aus dem hauseigenen Sammlungsbestand, die die Entwicklung der Karikatur bis hin zum modernen Comic widerspiegeln.

"Ob uns ein Zerrbild als komisch oder lächerlich, somit als ,karikiert' erscheint, wird an dem Widerspruch bemessen, der zwischen ihm und den anerkannten Leitbildern des Schönen und Wohlgeformten aufklafft", konstatiert der Kunstwissenschaftler Werner Hofmann. Der künstlerischen Darstellung dieses Widerspruchs und dessen Wirkung auf den Betrachter sind die ersten vier Ausstellungskabinette gewidmet. Am Beispiel der Arbeiten von Annibale Carracci, Honoré Daumier, Paul Flora, Jean-Jacques Sempé, Marunde etc. wird deutlich, dass ein entscheidender Wesenszug der Karikatur darin liegt, Erwartungen zu wecken, um sie anschließend umso nachhaltiger zu enttäuschen. Dass dieses Prinzip bereits von den Gründungsvätern des Comic, d.h. von William Hogarth, J.J. Grandville, Rudolphe Töpffer und Wilhelm Busch gezielt eingesetzt wurde, dokumentieren die Exponate im fünften Ausstellungsabschnitt.

Die Beziehung zwischen Wilhelm Buschs freier Genrekunst und seinen Bildergeschichten steht im Mittelpunkt des sechsten Kabinetts. Unter den hier gezeigten Gemälden und Handzeichnungen befinden sich Interieurs, Prügel- und Wirtshausszenen, denen motivisch verwandte Darstellungen aus seinem Bildergeschichtenwerk gegenübergestellt sind.

"Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, was man läßt", lautet einer der zentralen Sentenzen von Wilhelm Busch. Anstatt in tiefgründige philosophische Abhandlungen zu verfallen, äußert sich der Pessimismus von Busch in kurzweiligen Alltagskomödien, in denen das Böse Triumphe feiert. Nasenattacken sind das bevorzugte Schlachtfeld jener Bildergeschichten, die im siebten Ausstellungskabinett mit einer Auswahl von Originalzeichnungen und slapstickartigen Projektionen vorgestellt werden. Zu den hier gezeigten Werken gehören kostbare Originale, darunter eine Auswahl aus "Fipps der Affe", die aus konservatorischen Gründen nur sehr selten gezeigt werden können.

Mit dem bisher wenig beachteten Aspekt der Einflussnahme der Fotografie auf Wilhelm Buschs künstlerisches Schaffen beschäftigt sich der achte Ausstellungsbereich. Thomas Theodor Heine, der legendäre Zeichner des "Simplicissimus", sieht in Busch den Erfinder der "künstlerischen Kurzschrift" und lobt seine "kinematografischen Karikaturen". Die Ausstellung zeigt den Einfluss der Fotografie auf die Dramaturgie der Bildergeschichten von Busch und hieran anschließend im neunten Kabinett die Visualisierung von Bewegung in seinem künstlerischen Schaffen, jenem modernen Lebensgefühl, das auch in Deutschland ab 1850 allmählich Verbreitung fand.

Die Entwicklung der Bildergeschichte hin zum modernen Comic ist im abschließenden zehnten Kapitel dargestellt. Neben "Max und Moritz" begegnet der Besucher hier u.a. den von Rudolph Dirks geschaffenen "Katzenjammer Kids", die erstmals im Jahr 1897 in dem von Randolph Hearst herausgegebenen "New York Journal" ihr Unwesen trieben.
Die Ausstellung wird gefördert von: Klosterkammer Hannover. Das Wilhelm-Busch-Museum Hannover/ Deutsches Museum für Karikatur und kritische Grafik wird institutionell gefördert durch das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover.

 

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