Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: Weltberühmt und heiß begehrt - Möbel der Roentgen-Manufaktur in der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums

Von Paris bis Sankt Petersburg, von Brüssel bis nach Wörlitz bestellten die europäischen Fürstenhäuser zwischen 1750 und 1800 Luxusmöbel aus den Werkstätten von Abraham und David Roentgen. Das Germanische Nationalmuseum präsentiert bis 7. Oktober 2007 kostbare Möbel der Roentgen-Werkstatt aus seiner Sammlung. Aufsehen erregend sind neue Erkenntnisse zur ursprünglichen Farbigkeit dieser Möbel, die von der heute gewohnten Ansicht deutlich abweicht.

David Roentgen, Rollschreibtisch Neuwied, um 1785, Leihgabe Stiftung Niedersachsen, © Foto: M. Runge, Germanisches Nationalmuseum

Anlass der Ausstellung ist der 200. Todestag von David Roentgen (1743-1807). Mit seinem Namen und dem seines Vaters Abraham Roentgen verbindet sich deutsche Möbelkunst des Rokoko und Klassizismus von allererster Qualität. Gemeinsam zeichneten sie verantwortlich für die "Neuwieder Arbeithen", worunter unter anderem Tische, Kommoden, vor allem aber Schreib- und Verwandlungsmöbel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu verstehen sind.

Sämtliche Möbel sind frei aufgestellt und von allen Seiten zu betrachten. Sofern es restauratorisch vertretbar ist, sind die Schreibtische geöffnet, sodass auch das ansonsten verborgene "Innenleben" sichtbar wird. Um den Besuchern einen Eindruck von der Vielfalt der Objekte zu geben, sind zusätzlich Bilder unterschiedlicher "Entfaltungs-Stadien" zu sehen. Doch nicht nur die verschiedenen Zustände des Öffnens und Schließens werden gezeigt, besonderer Wert wird vielmehr auf den Versuch gelegt, einen Eindruck vom ursprünglichen Aussehen der Möbel zu vermitteln.

Allerdings muss schon sehr genau hingeschaut werden, um die Feinteiligkeit und den Naturalismus des Dargestellten bis ins Detail wahrzunehmen. Dies war zur Entstehungszeit der Möbel anders: Anstelle der heute durch Lichteinwirkung verbräunten Oberflächen erstrahlten die in das Furnier eingelegten Blüten und Vögel in kräftigen Farben. Wissenschaftliche Untersuchungen zu den verwendeten Hölzern und deren ursprünglichem Aussehen, durchgeführt von Holzbiologen und Restauratoren, kamen zu diesem überraschenden Ergebnis. Die gleichfalls in der Ausstellung präsentierten Blumenbücher und Porzellane jener Zeit geben Anhaltspunkte für das ursprüngliche Erscheinungsbild. In die farbenfrohe Welt der höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts waren folgerichtig auch die Möbel eingebunden.

Ein besonderer Glücksfall besteht darin, dass sich bei einem gleichfalls im Besitz des Museums befindlichen Männerbildnis aus der Roentgen-Werkstatt die Marketerie, also die furnierte Fläche, von der Trägerplatte gelöst hat und somit die Rückseite des Bildes sichtbar wird. Da durchgefärbte Hölzer verwendet wurden, hat sich die ursprünglichen Farbigkeit nahezu unverändert erhalten. Und auch hier gibt es wieder eine Überraschung: Selbst feinste Holzspäne sind farblich voneinander unterschieden und derart nebeneinander gesetzt, dass sie, wie David Roentgen selbst sagte, "eine vollkommene Mahlery" ergeben.

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