Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg: Kaiser Karl IV. in Prag und Nürnberg – Erste Bayerisch-Tschechische Landesausstellung

Zunächst in der Wallenstein-Reithalle in Prag (15.05. – 25.09.2016) und jetzt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (20.10.2016 – 05.03.2017) werden das Leben und Wirken des bedeutenden Herrschers des ausgehenden Mittelalters gezeigt.

Plakatmotiv Ausstellung KARL IV, Foto: Germanisches Nationalmuseum, NürnbergKaiser mit Schwert und Feder

Das 14. Jahrhundert war eine Krisen- und Umbruchzeit: Die Pest wütete in weiten Teilen Mitteleuropas, Naturkatastrophen und Hungersnöte forderten viele Opfer. Zeitgleich erlebten Architektur, Technik, Kunst und Kultur einen Aufschwung, besonders in den mit Karl verbundenen Reichs- und Bischofsstädten. Prag erhielt die erste Universität Mitteleuropas und entwickelte sich zur Metropole. Die Prager Hofkunst wirkte stilbildend. Auch die freie Reichsstadt Nürnberg, seinem zweithäufigsten Aufenthaltsort nach Prag, hat Karl erheblich durch Stiftungen gefördert. Seine hohe Bildung machte ihn zu einem Kaiser des Schwertes und der Feder: Als erster Herrscher verfasste er eine Autobiographie.

Karl war als Sohn von Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen eine wichtige Figur im politischen Spiel. Als Gegenkönig des Wittelsbachers Ludwig der Bayer konnte Karl die Unterstützung des Papstes gewinnen und damit den Kampf um die römisch-deutsche Krone. Seine Krönung 1355 in Rom bedeutete die Erneuerung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich. Und er schuf ein epochales Werk: Die Goldene Bulle von 1356 wurde zu einer Art Reichsgrundgesetz und regelte für viereinhalb Jahrhunderte die Wahl des Römischen Königs durch die Kurfürsten.

Als Kaiser stützte er sich weniger auf militärische Gewalt als auf Diplomatie – und auf erhebliche Geldsummen, mit denen er die Zustimmung der Kurfürsten erkaufte. Die reichen Silbervorkommen Böhmens, die Förderung des Handels sowie die effiziente Verwaltung und Nutzung seiner Territorien ermöglichten den Erfolg des ebenso frommen wie berechnenden Kaisers. Daneben betrieb er geschickte Heiratspolitik: Bei seinen vier Ehen wie bei der Verheiratung seiner Kinder spielte die Mehrung seiner Hausmacht stets die wichtigste Rolle. So bildete die Mitgift der Wittelsbacherin Anna von der Pfalz die Grundlage für Karls „Neuböhmen" in der Oberpfalz.

Umstrittener Herrscher oder Ikone?

Weil er für seine Hausmachtpolitik in großem Umfang Reichsgut verpfändete, sahen deutsche Historiker Karl lange als „Vater Böhmens, aber Erzstiefvater des Reiches", während er in Böhmen bzw. Tschechien bis heute als „Vater des Vaterlandes" gilt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde er von beiden Seiten national vereinnahmt, obwohl er sich selbst weder als Tschechen noch als Deutschen, sondern als Kaiser von Gottes Gnaden gesehen hat.

Reliquiar für den Schleier Mariens, 1. Hälfte 14. Jhd. Deckelschale aus Bergkristall, Silber vergoldet, Foto: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung wirft mit 150 hochrangigen Kunstwerken, Urkunden, kulturhistorischen und alltagsgegenständlichen Zeugnissen und medialen Inszenierungen einen neuen Blick auf den facettenreichen Herrscher und seine Zeit. Das Konzept wurde von der Nationalgalerie Prag und dem Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) Leipzig, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Deutschen Historischen Instituts Rom, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Karlsuniversität Prag und dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg erarbeitet.

Karl IV.

Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2016/17
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
20.Oktober 2016 – 05. März 2017
www.KARLIV.eu

AsKI KULTUR lebendig 2/2016

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