Fritz Bauer Institut und Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau: Digitale Dokumentation des Frankfurter Auschwitz-Prozesses auf DVD-ROM

DVD ‘Der Auschwitz-Prozess‘, hrsg. v. Fritz Bauer Institut und Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau

Der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965) ist eines der bedeutendsten Beispiele für den justiziellen Umgang mit NS-Gewaltverbrechen in der Bundesrepublik Deutschland.

21 Angehörige des SS-Personals aus allen Abteilungen des Lagers und ein so genannter Funktionshäftling mussten sich in Frankfurt am Main für ihre Mitwirkung an den Verbrechen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verantworten.

360 Zeugen wurden im Rahmen der Beweisaufnahme rund zwanzig Jahre nach dem Tatgeschehen vernommen, darunter waren 211 Auschwitz-Überlebende. Die Vernehmung der Zeugen hat das Schwurgericht auf Tonband aufgenommen. Der Mitschnitt sollte "zur Stützung des Gedächtnisses des Gerichts" dienen, er sollte z. B. in den Beratungen der drei Berufsrichter und der sechs Geschworenen herangezogen werden können. Auf Drängen des Auschwitz-Überlebenden und Chronisten des Prozesses, Hermann Langbein, ist durch Erlass des hessisches Ministers der Justiz der 430-stündige Tonbandmitschnitt erhalten geblieben.

Das einzigartige historische Dokument bildet zusammen mit der Mitschrift des beisitzenden Richters und Berichterstatters das Kernstück der DVD-ROM-Publikation über den Prozess. Der Mitschnitt wurde verschriftet, redaktionell bearbeitet, mit einem umfangreichen Anmerkungsapparat versehen und detailliert indexiert. Neben den Aussagen von über 300 Zeugen enthalten die Tonbandaufzeichnungen Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Verteidigern und Nebenklagevertretung, die Schlussworte der Angeklagten sowie die elfeinhalbstündige mündliche Urteilsbegründung.

Umfangreiche Begleitmaterialien dokumentieren die Vorgeschichte des Verfahrens, die mit einer Anzeige gegen einen Auschwitz-Täter durch einen ehemaligen Häftling im März 1958 beginnt, ebenso seine Nachgeschichte, die mit dem Freispruch des Angeklagten Dr. Franz Lucas in der Neuverhandlung vor dem LG Frankfurt am Main im Oktober 1970 endet. Dokumentiert auf der DVD-ROM sind zum Beispiel alle Vernehmungsprotokolle der Angeklagten aus dem Vorverfahren (1958-1962), die Anklageschrift, das schriftliche Urteil, die Revisionsbegründungen der Verfahrensbeteiligten, das Revisionsurteil des BGH, historische Dokumente aus dem Archiv des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau sowie die Gutachten der historischen Sachverständigen. Die DVD-ROM enthält ferner über 500 Fotos, 100 Stunden Hörbeispiele aus dem Tonbandmitschnitt (45 ausgewählte Zeugenaussagen), Lagerpläne und Karten.

Darüber hinaus führen Texte von Historikern des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau zur Geschichte des Lagers ebenso wie Studien von Wissenschaftlern zur Gesamtgeschichte des Verfahrens in den Gegenstand ein. Auswahlbibliographien geben den Nutzern der Publikation weitere Hinweise auf die Forschungsliteratur. Mithilfe eines Sachregisters, das 802 Einträge enthält, kann sich der Nutzer in den verschlagworteten Transkripten (verschrifteter Tonbandmitschnitt) orientieren. Ein Personenregister mit über 2.300 Datenblättern ermöglicht einen weiteren inhaltlichen Zugriff auf den Tonbandmitschnitt.


Der Auschwitz-Prozess. Tonbandmitschnitte, Protokolle und Dokumente
Hrsg. vom Fritz Bauer Institut und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau
Digitale Bibliothek, Band 101, DVD-ROM, ISBN 3-89853-501-0; 45 Euro
2., durchgesehene und verbesserte Auflage
Verlag Directmedia Publishing GmbH Digitale Bibliographie
Möckernstr. 68 - 10965 Berlin
www.digitale-bibliothek.de

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