EDITORIAL: Kunstschätze

Welches unserer Häuser hat dieses Wort nicht schon einmal im Rahmen einer Diskussion, einer Selbstbeschreibung, einer Ausstellung verwendet - Kunstschätze? Wir haben unsere Schätze nach der internationalen Grundformel zu sammeln, zu bewahren, zu vermitteln. Um den verpflichtenden Charakter deutlicher zu machen, möchte ich die verbindliche Definition des ICOM heranziehen: "A museum is a non-profit making, permanent institution in the service of society and of its development, and open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits, for purposes of study, education and enjoyment, material evidence of people and their environment."

Im Gegensatz zu dieser Verpflichtung gibt es Ansätze zur Reduktion von Kunstwerken auf ihren materiellen Wert, auf den Markterlös. Wie anders lässt es sich erklären, dass zur Renovierung eines Museums in Krefeld ein Gemäldeverkauf ins Spiel gebracht wird. Von dem Wort "Schatz" geht aber nicht nur eine materielle Bedeutung aus, gerade als Metapher vermittelt es das Kostbarkeitsempfinden in einer emotionalen Bindung. Nicht umsonst gehört "Schatz" auch zu den Kosewörtern unter Liebenden.

Überlegungen zur Liquidierung des Kunstvermögens verstoßen nicht nur gegen die schon häufig unter Beweis gestellte Bereitschaft der Deutschen, sich in Not- und Katastrophenfällen großzügig finanziell zu engagieren, sondern sie widersprechen auch den neuen Regeln zum Schutz und zur Förderung der kulturellen Vielfalt. Unsere Kunstschätze vertragen keine Begehrlichkeit, die einer pubertären Räuberromantik nahe kommt.

Volkmar Hansen, Vorsitzender des AsKI

Titel AsKI KULTUR lebendig 3/06

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 3/2006

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