Die Idee Goethe - 50 Jahre Goethe-Museum Düsseldorf

Maria Ludovica (1787-1816), Kaiserin von Österreich, Miniatur von Jean Baptiste Isabey, 1812, © Foto: Goethe-Museum Düsseldorf

Der 19jährige Buchhandelslehrling Anton Kippenberg, der sich auf eine wissenschaftliche Arbeit vorbereitet, stößt 1893 in Lausanne auf die "Faust"-Übertragung von François Sabatier, erwirbt sie und legt damit den Grundstock für die bedeutendste Privatsammlung zu Goethes Leben und Werk.

Schon in Leipzig auf öffentliche Zugänglichkeit hin orientiert, können die Töchter 1953 zusammen mit der Stadt Düsseldorf die Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung gründen.

Am 30. Juni 1956 wird im wiederaufgebauten Hofgärtner-Haus die Dauerausstellung mit großer Beteiligung der Bevölkerung eröffnet; 1987 kann das Goethe-Museum noch näher an das Haus von Friedrich Heinrich Jacobi, den Goethe 1774 und 1794 besucht hat, heranrücken und das Schloß Jägerhof, ein spätbarockes Museumspalais im zentral gelegenen Düsseldorf-Pempelfort, beziehen. Das auratische Gefühl des kundigen Sammlers Kippenberg für die Einmaligkeit von Zeugnissen ist nicht verlorengegangen, prägt auch heute die Art der Präsentation. Die Jubiläumsausstellung zeigt in thematischen Gruppen Neuerwerbungen der letzten 50 Jahre, bildet also das kontinuierliche Wachstum ab. Bei den größeren Sammlungen, die teilweise als Schenkung übernommen werden konnten, sind die Sammlung des Goethe-Kenners Redslob, der Nachlass des Komponisten Johann Nepomuk Hummel, die Stiftung Helmut Jacobi, der Restnachlass des Landschaftsmalers Philipp Hackert nur in einzelnen Stücken vertreten.

Einzelerwerbungen werden in der Breite ihrer Materialität erfasst. In dem begleitenden Katalog wird aus jedem Jahr jeweils eine herausragende Ergänzung der Sammlung abgebildet, von einem Brief Wilhelm Heinses, der wesentliche Zeiten seiner Schriftstellerexistenz in Düsseldorf verbracht hat, bis zu einem Manuskriptfragment aus den Vorarbeiten Schillers zum "Wilhelm Tell". Diese optischen Jahresringe werden durch einen Textteil erweitert, der die Geschichte der Sammlung in grundlegenden Beschreibungen festhält. Neben programmatischen Äußerungen Kippenbergs stehen Zeugnisse der Rettung der Sammlung in Kriegs- und Nachkriegszeiten, stehen Charakterisierungen des Neuanfangs wie die Festrede Ernst Bertrams. Würdigungen von Stefan Zweig, Reinhold Schneider und Richard Friedenthal runden diesen Teil ab.

Wie es die Konzentration auf die Neuerwerbung ausdrückt, begehen wir dieses Jubiläum nicht als bloßen Rückblick. Goethes Idee der Humanität gilt es in die Zukunft zu tragen, und dies heißt konkret als nächste Aufgabe, sie einzubetten in die Identität eines kulturellen Europa, die im Begriff ist, sich zu bilden.

Volkmar Hansen

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2006

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