Deutsches Literaturarchiv Marbach: In neuem Glanz - Das Schiller-Nationalmuseum in Marbach am Neckar

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Blick über die Schillerhöhe: Schillerdenkmal und Schiller-Nationalmuseum, Foto: DLA Marbach

Die Marbacher Schillerhöhe besitzt ein gewachsenes Ensemble verschiedener Bauwerke, die heute unter der Bezeichnung Deutsches Literaturarchiv Marbach zusammengefasst sind. Ganz am Anfang der Entwicklung, in den 1830er Jahren, stand eine kleine Parkanlage, die bereits den Namen „Schillerhöhe“ erhielt.

Das Denkmal, das der Marbacher Schillerverein hier errichten wollte, konnte allerdings erst 1876 finanziert werden, nachdem Kaiser Wilhelm I. 32 Zentner französische Geschützbronze für den Guss zur Verfügung gestellt hatte. 1903 dann erfolgte die Einweihung des Schiller-Nationalmuseums, das anders als das 1859 im Stadtbereich eröffnete und im Lauf der Zeit zu eng gewordene Geburtshaus des Dichters Museum, Archiv und Bibliothek in einem sein sollte.

Foto: Chris Korner / DLA MarbachStolz überragt das Schiller-Nationalmuseum, das in bewusstem Kontrast zu Schillers Geburtshaus das historistische Gewand eines spätbarocken Schlösschens trägt, seither das Neckartal. Im kommenden Herbst kann es nach knapp zweijähriger Schließung glanzvoll wieder eröffnet werden. Als Ehrengäste wer-den Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Günther H. Oettinger am 10. November, Schillers 250. Geburtstag, seine denkmalgerecht sanierten Räume betreten, die nun klima- und beleuchtungstechnisch auf dem neuesten Stand sind. Das Haus ist barrierefrei, es bietet Raum für ein Café und für museumspädagogische Veranstaltungen. Innenarchitektonisch wurde es durch David Chipperfeld Architects wieder dem Zustand der Entstehungszeit angeglichen.

 

In einer neuen Dauerausstellung werden Originalexponate zu Schillers Leben und Wirken und zur so genannten schwäbischen Dichterschule zu sehen sein, die das Rätsel jedes Literaturarchivs zu lösen versuchen: Wie kommt es, dass die Papiere von Dichtern eine solche Bedeutung erhalten, dass sie der Betrachtung und Aufbewahrung wert sind? Wie gewinnt die Schrift einen Körper? Wie lädt sich dieser mit Energie auf, weshalb kann er zum Abdruck von Denk- und Gefühlsbewegungen werden? Ein Gebäudeflügel wird Schiller selbst in den Mittelpunkt stellen und aus dem reichen Bestand des Literaturarchivs nicht nur Handschriften und Manuskripte, sondern auch Gemälde, Skulpturen und andere Erinnerungsstücke aufnehmen. Der zweite Flügel präsentiert Exponate zu Hölderlin, Uhland, Kerner, Mörike und anderen Dichtern des 19. Jahrhunderts.

Die Entstehungsgeschichte des Schiller-Nationalmuseums ist gleichzeitig eine Erfolgsgeschichte bürgerschaftlichen Engagements. Denn es waren der Schwäbische Schiller-verein und eine Handvoll rühriger Förderer – allen voran der württembergische König Wilhelm II. und der Bankier Kilian von Steiner –, die den Bau durch das Einwerben von Spenden in allen gesellschaftlichen Gruppen ermöglichten. Die regierenden Häuser und der Adel des Deutschen Reichs stifteten ebenso wie die aufstrebende Industrie, die Kommunen, die jüdischen Gemeinden und, besonders wichtig, die amerikanischen Schwaben- und Schillervereine. Robert Bosch hat das Museum durch großzügige Zuwendungen über die schwierige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg hinweg gerettet.

Foto: Chris Korner / DLA MarbachHeute, im Schillerjahr 2009, darf der Bau auch als ein Denkmal bürgerschaftlichen Engagements gelten. Neben den Mitglie-dern der Deutschen Schillergesellschaft kann erneut einer stattlichen Zahl von Spendern für ihre großzügige Unterstützung gedankt werden. Ein ganz besonderer Dank gebührt dabei dem 1995 gegründeten Freundeskreis des Literaturarchivs und seinem Vorsitzen-den, dem Maecenas-Preisträger Berthold Leibinger, denn ihnen ist es zu verdanken, dass die enorme Summe von 2,3 Millionen Euro an Spendengeldern zusammengekommen ist. Es mag als besonders gelungenes Zeichen der Kontinuität betrachtet werden, dass S.K.H. Carl Herzog von Württemberg die Schirmherrschaft über die Spendenkampagne übernommen (und selbst eine beträchtliche Summe gespendet) hat und Graf Leutrum, der zweite Vorsitzende des Freundeskreises, ein Urenkel Kilian von Steiners ist.

Bisher versammeln sich die Mitglieder des Freundeskreises des Deutschen Literaturarchivs – Vertreter von Unternehmen und Banken, aber auch mäzenatisch tätige Privatpersonen – einmal jährlich im Kilian-Steiner-Saal. Der bedeutende Bankier und herausragende Mäzen blickt dann aus seinem Porträt auf die heutigen Förderer herab. Im November allerdings wird man im zentralen Raum des Nationalmuseums zusammenkommen, der seinen alten Namen „Schiller-Saal“ behalten soll. Von ihm aus gelangt man in die Ausstellungsräume des Museums, die dann durch ihre Benennung nach historischen und lebenden Einzelpersonen an die Großspender erinnern, denen die aufwändige Sanierung des Marbacher Gründungsbaus zu verdanken ist. Das Literaturarchiv, dessen Grundfinanzierung zu gleichen Teilen der Bund und das Land Baden-Württemberg sicherstellt, weiß sich seiner unermüdlichen Förderer eng verbunden.

 

Frank Druffner

 

AsKI KULTUR lebendig 2/2009

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