Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin: Bigger Than Life. Ken Adam‘s Film Design

Ken Adam, Berlin 2014,  Medieninstallation ‘Lines in Flow‘ von Boris Hars-Tschachotin, Foto: Andreas-Michael Velten

"The cinema is there to heighten the imagination; I have always tried to make sure it does so."
Ken Adam

„Bigger Than Life": Das ist nicht nur der Titel einer umfassenden Ausstellung über den innovativsten und einflussreichsten Production Designer des 20. Jahrhunderts, die in der Deutschen Kinemathek in Berlin noch bis zum 17. Mai 2015 zu sehen ist, sondern ebenso die Philosophie seiner Arbeit. Sir Ken Adam verantwortete das Production Design für über 70 Filme, in denen er seine Risikobereitschaft und die ihm charakteristische Art, „groß" zu denken, unter Beweis stellte. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Oscars für „Barry Lyndon (GB/USA 1975, Regie: Stanley Kubrick) und „The Madness of King George" (GB/USA 1994, Regie: Nicholas Hytner). Seine Arbeit für sieben James-Bond-Filme, von „Dr. No" (GB/USA 1962, Regie: Terence Young) bis „Moonraker" (GB/FR 1979, Regie: Lewis Gilbert), machte Ken Adam zur Design- und Architekturikone.Ken Adam, Entwurf Chitty Chitty Bang Bang für ‘Chitty Chitty Bang Bang‘, Regie: Ken Hughes, GB/USA 1968, © Sir Ken Adam

Im Jahr 2012 hat Ken Adam sein künstlerisches Werk der Deutschen Kinemathek übergeben – über 5.000 Zeichnungen zu Filmen aus allen Schaffensperioden, dazu Fotografien und Filme, biografische Zeugnisse und zahlreiche Ehrungen, darunter die beiden Oscars. „Es ist faszinierend und beglückend, die Entwicklung von Ken Adams einzigartigem Production Design mit einer derartigen Fülle an Objekten von der ersten visuellen Idee bis zum vollständig ausgearbeiteten Entwurf nachvollziehen zu können. Sir Kens Handschrift ist unverkennbar, sein Einfluss auf Kollegen kaum zu überschätzen. Ich bin sicher, sein Archiv wird auch in Zukunft zu den meist nachgefragten Schätzen der Deutschen Kinemathek gehören", kommentiert der Künstlerische Direktor des Museums für Film und Fernsehen Dr. Rainer Rother.

Das Museum für Film und Fernsehen wird zum ersten Museum, das nicht nur eine umfassende Retrospektive zu Adams Œuvre zeigt, sondern dabei einen neuen Blick auf ein Ausnahmetalent des Production Designs richten kann. Es werden zahlreiche unveröffentlichte Zeichnungen, Briefe und Fotografien präsentiert, gerahmt von szenografischen Räumen, die Ken Adams bisheriges Leben und wichtige künstlerische Einflüsse zeigen. Seine Berliner Herkunft und die Flucht ins Londoner Exil, auch seine revolutionäre Arbeitsweise und die Wirkung auf eine jüngere Generation von Production Designern und Architekten werden in der Ausstellung thematisiert. Sie fächert Ken Adams kreativen Gestaltungsprozess auf und macht das Handwerk des Production Designers vielschichtig erlebbar. 250 ausdrucksstarke wie dynamische Zeichnungen aus dem Ken Adam Archiv zeigen Orte höchster Intensität und beschreiben die Entstehung filmischer Bildwelten. „Lines in Flow", eine spektakulär inszenierte Medieninstallation von Boris Hars-Tschachotin öffnet Ken Adams immersiven „Denkraum" und macht den Vorgang des Zeichnens, Entwerfens und Gestaltens sinnlich erfahrbar. Die Bandbreite seiner Arbeit wird in Form motivischer Cluster verdeutlicht. Gezeigt werden Gadgets sowie Amphibienfahrzeuge, Schnellboote oder laserbestückte Satelliten, beeindruckende Machtzentralen, Gefängnisverliese, gigantische Abschussrampen und elegante Luxusinterieurs. Eigens für die Ausstellung gebaute Modelle übertragen Adams Zeichnungen ins Dreidimensionale. Seine zumeist im Atelier gebauten Filmsets schufen einen neuen Stil, der als „Adam Style" in die Filmgeschichte einging und die Sehgewohnheiten des Zuschauers bis heute nachhaltig prägt.

Ken Adam, Entwurf ‘Atlantis‘, für ‘The Spy Who Loved Me‘, Regie: Lewis Gilbert, GB/USA 1977, © Sir Ken AdamAnfang Dezember 2014 eröffnete Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Ausstellung in der Deutschen Kinemathek in Berlin. Nach einem Rundgang durch die Ausstellung betonte Frau Grütters vor zahlreichen Gästen: „Die Ausstellung ‚Bigger Than Life' von Sir Ken Adam ist ein Glanzlicht für die traditionsreiche Filmstadt Berlin. Wir erleben die Rückkehr eines großen Künstlers in seine einstige Heimatstadt, aus der er mit seiner Familie in den 1930er Jahren vor der nationalsozialistischen Terrorherrschaft fliehen musste. Es ist ein großer Glücksfall für Berlin, dass Ken Adam sein gesamtes künstlerisches Vermächtnis der Kinemathek überlassen hat."

Die 1963 gegründete Stiftung Deutsche Kinemathek ist zugleich Archiv, Museum und Institut für Filmforschung, deren Sammlungen seit mehr als 50 Jahren weltweit akquiriert wurden. Aus dem Etat der Kulturstaatsministerin wird die Kinemathek in diesem Jahr mit rund 7,8 Millionen Euro gefördert. Für die Digitalisierung des deutschen Filmerbes erhält die Stiftung 2014 und 2015 zusätzlich Förderungen.

(Die beiden letzten Absätze aus der Pressemitteilung der Pressestelle des BKM vom 10.12.2014)

Online-Präsentation des Ken Adam Archivs

Derzeit werden die gesamten Materialien erschlossen und archiviert. Ab dem 17. Mai 2015 wird ein Teil des Ken Adam Archivs online unter www.ken-adam-archiv.de zugänglich sein. Das komplette grafische Archiv wird bis zum Herbst 2015 sukzessive in die Online-Präsentation integriert.

www.ken-adam-archiv.de bietet den Nutzern die Möglichkeit, Ken Adams umfassende Filmografie zu erkunden. Neben Set-Entwürfen wie dem ikonischen „War Room" für Stanley Kubricks „Dr. Strangelove" oder den stilprägenden Sets zu den von Ken Adam verantworteten sieben James-Bond-Produktionen lassen sich auch Skizzen zu nicht realisierten Filmen und weiteren Projekten entdecken. Durch die Gruppierung der Skizzen nach Motiven wird der Entstehungsprozess von einzelnen Räumen oder Gadgets nachvollziehbar. Zudem können ausgewählte Entwürfe mit den finalen Sets der Filmproduktion verglichen werden.

Multimediale Essays beleuchten u.a. die Biographie des Ausnahmekünstlers Ken Adam und zeigen Einflüsse und Wirkungen seines unverkennbaren Stils auf eine jüngere Generation von Production Designern und Architekten auf.


Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin
Bigger Than Life. Ken Adam's Film Design
Katalog zur Ausstellung:
Hrsg.: Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers, Peter Mänz, Rainer Rother
208 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen;
Hardcover, gebunden
ISBN 978-3-7356-0027-1, 39,95 Euro
Kerber Verlag, Bielefeld

AsKI KULTUR lebendig 1/2015

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