Casa di Goethe, Rom: Ferdinand Bellermann "Abend unter Pinien in der Villa Doria Pamphili in Rom“. Eine Neuerwerbung

Ferdinand Bellermann (1814–1889)  Abend unter Pinien in der Villa Doria Pamphili in Rom. Öl auf Leinwand, 1855, Foto: Casa di Goethe

Im Juni 2015 gelang es der Casa di Goethe, dank der großzügigen Unterstützung des Münchener Mäzens Wilhelm Winterstein ein Gemälde des gebürtigen Erfurters Ferdinand Bellermann (1814-1889) zu erwerben.

Bellermann, der heute vor allem für seine Landschaftsbilder aus Venezuela bekannt ist, besuchte im Laufe seiner ausgedehnten Reisetätigkeit auch Italien, dessen Vegetation ihn ebenso faszinierte wie diejenige Südamerikas. Im November 1853, so informiert ein Brief aus Rom an seine Frau Friederike, hatte Bellermann gemeinsam mit einigen Künstlerfreunden den weitläufigen Park der dortigen Villa Doria Pamphili erkundet; eine im Besitz der gleichnamigen römischen Adelsfamilie befindliche Anlage, die der Öffentlichkeit begrenzt zugänglich war.

Auf den hier entstandenen Zeichnungen basiert das Bild der Casa di Goethe, das einen Pinienhain in der Abendsonne zeigt. Unter den majestätischen Bäumen erblickt man einige Rehe, die im 19. Jahrhundert tatsächlich hier zu finden waren; rosig gefärbte Wolken ziehen über den intensiv blauen Himmel und vermitteln einen lebendigen Eindruck des südlichen Lichts. Das Bild, das vom Maler sodann auf der Berliner Akademie-Ausstellung von 1862 präsentiert wurde, kann als „Baum-Porträt" bezeichnet werden; eine Gattung der Landschaftsmalerei, die im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Rom durch Jakob Philipp Hackert (1737-1807) populär gemacht wurde.

Die Casa di Goethe besitzt bereits zwei bildmäßig ausgeführte Sepiazeichnungen Hackerts mit einzelnen Bäumen in italienischen Landschaften, denen zwei weitere, in Rom und Tivoli entstandene „Baum-Porträts" des Schweizer Zeichners Peter Birmann (1758-1844) zur Seite treten. Ein Gemälde Johann August Nahls d. J. (1752-1825), das einen Blick auf eine Baumgruppe in dem heute nicht mehr existierenden Park der römischen Villa Montalto Negroni zeigt, tritt diesen Zeichnungen zur Seite.

Bellermanns Gemälde bildet eine wichtige Bereicherung der Werkgruppe mit Ansichten italienischer Baum-Landschaften des 18. und 19. Jahrhunderts, die inzwischen als Sammlungsschwerpunkt des Museums bezeichnet werden kann. Sein Erwerb, der ohne die Unterstützung von Wilhelm Winterstein nicht möglich gewesen wäre, kann somit als ausgesprochener Glücksfall für die Casa di Goethe bezeichnet werden.

Dr. Claudia Nordhoff
wissenschaftliche Mitarbeiterin
der Casa di Goethe

 

AsKI KULTUR lebendig 2/2015

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