Casa di Goethe, Rom: 10-jähriges Jubiläum "in dieser Hauptstadt der Welt"

(v.l.n.r.): Volkmar Hansen, Ursula Bongaerts, Bernd Neumann, Foto: © Alberto Medri, Rom

Kulturstaatsminister Bernd Neumann in der Casa di Goethe Rom

Für die Ewige Stadt am Tiber sind zehn Jahre nur ein kurzer Moment, aber für die Casa di Goethe - Deutschlands einziges Museum im Ausland - war der erste runde Geburtstag Anlass genug, um Bilanz zu ziehen, zu feiern und optimistisch nach vorne zu blicken. Als das Haus am 30. Mai 1997 eröffnet wurde, schien ein Erfolg angesichts des reichhaltigen römischen Kulturangebots keinesfalls sicher: Das Konzept eines modernen variablen Museums, das keine historisierende Dichter-Gedenkstätte sein will, war damals nicht unumstritten. Die Resonanz in Italien und Deutschland hat jedoch über die Jahre gezeigt, dass sich die Grundidee bewährt hat und auch in einer Stadt wie Rom funktioniert.

Neben der Dauerausstellung zu Goethe und Italien hat die vom AsKI getragene Casa di Goethe in ihren Räumen auf der zentralen Via del Corso inzwischen mehr als dreißig Wechselausstellungen präsentiert, die immer mehr Anerkennung auch in der italienischen Öffentlichkeit finden. In das Jubiläumsjahr startete das römische Goethe-Museum mit einer umfassenden Monographie über den Berliner Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel und einer gleichnamigen, in Zusammenarbeit mit dem Pio Istituto Catel und der Provincia di Roma durchgeführten Ausstellung. Für die offizielle "Geburtstagsausstellung" der Casa entsandte das Freie Deutsche Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum einen ganz besonderen Gruß, der gleichzeitig den Auftakt zur römischen AsKI-Veranstaltungsreihe anlässlich des Jubiläums bildete: eine Ausstellung mit selten gezeigten, im Amsterdamer Exil entstandenen Zeichnungen von Max Beckmann zu Goethes Faust. Das italienische Kultusministerium, die Stadt Rom und die Deutsche Botschaft hatten für diese hochkarätige Ausstellung die Schirmherrschaft übernommen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnete die von Petra Maisak, der Leiterin des Frankfurter Goethe-Museums, kuratierte Schau am 3. Mai 2007 in Anwesenheit zahlreicher Gäste- darunter viele, die schon an der Museumseröffnung 1997 teilgenommen hatten und nun eigens für das Geburtstagsfest aus Deutschland angereist waren. In seiner Festrede bezeichnete Bernd Neumann die Casa di Goethe als "Glücksfall einer Kultureinrichtung, die sich in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland und in Italien einen Namen gemacht" habe, als "eine Perle der besonderen deutsch-italienischen Kulturbeziehungen". Es sei mehr geleistet worden "als die Pflege eines großen Klassikers", und das Museum habe sich in Rom "als kleines, aber feines Schaufenster deutscher Kultur" etabliert. Besonders hervorgehoben wurden auch die Kooperationen deutscher und italienischer Kultureinrichtungen. Der Minister ermunterte die Casa di Goethe und ihre Mitarbeiter/innen, "den kommenden 10 Jahren gelassen entgegenzusehen", sie könnten weiterhin mit der Unterstützung seines Ministeriums rechnen, damit die Casa di Goethe auch in Zukunft "wachsen und sich entwickeln" könne.

(v.l.n.r.): Petra Maisak, Anne Bohnenkamp, Bernd Neumann, Foto: © Alberto Medri, Rom

Vor der offiziellen Eröffnung hatte sich der Staatsminister Zeit genommen, das Museum sowie seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen persönlich kennenzulernen. Ursula Bongaerts, Leiterin der Casa di Goethe, hatte den Minister und seine Delegation durch die ständige Ausstellung geführt. Bei der Besichtigung der Büro- und Lagerräume konnte er sich von den Arbeitsbedingungen in der Museumsetage ein genaues Bild machen. Rossella Benati überbrachte die offiziellen Glückwünsche der Stadt Rom (Bürgermeister Walter Veltroni hatte ein Grußwort für den Katalog geschrieben). Aus der Casa di Goethe sei inzwischen eine "Casa romana" geworden, eine Bereicherung, die aus der römischen Kulturszene nicht mehr wegzudenken sei. Man freue sich auf "weitere fruchtbare Kooperationen" mit dem äußerst regen Haus am Corso. Der Vorsitzende des 1967 gegründeten und daher ebenfalls ein rundes Jubiläum feiernden AsKI e.V., Volkmar Hansen, beleuchtete in seiner Ansprache die Rolle des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute als Träger der Casa und dankte besonders denjenigen, die während der langen Entstehungsgeschichte am Aufbau der Casa di Goethe beteiligt waren. Anne Bohnenkamp, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethe-Museum, erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass die Initiative eines ersten römischen Goethe-Museums in den Sechziger Jahren von Frankfurt ausgegangen war, und gratulierte der "flügge gewordenen ,Enkeltochter" zu einem "höchst erfolgreichen ersten Jahrzehnt". Weitere Informationen zur Ausstellung und zu Max Beckmanns "fulminantem Zeichenstil" erhielten die Gäste in der abschließenden Einführung von Ausstellungskuratorin Petra Maisak.

Umtrunk im Hofgarten der Via del Corso 18, Foto: © Alberto Medri, Rom

Zum Jubiläumstag hatten die Nachbarn der Casa freundlicherweise den Hofgarten des Palazzo in der Via del Corso 18 für einen kleinen Umtrunk zur Verfügung gestellt - der große Besucherstrom konnte sich so auf Museumsetage und Garten verteilen, um auf den Geburtstag anzustoßen. Am Ausgang erwartete jeden Besucher eine kleine Überraschung: die DVD "Casa di Goethe 1997-2007" mit einem Rückblick auf die ersten zehn Jahre. Zum Ausklang des Feiertags lud der deutsche Botschafter in Rom, Michael H. Gerdts, zu einem Empfang in seine Residenz "Villa Almone" ein.

Dorothee Hock

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2007

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