AsKI e.V.: "Wir engagieren uns immer gemeinsam mit anderen." Verleihung der 14. Maecenas-Ehrung an Sylvia und Friedrich von Metzler

Am 26. November 2012 verlieh der AsKI in Frankfurt am Main seine Maecenas-Ehrung an das Ehepaar Sylvia und Friedrich von Metzler. Sylvia von Metzler musste den Abend jedoch leider ohne ihren Mann bestreiten, der wegen einer gerade überstandenen Schulteroperation abgesagt hatte.

Sylvia von Metzler, Prof. Dr. Volkmar Hansen (rechts), Oberbürgermeister Peter Feldmann; Foto © Wachendoerfer, Frankfurt/Main„Ihr Einsatz, liebe Familie von Metzler, dient der Kultur unseres Landes. Dafür danke ich Ihnen von ganzen Herzen, auch im Namen der Bundesregierung, und gratuliere zu der heutigen Auszeichnung“, so Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Staatsminister für Kultur und Medien. In ihrem Grußwort überbrachte sie dessen Genesungs- und Glückwünsche und betonte, dass Sylvia und Friedrich von Metzler nicht nur wegen ihres jahrzehntelangen Engagements für Frankfurts Kultur und Wissenschaft ausgezeichnet würden, sondern mit der Maecenas-Ehrung auch das beispielhafte Wirken der Familie von Metzler für das Gemeinwesen, dem diese sich seit Jahrhunderten verbunden fühle, gewürdigt werde: Die Bundesregierung unterstütze die Vergabe der Maecenas-Ehrung gerne. Dies könne jedoch angesichts der überwältigenden Großzügigkeit der Förderer und Mäzene in Deutschland nur eine Geste des Dankes und der Anerkennung sein, die die Hoffnung ausdrückt, dass es auch in Zukunft Menschen geben möge, die sich in selbstloser Weise für unsere Gesellschaft einsetzten.

Zuvor hatte Peter Feldmann, Oberbürgermeister von Frankfurt a. M., die rund 300 illustren Gäste des Festaktes im Kaisersaal des Frankfurter Römer willkommen geheißen: „Der Name ,von Metzler‘ ist eng verbunden mit unserer Stadt“, betonte Feldmann und bezeichnete die Metzlers als „beispiellose Förderer des kulturellen und sozialen Lebens in Frankfurt“, wobei er ihre besondere Leistung beim Neubau des Städel Museums hervorhob. „Sie sind authentisch, uneitel, und ich schätze ihren Rat sehr.“

Karl Kardinal Lehmann; Foto © Wachendoerfer, Frankfurt/MainIn seinem anschließenden Festvortrag mit dem Titel „Was dagegen über allen Preis erhaben ist, das hat eine Würde – Zur Begründungsnot von Grundwerten“ sprach der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann über das Zusammenspiel von Wirtschaft und Ethik. Er führte in diesem Zusammenhang aus, dass es gerade heute wichtig sei zu erkennen, dass der Bereich der Wirtschaft einen Wertcharakter habe: „Dies ist uns heute durch das Entstehen von so etwas wie ‚Wirtschaftsethik‘ evidenter geworden. Sie bestimmt die Ziele und Normen des individuellen und staatlichen wirtschaftlichen Handelns. Diese sind den Zwecken des ökonomischen Handelns übergeordnet. Hier muss auch ein Ausgleich stattfinden zwischen subjektiv unverzichtbaren und objektiv unabhängigen Werten. Auf beide Dimensionen kann man nicht verzichten. (…) Es gibt eine mächtig gewordene Tradition, wonach am Markt orientierte Wirtschaft und Ethik unverträglich sei, weil freiwillige ‚moralische Handlungen’ den Marktregeln widersprächen und einen ethisch orientierten Unternehmer scheitern lassen würden. Von Adam Smith bis Milton Friedman konnte sich (…) die Ansicht durchsetzen, es handele sich bei der Wirtschaft um einen wertneutralen Raum, der eigenen Gesetzmäßigkeiten folge. Wenn man der Meinung des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers und ehemaligen Arbeitsministers (1993–1997) in der Clinton-Regierung Robert Reich folgt, dann ist das Entstehen eines ‚Super-Kapitalismus’ in unserer Zeit dadurch gekennzeichnet, dass die Ethik im Wirtschaftssystem überhaupt nichts verloren habe. Freilich bedarf es zwischen den beteiligten Faktoren eines betonten Ausgleichs, also z.B. zwischen Markt und sozialer Dimension. Es sind keine unversöhnlichen Gegensätze, aber sie müssen in ihrem Verhältnis zueinander austariert und in diesem Sinne auch gepflegt werden. Wenn dieser Ausgleich wirklich gewollt wird und glückt, sprechen wir von Sozialer Marktwirtschaft. Der Markt ist nicht einfach unethisch. Er bestraft z.B. Faulheit und Leistungsverweigerung. Man darf ethische Triebkräfte im Marktgeschehen nicht übersehen. Man muss aber auch immer auf diejenigen schauen, die in diesem Marktgeschehen nicht mithalten können. Der Markt interessiert sich kaum für sie, da ihre Kaufkraft gering ist. Die Gesellschaft aber kann sich nicht leisten, diese Menschen einfach zu übergehen. Wir wissen, dass heute z.B. Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und auch kinderreiche Familien rasch zu solchen Gruppen zählen, auf die der Markt nicht schaut. Insofern muss der Markt wenig oder immer wieder auch durch den Blick auf alle ethisch gezähmt werden. Dies kann aber im Sinne einer Ordnungspolitik verantwortungsvoll nur gelingen, wenn es im Umkreis der Marktwirtschaft auch Werte gibt, wie vernünftige Lebensplanung, Familiensinn, feste moralische Bindung, mehr Selbstverantwortung und Subsidiarität mit der notwendigen Solidarität. Die Väter der Sozialen Marktwirtschaft haben dies, wie man an ihren Grundschriften sehen kann, sehr deutlich gewusst und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Ihre oft indirekt geäußerten ethischen Elemente sind kein Ballast zum Abwerfen, wie leider heute mancher Vertreter eines falsch verstandenen Liberalismus wähnt.“ Lehmann beendete seinen Vortrag mit den Worten: „Eine mächtige Klammer der Gemeinsamkeit gibt es auch durch die Kultur, so vielfältig sie auch ist. (...) Sie lebt vor allem auch durch das große bürgerschaftliche Engagement Einzelner, wie es besonders im Stiftungsleben der Stadt Frankfurt erkennbar wird, ähnlich wie in anderen vom Bürgertum geprägten Großstädten, wie z.B. Hamburg und Bremen. Wir verdanken dieser freien Initiative sehr vieles. Darum ehren wir am heutigen Abend mit Recht eine Familie, die in dieser Hinsicht Vorbildliches geleistet hat. Ich gratuliere und danke Frau Sylvia und Herrn Friedrich von Metzler für ihren großen Einsatz.“

Unter lang anhaltendem Beifall überreichte der AsKI-Vorsitzende Volkmar Hansen an Sylvia von Metzler Urkunde und Bronzeskulptur als sichtbares Zeichen der Auszeichnung. Frau von Metzler dankte anschließend für die Ehrung: „So schade es auch ist, dass Fritz nicht persönlich hier sein kann, so treffend beschreibt es gleichzeitig die Art und Weise unseres Handelns. Denn unser Engagement ist nicht abhängig von einer einzelnen Person – weder von Fritz noch von mir. Wir engagieren uns immer gemeinsam mit anderen. Das sind zum einen Institutionen, Organisationen oder Stiftungen, zum anderen aber auch viele Metzlerianer, also Mitarbeiter des Bankhauses, die sich ehrenamtlich in Projekten engagieren, die wir unterstützen und fördern. Auch sie leben Mäzenatentum – das freut uns natürlich sehr. Gemeinsam versuchen wir passende Kontakte in unserem Umfeld zu finden und zu nutzen, um einzelne Projekte und Einrichtungen voranzubringen. Wir treffen im Laufe eines Jahres auf sehr viele und ganz unterschiedliche Menschen. Wir unterhalten uns mit ihnen und sind immer daran interessiert zu erfahren, wofür sie sich engagieren. Welche Projekte sie kennen und vielleicht auch selbst unterstützen, und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Wir selbst lassen uns gerne dafür begeistern, gute Projekte zu unterstützen und zu spenden. Gleichzeitig sind wir immer wachsam, wenn wir Probleme erkennen und versuchen Lösungen dafür zu erarbeiten. Oft sind wir nicht selbst der richtige Ansprechpartner, aber wir wissen aus unseren Gesprächen von anderen Einrichtungen, die sich mit einem ganz ähnlichen oder gar demselben Thema beschäftigen und können einen Kontakt herstellen. Uns ist es wichtig, dass unsere Hilfe nicht nur aus einem Geldbetrag besteht. Wir wollen uns aktiv einbringen, mitgestalten, Kontakte herstellen und gemeinsam mit anderen etwas bewegen – genau dort, wo wir es für nötig halten. Deshalb wurde die Metzler-Stiftung gegründet. So können wir selbst gestalten und – was wir eben besonders wichtig finden – andere Menschen dabei mitnehmen. Andere zum Stiften anzustiften ist ein Thema, das uns im Bankhaus und in der Familie Metzler sehr am Herzen liegt. Das gilt für die Projekte der Stiftung genauso wie für die vielen hervorragenden sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen der Stadt Frankfurt. Als freie Reichsstadt war Frankfurt von jeher weder weltlichen noch geistlichen Fürsten untertan. Bis ins späte 19. Jahrhundert waren es nur die Bürger, die die heute bekannten Institutionen etabliert, finanziert und verwaltet haben: das Städel Museum, das Freie Deutsche Hochstift für Wissenschaft, Künste und allgemeine Bildung, das Bürgerhospital, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die Goethe-Universität und den Palmengarten, um nur mal einige davon zu nennen. Sich dafür einzusetzen war für die Frankfurter Bürgerpflicht und Bürgerstolz einer städtischen Gemeinschaft und Ausdruck ihres Selbstbewusstseins. Uns ist es ein großes Anliegen, dass diese Tradition einer Bürgergesellschaft erhalten bleibt. Lassen Sie uns das kulturelle Erbe unserer namhaften Vorfahren gemeinsam fortführen und auch neue Initiativen starten, die die Geschichte der Stadt Frankfurt in Zukunft prägen. Wir beteiligen uns gerne daran!“

Festakt Maecenas-Ehrung 2012,  Kaisersaal des Frankfurter Römer; Foto © Wachendoerfer, Frankfurt/MainAuf besonderen Wunsch des Ehepaars von Metzler und von ihnen auch ausgewählt, bildeten szenische Intermezzi durch Ensemblemitglieder des Schauspiels Frankfurt das Rahmenprogramm. Peter Schröder und Isaak Dentler lasen Wolfgang Hildesheimer und Thomas Bernhard; Katharina Bach trug – begleitet am Klavier von Christoph Iacono – Gedichte von Goethe in der Vertonung Ludwig van Beethovens vor. Die Gäste dankten es ihnen mit begeistertem Applaus.

Franz Fechner

AsKI KULTUR lebendig 1/2013

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