AsKI e.V. : Ideales Zusammenwirken von privatem Mäzenatentum und staatlicher Kulturförderung: Maecenas-Ehrung 2009 an Anette und Udo Brandhorst

Ehrengabe Maecenas-Ehrung, Manfred Sihle-Wissel, Bronze, ohne Titel, 2003, oto: Lubricht, Worpswede

Udo Brandhorst (r.) mit Volkmar Hansen, Foto: © Ekko von Schwichow, Berlin

Im Rahmen eines Festaktes verlieh der AsKI am 16. November 2009 zum elften Mal seine Maecenas-Ehrung. Mehr als 130 Gäste, darunter auf besondere Einladung auch erstmals junge Freundeskreise von Berliner Museen, waren der Einladung des AsKI e.V. an diesem nasskalten Abend in den Bundesrat in Berlin gefolgt.

Die Maecenas-Jury würdigte mit der Auszeichnung Anette und Udo Brandhorst für die Stiftung einer Sammlung zeitgenössischer Kunst von einzigartigem Rang sowie für die Bereitstellung erheblicher privater Mittel für deren Ausbau und Unterhalt. Die gemeinsam zusammengetragene Sammlung moderner Kunst wurde vom Ehepaar Brandhorst 1993 in eine Stiftung eingebracht. Nach dem frühen Tod von Anette Brandhorst im Jahr 1999 wurde ein Vertrag geschlossen, der die Sammlung Brandhorst mit der Stiftung für den Freistaat Bayern sicherte. Dieser verpflichtete sich, im Gegenzug ein eigenes Museum zu errichten und zu betreiben. In ihrer Begründung betonte die Jury, dass hier in idealer Weise privates Mäzenatentum und staatliche Kulturförderung zusammenwirkten, denn mit dem Ertrag des Stiftungskapitals aus dem privaten Vermögen der Mäzene sei auch der kontinuierliche Ausbau der Sammlung zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in einem Maße möglich, wie das mit öffentlichen Mitteln heute kaum noch zu realisieren ist. Darüber hinaus sehe die Satzung der Stiftung vor, künstlerische und wissenschaftliche Projekte ebenfalls zu fördern. Mit dieser Schenkung - der modernen Kunst und dem Gemeinwohl gleichermaßen verpflichtet - hätten Anette und Udo Brandhorst ein weithin wirkendes mäzenatisches Zeichen gesetzt und sich um die Förderung des kulturellen Lebens in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht.

In seiner Begrüßung betonte der Vorsitzende des AsKI, Prof. Volkmar Hansen, dass wertvolle Sammlungen, die allen Menschen zugänglich gemacht werden, an der Wiege zahlreicher Gründungen des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute gestanden hätten. Der Freistaat Bayern habe im Mai 2009 mit dem Museum Brandhorst in München ein Haus einweihen können, das auf eine außerordentliche Weise Mäzenatentum sichtbar mache: Allein die meisterliche Architekturkonzeption mache bereits das Sammlungsgebäude einzigartig, für dessen Erscheinungsbild sich der Sammler persönlich entschieden habe. Sei schon die Hülle spektakulär, so könne man das erst recht vom Inhalt sagen. Hinzu komme, dass die Sammlung Brandhorst, die etwa 600 Werke der Moderne, der bildenden Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts umfasst, durch eine Stiftung auch in der Zukunft unabhängig sei. Das Sammelpaar charakterisierte der AsKI-Vorsitzende mit den Worten: „Ihr Tun ist damit in Ihrer bürgerschaftlichen Haltung vorbildlich und setzt für die Kulturnation Deutschland ein Zeichen. Die Maecenas-Ehrung ist ein Dank für dieses Tun."

Ministerialdirektorin Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Leiterin der Abteilung Kultur und Medien beim BKM, bezeichnete in ihrem Grußwort Anette und Udo Brandhorst als würdige Nachfolger des Maecenas. Sie hätten mit ihrer Sammlung auch den Ruhm Münchens als Kunststadt gefestigt und nicht nur Bayern sowie seine Hauptstadt, sondern Deutschland und die Freunde der zeitgenössischen Kunst in aller Welt beschenkt. Mäzene müssten heutzutage nicht vor allem wohlhabende, sondern auch engagierte Bürgerinnen und Bürger sein. Vor allem in diesem Sinne brauche die Kultur einer Bürgergesellschaft Mäzene. Wenn sich die Begeisterung für Kunst und Kultur, wie bei den aktuellen Maecenas-Preisträgern, mit einem erheblichen Vermögen verbinde, sei dies immer wieder ein Glücksfall für unsere Gesellschaft, der nicht genug gewürdigt und auch öffentlich anerkannt werden könne. Sie dankte Anette und Udo Brandhorst auch herzlich im Namen von Kulturstaatsminister Bernd Neumann für ihr mäzenatisches Engagement.

Staatsminister a. D. Dr. h.c. Hans Zehetmair erinnerte in seinem Grußwort daran, dass er sich in seiner Eigenschaft als bayerischer Kultusminister dem Ruf Münchens als einer Kunst- und Kulturstadt besonders verpflichtet gefühlt habe. Die kulturpolitische Absicht und das gute persönliche Verhältnis zum Geehrten habe schließlich zum glücklichen Transfer der Sammlung Brandhorst in die bayerische Hauptstadt geführt. Besonders imponiere ihm, dass nicht die Politik, ein ökonomischer Vorteil oder sonst irgendein im Verhältnis zur Kunst sekundäres Interesse im Vordergrund gestanden hätten, als Anette und Udo Brandhorst ihre Sammlung gründeten und diese ständig erweiterten: „Ihnen ging es wirklich nur um die Bildende Kunst. So gesehen, waren und sind Sie beide also durchaus edler als der alte Maecenas!"

Udo Brandhorst mit seinem Laudator Eric Fischl © Foto: Ekko von Schwichow, Berlin

Der amerikanische Maler, Grafiker und Bildhauer Eric Fischl aus New York versuchte in seiner Laudatio dem Wesen des Sammlers Udo Brandhorst nachzuspüren: „Udo is a different kind of collector and it was not until the completion of the museum that one now sees the significance of his obsession. It is only now that one sees the coherence of his vision and the intelligence of his choices. He was looking for works of art that represented him, art that expresses how he felt. ... In a work of art unlike life, the revelation of its meaning is understood at the moment of its creation. This is the truth of art. But I believe this is also the truth of the Brandhorst Museum. Similar to the work of art, the museum is collage where the works in it do not have an immediately apparent connection and yet seem to be coherent. ... Combined these works begin to tell a story."

Unter großem Beifall überreichte Prof. Hansen Udo Brandhorst die Urkunde und als sichtbares Zeichen die Bronzeskulptur von Manfred Sihle-Wissel. Den musikalischen Rahmen gestaltete das vielfach mit nationalen wie internationalen Preisen ausgezeichnete sonic.art Saxophonquartett (Martin Posegga, Ruth Velten, Alexander Doroshkevich, Annegret Schmiedl) mit Györgi Ligetis „6 Bagatellen" und Max Regers „Passacaglia".

Franz Fechner

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2010

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