AsKI e.V. : Beispielgebendes Engagement für die Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses - Maecenas-Ehrung 2010 an Anne-Sophie Mutter

Ehrengabe Maecenas-Ehrung, Manfred Sihle-Wissel, Bronze, ohne Titel, 2003, oto: Lubricht, Worpswede

Festakt Maecenas-Ehrung 2010: Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Staatsminister für Kultur und Medien und (v.r.n.l.) Prof. Dr. Volkmar Hansen, Vorsitzender des AsKI; Daniel Müller-Schott, Laudator; Dr. Philipp Adlung, ehemaliger Direktor des Beethoven-Hauses, Bonn, mit der Bronze-Ehrengabe des Künstlers Manfred Sihle-Wissel, Foto: Mani Wollner, Bonn

Am 7. Dezember 2010 verlieh der AsKI zum zwölften Mal die Maecenas-Ehrung - krankheitsbedingt leider in Abwesenheit der Preisträgerin Anne-Sophie Mutter.

Die unabhängige Maecenas-Jury würdigte mit der Auszeichnung Anne-Sophie Mutter für ihr beispielgebendes, persönliches Engagement, mit dem sie sich um die Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses verdient gemacht hat. Bereits 1997 hatte sie in jungen Jahren den „Freundeskreis Anne-Sophie Mutter Stiftung e.V." gegründet, mit dem sie seither junge, hochbegabte Solisten der Fächer Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass nicht nur finanziell fördert, sondern sie auch künstlerisch unter ihre Fittiche nimmt und inspiriert. Die Preisträgerin kümmert sich u.a. um die Bereitstellung adäquater Instrumente für ihre Stipendiaten und um die Vergabe von Kompositionsaufträgen zur Repertoire-Erweiterung.

2008 gründete sie zudem die „Anne-Sophie Mutter Stiftung" mit Sitz in München, in die sie einen Teil ihres Preisgeldes des „Ernst von Siemens Musikpreises" einbrachte. Zweck der Stiftung ist es, die Förderung des musikalischen Spitzennachwuchses weiter zu stärken. Anne-Sophie Mutter hat diese Aufgaben nicht an Dritte delegiert, sondern sie verwendet einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit dafür, diese Förderung aktiv persönlich umzusetzen.

Darüber hinaus weist Anne-Sophie Mutter mit ihren Benefizkonzerten auf medizinische sowie soziale Belange hin und unterstützt verschiedene kulturelle Projekte - wie den Wiederaufbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar oder das Beethoven-Haus Bonn, zuletzt zugunsten des Erwerbs der Originalhandschrift von Beethovens Diabelli-Variationen. Mit außerordentlichem Engagement ermutigt und fördert Anne-Sophie Mutter junge Musiker und setzt damit ein weithin wirkendes mäzenatisches Zeichen.

Der Festakt fand im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses in Bonn statt. Nachdem der damalige Direktor Dr. Philipp Adlung die zahlreich erschienenen Gäste willkommen geheißen hatte, würdigte der Vorsitzende des AsKI Prof. Dr. Volkmar Hansen die Preisträgerin in seiner Begrüßungsansprache. Anne-Sophie Mutter nehme die soziale Verantwortung der Kunst in einem unmittelbaren Sinn wahr. Auch deswegen wolle der AsKI dieses persönliche Engagement im Namen des Urbilds aller Kulturförderer Maecenas anerkennen.

Hansen dankte ausdrücklich Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der es möglich gemacht habe, dass der AsKI seit 2010 die Maecenas-Ehrung jährlich vergeben kann.

Die Vertreterin des Bundes Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Staatsminister für Kultur und Medien, betonte in ihrer Rede, wie wichtig es sei, die Verdienste der Bürgerinnen und Bürger, die sich in ganz unterschiedlicher Weise um die Förderung von Kunst und Kultur in Deutschland verdient gemacht haben und nicht selten im Stillen wirkten, auch öffentlich zu würdigen. Darum fördere die Bundesregierung die Vergabe der Maecenas-Ehrung gerne und sei bereit, nicht zuletzt wegen der großen Anzahl einer Auszeichnung würdiger Persönlichkeiten, die Ehrung jährlich zu unterstützen.

Dass ein Mäzen finanzielle Mittel - in zumeist nicht unbeträchtlicher Höhe - für einen guten Zweck gebe, sei sozusagen per definitionem die Grundlage seines Tuns. Bei Anne-Sophie Mutter komme aber noch hinzu, dass sie ihr außergewöhnliches musikalisches Können für die gute Sache - die Betreuung junger, hochbegabter Solisten - einsetze.

Frau Berggreen-Merkel bekräftigte: „Ganz allgemein gilt: Kulturinvestitionen sind eine Investition in die Zukunft! Mit Kürzungen in diesem Bereich lassen sich keine Haushalte sanieren! Wir wissen aus der Vergangenheit: Gerade in härteren Zeiten sehnen sich viele Menschen nach dem Reichtum der Kunst. So ist auch Kulturpolitik nicht nur eine Frage des Geldes. Sie ist vor allem auch eine Frage des Bewusstseins. Ich glaube, dass mittlerweile das Bewusstsein immer stärker verankert ist, dass Kunst und Kultur für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Wertegemeinschaft von zentraler Bedeutung sind."

Daniel Müller-Schott im Gespräch mit musikbegeisterten Schülerinnen und Schülern vor der Maecenas-Ehrung, Foto: Mani Wollner, BonnIn seiner sehr persönlichen Laudatio gab der Cellist Daniel Müller-Schott zunächst einen Einblick in die umfangreiche Unterstützung, die er als erster Stipendiat der „Anne-Sophie Mutter Stiftung" durch die Preisträgerin erfahren hatte. Er betonte, dass ihn besonders die Großzügigkeit der Förderung und der Glaube daran, dass man auch als junger Musiker eine Geschichte in der Musik zu erzählen habe, tief beeinflusst hätten. Anne-Sophie Mutters extrem hohe Anforderung an Professionalität auf der Bühne, aber auch ihre Spontaneität und Lockerheit seien genauso unvergleichlich wie ihr nie ermüdender Wille einmalig sei, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Kultur auf höchstem Niveau zu fördern. Auch zeige ihr großes soziales Engagement, z.B. mit ihren Konzerten Kindern in Not zu helfen, dass es für sie eine Selbstverständlichkeit ist, von ihrem Lebensglück etwas zurückzugeben.

Daniel Müller-Schott beendete seine Laudatio mit einem Zitat des Romantikers Robert Schumann, demzufolge es die Aufgabe eines Künstlers sei, „Licht zu senden in die Tiefen des menschlichen Herzens". Dass Anne-Sophie Mutter dies beherzige und ihr Stern besonders hell strahle am musikalischen Firmament, dafür sei nicht nur er, sondern eine ganze Generation zutiefst dankbar.

Stellvertretend für Anne-Sophie Mutter nahm der Laudator unter großem Beifall die Maecenas-Urkunde und die Bronzeplastik des Bildhauers Manfred Sihle-Wissel als sichtbares Zeichen der Maecenas-Ehrung aus den Händen des AsKI-Vorsitzenden entgegen.

Dr. Michael Ladenburger, Leiter des Museums und Kustos der Sammlungen des Beethoven-Hauses Bonn, verlas im Anschluss das Dankwort der Geehrten. Anne-Sophie Mutter betonte darin besonders die Notwendigkeit der Nachwuchsförderung. Gerade in den entscheidenden Anfangsjahren sei es besonders schwierig, die benötigte Unterstützung zu bekommen. Dass sie selbst überhaupt in die Lage versetzt worden sei, hochbegabten Musikern auf ihrem schwierigen Lebensweg zur Seite zu stehen, habe sie ihren großen Vorbildern, Förderern und Mäzenen zu verdanken, von denen sie stellvertretend für viele drei nennen wolle: ihre Lehrerin Aida Stucki, Paul Sacher und Herbert von Karajan. Ein junger Musiker benötige neben jahrelanger finanzieller Unterstützung auch die richtige intellektuelle Führung, damit sich ein Talent zu einer Musikerpersönlichkeit entwickeln könne. Und dies sei es, wofür ihre Stiftung arbeite: hochbegabten Streichern die Möglichkeiten zu bieten, sich optimal zu entwickeln.

Ye-Eun Choi (Violine) und Milana Chernyavska (Klavier) spielen Ludwig van Beethovens Frühlingssonate, Foto: Mani Wollner, BonnSie verstehe Musik als ein Gottesgeschenk, das Komponisten und Interpreten an ihre Zuhörer weiterreichten. Ein Geschenk, dessen unvergänglicher Wert in einer materiell fokussierten Werteordnung allerdings nicht immer erkannt werde. Anne-Sophie Mutter beschloss ihre Danksagung mit folgenden Worten: „Die Förderung der nachwachsenden Talente gelingt nur, wenn wir sie selbst unternehmen. Das ist eine riesige Herausforderung für alle, denen die Zukunft des Musiklebens so am Herzen liegt wie mir. Doch um helfen zu können, brauche ich auch Ihre Hilfe: Bitte tragen auch Sie mit dazu bei, damit jeder außerordentlich begabte Musiker die Chance erhält, für uns alle das Fenster zu einer höheren Dimension zu öffnen."

Ludwig van Beethovens Frühlingssonate - meisterlich vorgetragen von Ye-Eun Choi (Violine, Stipendiatin der „Anne-Sophie Mutter Stiftung") und Milana Chernyavska (Klavier) - bildete das feierliche musikalische Rahmenprogramm des Festaktes.

Bereits vor der Maecenas-Ehrung war Daniel Müller-Schott, die erkrankte Preisträgerin vertretend, zu einer sehr lebhaften Gesprächsrunde mit musikbegeisterten Schülerinnen und Schülern zusammengetroffen, in der er von seinem Werdegang erzählte und zahlreiche Fragen der Jugendlichen beantwortete.

Franz Fechner


Die vollständigen Redebeiträge finden Sie hier

 

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