Archiv der Akademie der Künste, Berlin: Klabund. ‘Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort ...‘

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Klabund, Foto: Archiv der Akademie der Künste, Berlin

Skandalträchtige erotische Gedichte machten Klabund (1890-1928), der eigentlich Alfred Henschke hieß, 1913 schlagartig bekannt. Klabund, 1890 in Crossen geboren, war in allen literarischen Genres höchst produktiv und gehörte zu den bekanntesten Schriftstellern der Weimarer Republik.

Bereits im Erscheinungsjahr 1918 erreichte sein Eulenspiegel-Roman „Bracke" die fünfte Auflage. „Der Kreidekreis" von Klabund war, fast 20 Jahre vor Brechts „Kaukasischem Kreidekreis", eines der meistgespielten Stücke an den Bühnen der 1920er Jahre. Klabunds Werk, von den Gedichten und freien Übertragungen fernöstlicher Lyrik über die Romane bis hin zu den politischen Schriften, stand gegen den jeweils herrschenden Konsens. Das brachte ihm im Kaiserreich Prozesse, Zensur und auch späterhin immer wieder Diffamierungen der konservativen Presse ein. In den Revolutionswirren 1919 nahm man ihn wegen seiner Kontakte zu Erich Mühsam sogar kurzzeitig in Haft. Nach Klabunds Tod 1928 wurde es bald still um ihn. Schon 1925 hatte er sich öffentlich mit den Nationalsozialisten angelegt, die sein Werk nach 1933 verboten. Große Teile des Nachlasses von Klabund sind verschollen, dennoch gelang es der Akademie der Künste in jahrzehntelanger Sammeltätigkeit, eine der bedeutendsten Klabund-Sammlungen aufzubauen. Sie umfasst heute etwa 3700 Blatt, neben wertvollen Briefen überwiegend Manuskripte von Gedichten, Prosatexten und Stücken, zudem einige Fotos, Programmhefte, unselbständige Veröffentlichungen sowie Bücher mit Gedichtwidmungen.

Zum 120. Geburtstag von Klabund veröffentlicht das Archiv der Akademie der Künste, Berlin, unter dem Titel Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort ... Briefe des Dichters aus den Jahren 1911 bis 1928 („Archiv-Blätter" 21).

Lyrikband Klabunds, mit dem ihm 1913 der literarische Durchbruch gelangIn seinem einführenden Essay bezeichnet der Publizist Matthias Wegner den Satz aus Klabunds Geschichte der Weltliteratur in einer Stunde (1922), „Die Dichtung ist nicht die Vorstufe zu einem seligen Jenseits, sie ist dieses Jenseits selbst", als „ein trotziges Fanal", dessen ganze Bedeutung sich „erst vor den schweren Schatten, die Klabunds Leben zu einem Martyrium werden ließen, erschließt. Der emphatische, zwischen Höhenflügen und Abgründen jonglierende Dichter lebte mit allen Poren für die beziehungsweise für seine Literatur: ‚Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort.' Das liege daran, dass in ihm ‚die Organe zu einer andern Lebensart verkümmert' seien."

Die von Martina Hanf und Helga Neumann aus den Handschriften der Klabund-Sammlung edierte Auswahl von 273 Briefen des Dichters an seine erste Frau „Irene" (1896-1918), an deren Eltern Irene Brunhilde (geb. Ade, 1878-1949) und Max Heberle (1864-1927) sowie an den Fritz Heyder Verlag Berlin-Zehlendorf erfolgte im Hinblick auf zeit-, lebens- und werkgeschichtlich relevante Inhalte. Private Fotografien, ein Aufriss der Klabund-Sammlung der Akademie der Künste, knappe biografische Notizen sowie Personen- und Werkregister runden den Band ab.


Klabund „Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort ..."

Herausgegeben von der Akademie der Künste, Berlin 2010
Zusammengestellt und erarbeitet von Martina Hanf und Helga Neumann
Broschur, Fadenheftung, 62 Farb-Abbildungen, 236 Seiten, € 12,00
AdK-Bestellnummer 4027; ISBN 978-3-88331-165-4

Bestellungen über www.fuerst-iven.de

 

 

AsKI KULTUR lebendig 1/2011

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