40 Jahre Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg

Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Venceremos Sale - Jetelová, © Wolfram Schmidt FotografieZur Geschichte

Vier Jahre nach der Gründung der Stiftung Ostdeutsche Galerie wird im Juni 1970 das Ausstellungshaus am Stadtpark als Museum eröffnet. Das Gebäude, 1871 als Turnhalle erbaut, wird 1910 im Zuge der Oberpfälzer Kreisausstellung zu einer Kunsthalle umfunktioniert und erfährt zahlreiche bauliche Eingriffe. Das Markenzeichen des Hauses ist heute der ursprünglich zum Park ausgerichtete Portikus. Die vier roten Säulen, eine Installation der tschechischen Künstlerin Magdalena Jetelová von 2006, leuchten in Richtung Stadt. Symbolisch wird damit der Blick von der Vergangenheit auf die Gegenwart gerichtet.

Bundesweit einzigartig fördert und pflegt das Kunstforum auf der Grundlage des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (§ 96) von 1953 Künstlerpositionen aus auch deutsch geprägten Kulturräumen in Mittel- und Südosteuropa. Getragen wird die Stiftung vom Bund, dem Freistaat Bayern und der Stadt Regensburg.

Die Sammlung

Die Sammlung basiert auf den Beständen des „Adalbert-Stifter-Vereins München“ und der „KünstlerGilde Esslingen“ und wurde in den letzten vierzig Jahren fortlaufend erweitert. Das Kunstforum besitzt heute zahlreiche Werke von herausragenden Künstlerpersönlichkeiten von der Romantik bis zur Gegenwart. Dazu zählen Lovis Corinth und Käthe Kollwitz, Adolph von Menzel, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller, Ludwig Meidner, Lyonel Feininger, Oskar Kokoschka sowie Alfred Kubin.

Die Kunst nach 1945 wird in der Sammlung von bedeutenden Namen wie Sigmar Polke, Markus Lüpertz und Katharina Sieverding repräsentiert, die darüber hinaus als „Lovis Corinth Preisträger“ mit der Geschichte des Hauses verbunden sind. Gemeinsam mit der „KünstlerGilde Esslingen“ verleiht das Kunstforum seit 1974 den „Lovis Corinth Preis“ an namhafte und aktuelle Künstlerpositionen aus ehemals ostdeutschen Kulturlandschaften. Programmatisch liegt heute der Schwerpunkt auf der zeitgenössischen Kunst aus Mittel- und Südosteuropa. Mit der Auszeichnung des polnischen Künstlers Marcin Maciejowski 2010 und der damit verbundenen Ausstellung leistet das Kunstforum einen wesentlichen Beitrag in der kulturellen Verständigung zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn.

 

Markus Lüpertz, Ohne Titel (3 Grazien), 2000, Gouache, Pastell auf Papier, © Markus Lüpertz, Courtesy Galerie Michael Werner Berlin, Köln & New York

Sonderausstellungen

Als Höhepunkt des Ausstellungsjahres 2010 zeigt das Kunstforum vom 19. November 2010 bis 13. Februar 100 Werke des „deutschen Malerfürsten“ Markus Lüpertz in einer großen Schau. Zu sehen sind etwa 100 Arbeiten (Malerei, Grafik und Skulptur/Bozzetti) aus den letzten zehn Jahren auf rund 1.000 m2 Ausstellungsfläche. Markus Lüpertz (*1941 in Liberec, Tschechische Republik) zählt heute zu den wichtigsten Künstlern der Moderne. Seine Malerei gilt als neoexpressionistisch, sein Werk zeichnet sich durch einen freien Umgang mit Zeichen und Motiven aus. Zugleich setzt sich Markus Lüpertz wie kaum ein anderer Künstler theoretisch und künstlerisch mit klassischen Bildthemen auseinander. In der Ausstellung stehen Figuren der griechischen Mythologie im Zentrum. Lüpertz hinterfragt traditionelle Darstellungsmodi und erweitert sie um das anwendbare Spektrum der Moderne. Die über 160 versammelten Werke dokumentieren mediale Metamorphosen im Spannungsfeld der verschiedenen Gattungen: der Zeichnung, der Malerei, der Bozzetti und der großformatigen Skulpturen. Gerade die Skulpturen erscheinen als eine folgerichtige transformatorische Verdichtung, in der die Malerei aus der zweiten in die dritte Dimension übertritt. In dem wiederkehrenden Daphne-Motiv reinszeniert der Künstler eine traditionelle Ikonografie. Diese überträgt er von der Zeichnung bis zur großformatigen Skulptur in eine aktuelle Form der Repräsentation.

In der umfassenden Werkschau, die in Kooperation mit Markus Lüpertz entstanden ist, zeigt sich die reflektierte Form der künstlerischen Auseinandersetzung, die der Künstler auch theoretisch begleitet. Aus der kunsthistorischen Perspektive kreisen die Fragen um Originalität und Autorschaft, die Lüpertz in der traditionellen Selbstinszenierung als Künstlergenie wiederbelebt. Die Ausstellung, zu der ein umfangreicher Katalog erscheint, ist eine Kooperation mit der Oblastní Galerie v Liberci in Tschechien.

Andrea Madesta

 AsKI KULTUR lebendig 2/2010

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