35 Jahre Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V.

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2002 - Jubiläen im AsKI

Die Aktivitäten des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e. V. - AsKI - in den 35 Jahren seines Bestehens mögen auf den ersten Blick manchem wohl wie eine kontinuierliche Folge erscheinen, die dem Ziel dient, kulturelles Gewicht und spezifische Ausprägung seiner Mitglieder in das öffentliche Bewusstsein zu heben.

Und dieser Eindruck ist sicherlich im Grundsatz richtig. Doch fällt es einem genaueren Blick auf, dass die Wege, auf denen dieses Ziel angestrebt wird, im Laufe der Zeit mannigfachen Wandlungen unterworfen waren, Wandlungen, die letztlich nicht ohne Einfluss auf die Schwerpunktsetzungen des AsKI geblieben sind. Plakat der Ausstellung, Theodor Heuss. Politik durch Kultur, 1984/85Schon der erste Geschäftsführer des AsKI, Horst Claussen, hat in seinem Bericht zum zwanzigjährigen Jubiläum auf die Veränderungen hingewiesen (in: "Kulturberichte" 4/1988, S. 7-8). Seitdem hat sich jedoch vieles weiterentwickelt. Die letzen 15 Jahre sind für die Bundesrepublik Deutschland - und auch für den AsKI - so entscheidend gewesen, dass ein kurzer Rückblick angezeigt erscheint. Gegründet wurde der AsKI 1967 auf Anregung des Bundesministeriums des Innern als eine "Notgemeinschaft" von sieben rechtlich selbständigen Kultur-Instituten, die in den sechziger Jahren unter finanziellen Problemen litten und daher nach einer gemeinsamen Basis suchten, um ihre Interessen mit mehr Nachdruck vertreten zu können. Dieser kleine Kreis hat sich in den folgenden Jahren wesentlich erweitert, auf inzwischen 37 Mitglieder. Aus der ursprünglichen "Notgemeinschaft" wurde eine "Wirkungs- und Werbegemeinschaft", die sich darum bemüht, die Bedeutung und besonderen Leistungen ihrer Institute einer größeren politischen und kulturellen Öffentlichkeit nahe zu bringen. Diese Entwicklung führte zu einem stärkeren Selbstverständnis des AsKI und verlieh ihm ein erhebliches Eigengewicht, das natürlich auch das kulturpolitische Gewicht der einzelnen Mitglieder stärkt. Auf dieser Grundlage erhielten auch die Aktivitäten des AsKI eine neue Dimension. Es sind vor allem drei Felder, auf denen sich der AsKI betätigt:

  • Ausstellungen
  • Publikationen
  • Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen

Publikation zur Ausstellung, Jakob Wassermann, 1984/85Nachdem der AsKI in den ersten Jahren - seit 1978 - die Ausstellungsaktivitäten seiner Mitglieder nur unterstützt hatte, realisierte er ab 1984 auch Ausstellungen gemeinsam mit einem oder mehreren Mitgliedern, wie zum Beispiel die Ausstellung "Mythos Beethoven" (1986), "Mythos Europa" (1988), "Von der Idee zum Werk" (1991), "Frieden durch Recht - Das Reichskammergericht von 1495 bis 1806" (1994/95) oder zuletzt "Rückkehr in die Fremde? Remigranten und Rundfunk in Deutschland 1945-1955". Die AsKI-Ausstellungen - ursprünglich nur im Wissenschaftszentrum Bonn gezeigt - werden seit 1984 auch an verschiedenen Orten präsentiert, einige, wie die Ausstellung "Grenzüberschreitungen. Walter Benjamin - Leben und Werk" (1992-1996) oder die Ausstellung des Bauhaus-Archivs "Das Bauhaus webt" (1998/1999) auch im Ausland (Spanien, Russland, Niederlande). Sie erreichen so eine breite, auch internationale Öffentlichkeit. Ebenfalls seit 1984 wendet sich der AsKI auch mit Publikationen an die politische und kulturelle Öffentlichkeit: von 1984 bis 1987 mit einer Schriftenreihe, im Anschluss daran mit einer Reihe von Monographien, die - entsprechend ihrer Thematik - auch in andere Sprachen übersetzt wurden, so ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Katalanische. Seit 1986 gibt der AsKI eine eigene, mittlerweile dreimal jährlich erscheinende Zeitschrift (Auflage z. Zt. über 17.000) heraus, die "Kulturberichte", die einen an Kulturfragen interessierten Kreis über die Aktivitäten des AsKI und seiner Mitglieder, aber auch über allgemeine Aspekte der kulturellen Entwicklung in Deutschland unterrichten und ins In- und Ausland verschickt werden. Plakat der Ausstellung, Mythos Beethoven, 1986-88Die Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen, das jüngste Kind des AsKI, wollen in erster Linie die Mitarbeiter in den Mitgliedsinstituten über neue Entwicklungen - etwa zu den Themen "Elektronische Datenverarbeitung", "Museumspädagogik", "Rechte und Lizenzen" - unterrichten. Doch auch Externe zeigen großes Interesse an den Veranstaltungen. Hier greift der AsKI als Kultureinrichtung deutlich über sein ursprüngliches Aufgabengebiet hinaus, auch dadurch, dass ausländische Referenten gewonnen werden konnten, um über die internationalen Standards zu berichten. Plakat der Ausstellung, Von der Idee zum Werk, 1991Schließlich sind dem AsKI weitere Aufgaben zugewachsen, so auf Anregung des Bundesinnenministeriums die "Maecenas-Ehrung", mit der in zweijährigem Turnus herausragende Mäzene geehrt werden: Arend Oetker (1989), Alfred C. Toepfer (1991), Marion Ermer (1993), Henri Nannen (1995), Paul Sacher (1997), Clara Freifrau von Arnim und Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg (1999), zuletzt Udo van Meeteren (2001). Mit diesen Ehrungen, die an wechselnden Orten stattfinden und dort auf regen Zuspruch seitens der Bürger stoßen, wird der Gedanke des mäzenatischen Wirkens in eine breitere Öffentlichkeit getragen.

Einen weiteren Einschnitt stellt die deutsche Wiedervereinigung dar - sie hat auch den AsKI vor neue Aufgaben gestellt. Freie Kultur-Institute, die zwar eine öffentliche Förderung erfahren, jedoch in ihrer Organisation, in ihren Entscheidungen unabhängig von öffentlichen Einflüssen sind, existierten in der DDR nicht. Der AsKI wandte sich deshalb den Institutionen in den neuen Bundesländern zu, die seit der Wende umstrukturiert oder neu gegründet wurden und rechtlich selbständig sind. So konnten in den letzten Jahren mehrere bedeutende kulturelle Einrichtungen in den AsKI aufgenommen werden: die Winckelmann-Gesellschaft in Stendal, die Stiftung Weimarer Klassik, die Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale, die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, die Stiftung Bach-Archiv Leipzig und die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum in Dresden. Die letztgenannte Neuaufnahme zeigt auch ein geändertes Verständnis von Kultur im AsKI.

Während der Begriff in den ersten Jahren auf die Geisteswissenschaften beschränkt blieb, wurde er dann sukzessive um die Bereiche Technik / Medien, Rechts- und Zeitgeschichte und Naturwissenschaften erweitert. Dies entspricht der Satzungsformulierung von der "kulturellen Vielfalt", die der AsKI mit seinen Mitgliedern repräsentieren möchte. Den erweiterten Kulturbegriff dokumentieren - neben den bereits erwähnten - u. a. die Mitglieder Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, Filmmuseum Berlin / Deutsche Kinemathek, Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung, Fritz Bauer Institut/Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust und Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Plakat Ausstellung, Grenzüberschreitungen. Walter Benjamin - Leben und Werk, 1992-94Die Aktivitäten des AsKI reichen auch über die Landesgrenzen hinaus. Den Beginn bildete die "Gedenkstätte für Walter Benjamin und die Exilierten der Jahre 1933-45" in Portbou an der französisch-spanischen Grenze. Auf Anregung des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker entstand in der Trägerschaft des AsKI an dem Ort, wo Walter Benjamin auf seiner Flucht vor den Nazis starb, ein von dem israelischen Künstler Dani Karavan gestaltetes Kunstwerk. Im Jahre 1994 wurde es feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

Bereits 1983 hatte der AsKI einen anderen Auftrag der Bundesregierung erhalten: die Errichtung der "Casa di Goethe". Schon 1972-1982 hatte in dem Haus Nr. 18, Via del Corso, ein kleines, privat finanziertes Museum existiert, das - errichtet vom Freien Deutschen Hochstift / Frankfurt am Main - aus Geldmangel wieder schließen musste. Um dieses Museum neu zu beleben, betraute die Bundesregierung - in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium der Finanzen - den AsKI mit der Trägerschaft der "Casa di Goethe". Zum ersten Mal übernahm der AsKI damit eine Daueraufgabe in eigener Verantwortung. Dabei intensiv unterstützt haben ihn von Beginn an seine Mitgliedsinstitute, besonders die mit Goethe und seinem literarischen Erbe befassten Einrichtungen - das Freie Deutsche Hochstift, die Stiftung Weimarer Klassik und das Goethe-Museum in Düsseldorf. So entstand ein neues Konzept, das den rein musealen Rahmen deutlich erweitert und das Haus zu einer deutsch-italienischen Begegnungsstätte macht. In diesem Rahmen konnte auch - dank großzügiger Unterstützung der DaimlerChrysler AG - ein eigenes Stipendiatenprogramm errichtet werden, das, wie die Bewerberzahl zeigt, eine große Anziehungskraft ausübt. Die feierliche Eröffnung im Mai 1997 hat für die deutsche wie die italienische Kulturpflege einen Akzent gesetzt.

Mit diesen verschiedenartigen Aktivitäten hat der AsKI als Gemeinschaft in den letzten Jahrzehnten eine eigene kulturelle Kompetenz erhalten, die auch das Ansehen der einzelnen Mitglieder stärkt. Das spiegelt sich auch darin wieder, dass zahlreiche Kultureinrichtungen in Deutschland großes Interesse zeigen, Mitglied des AsKI zu werden.

Prof. Dr. Günther Pflug
Ehrenvorsitzender des AsKI

AsKI KULTURBERICHTE 3/2002

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