20 Millionen € gesucht - Nicht nur das Frankfurter Städel setzt auf langfristige Förderung

Außenansicht Städel Museum, Foto: Norbert Miguletz

Gute Nachrichten im Kulturbereich sind rar. Aber es gibt sie! Der Pharma- und Chemiekonzern Altana AG hat jetzt dem Frankfurter Städel-Museum

2,5 Millionen € aus Anlass des 25-jährigen Firmenjubiläums zur Verfügung gestellt. Durch diese Stiftung soll das auf drei Millionen € gesunkene Gründungskapital des Museums aufgefüllt werden. Nikolaus Schweickart, Vorstandsvorsitzender der im Taunusstädtchen Bad Homburg ansässigen Altana AG und zugleich Vorsitzender der Städel-Administration, erhofft sich von der "Altana Städel Stiftung" eine Initialzündung und setzt auf Nachahmer in Form von weiteren Stiftungen, Vermächtnissen, Nachlässen, Schenkungen und Spenden. Denn Schweickart hat das Ziel ausgegeben, das Stiftungskapital in fünf Jahren auf 25 Millionen € zu steigern. Es fehlen also noch knapp 20 Millionen €.

Damit wäre das Städel, das eine bedeutende Gemäldesammlung vom 14. bis 20. Jahrhundert umfasst, weniger abhängig von öffentlichen Zuschüssen, zumal die jetzige Stiftung weder zweck- noch projektgebunden ist. Mit diesem langfristigen Förderkonzept könnte das Museum in Ruhe Ankäufe tätigen oder eine Ausstellung vorbereiten, ohne unentwegt nach Sponsoren Ausschau halten zu müssen, die in der derzeitigen Wirtschaftslage ohnehin nicht spendabel sind. Dann wäre das Städel auch nicht mehr hilflos, wenn eine Finanzierungszusage platzt - wie kürzlich geschehen, als das Land Hessen aus heiterem Himmel die Rembrandt-Ausstellung im Städel nicht mehr unterstützen wollte.Nur mit Mühe und Not wurden zwei Sponsoren gefunden von Frankfurts OB Petra Roth, die aber dafür zumindest einem Sponsor Zugeständnisse machte, indem ihr Baudezernent gewisse Straßenbaumaßnahmen laut OB-Mitteilung "massiv vorantrieb". So darf man sich nun doch an der Rembrandt-Schau erfreuen. Auch andere Kunstinstitute sind das ständige Hinterherlaufen um kurzfristige Zuschüsse allmählich leid, zumal der Geldkuchen immer kleiner wird. Allemal willkommener als Geldgeber nur für die nächste Ausstellung sind langfristige Partnerschaften oder gar Stifter, die nicht dreinreden ins Sammlungs- oder Ausstellungskonzept - so lässt sich viel besser planen. Dagegen ist die amerikanische Guggenheim-Stiftung mit ihren weltweiten Museumsfilialen von New York bis Bilbao und Berlin jetzt ins Trudeln gekommen. Ihr Stiftungsvermögen schrumpfte vor allem wegen des Besucherrückgangs nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 auf 45 Millionen Dollar. Um alle Aktivitäten weiterhin finanzieren zu können, wären aber 100 Millionen Dollar nötig; inzwischen wurden Filialen im New Yorker Stadtteil Soho und in Las Vegas geschlossen.

Diese Zahlen zeigen jedoch, welcher Befreiungsschlag ein Stiftungskapital von 25 Millionen € für das ungleich kleinere Städel-Museum wäre. Von seinem Jahresbudget in Höhe von 7,5 Millionen € muss das Städel etwa vier Millionen € selbst erwirtschaften durch Vermietungen, Saalpatenschaften, Eintrittsgelder, Katalogverkäufe und Spenden. Rund drei Millionen € kommen von der Stadt und dem Land Hessen. Künftig sollen sich um die Stiftung von Johann Friedrich Städel aus dem Jahre 1815 mehrere Zustiftungen gruppieren. Dass diese Hoffnung nicht unberechtigt ist, zeigt die Aktion "Gunst-Sammlung" von 1996-1999, die fast zwölf Millionen € für die Renovierung des Hauses erbrachte. Das Städel scheint einmal mehr der Konjunktur trotzen zu wollen. Nur hängt dieses Mal die Messlatte etwas höher. Doch das amerikanische Modell der großen Stifter und Partner wird wohl langfristig auch in Deutschland Schule machen.

Christian Huther,
freier Publizist, Germanist und Kunsthistoriker

 

AsKI KULTURBERICHTE 1/2003

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