20 Jahre Kunsthalle in Emden

Hermann Max Pechstein, Hängematte (Ausschnitt), 1919, © Pechstein Hamburg/Tökendorf

Mit Freude und Optimismus feiert die Kunsthalle in Emden am 3. Oktober 2006 ihren 20. Geburtstag.

Die noch junge Geschichte des Hauses ist geprägt von der Begeisterung für die moderne Kunst und deren Vermittlung an ein breites Publikum. Mit der vorbildlichen und großartigen Idee, in seiner Heimatstadt Emden ein Kunstmuseum für seine umfangreiche Sammlung zu errichten, hat der "Stern"-Gründer Henri Nannen 1986 den Grundstein für eine Erfolgsstory gelegt, die seitdem jährlich rund 100.000 Besucher in die Hafenstadt an der Nordseeküste lockt.

Mehr als 100 Ausstellungen zur Kunst von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart wurden bislang realisiert. Die eigenen Werkbestände haben ihren Schwerpunkt im Bereich des deutschen Expressionismus, der Künstlergruppen "Cobra" und "Spur" sowie expressiver Positionen der letzten Jahrzehnte. Immer wieder werden monografische Ausstellungsideen aus den eigenen Beständen entwickelt.

Heute hat das Museum durch seine Sammlung, seine Publikationen und insbesondere durch sein Ausstellungsprogramm zum Expressionismus, zum Informel, zur expressiven Kunst der Gegenwart, aber auch durch spektakuläre Themenausstellungen wie "Der Tanz in der Moderne" oder "Der Akt in der Kunst des 20. Jahrhunderts" ein internationales Renomee. Der bislang größte Erfolg war die Schau "Edvard Munch - Bilder aus Norwegen", die im Winter 2004/05 binnen vier Monaten 122.000 Besucher nach Emden lockte.

Doch geht es dem engagierten Team um die Geschäftsführerin Eske Nannen und den wissenschaftlichen Leiter Dr. Nils Ohlsen in erster Linie nicht um die bloße Größe, sondern um das wieder erkennbare eigene Profil des Hauses. Schon der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hob in seiner Eröffnungsrede 1986 die "menschlichen Dimensionen" des Museums hervor. Obwohl die Ausstellungsfläche im Jahre 2000 anlässlich der großzügigen Schenkung des Münchner Sammlers und Galeristen Otto van de Loo durch einen Erweiterungsbau auf rund 2.000 qm verdoppelt wurde, sind diese "menschlichen Dimensionen" in mehrfacher Hinsicht bis heute das wichtigste Charakteristikum der Kunsthalle in Emden. Riesenformate lassen sich in den Räumen kaum hängen, stattdessen muss und kann sich der Besucher seinen individuellen Weg durch das Tageslichtmuseum suchen und dabei unvorhergesehene Entdeckungen machen. Die angeschlossene Kunstschule ("Malschule"), die Museumspädagogische Abteilung sowie ein umfangreiches, besucherorientiertes Programm für jede Ausstellung sorgen täglich für Leben im Haus. Dass hier Kinder von Kindern durch die Ausstellung geführt werden, Gruppen erst die Werke anschauen, um danach im Atelier selber kreativ zu werden, oder Künstler mit dem Publikum über ihre Werke diskutieren, ist keine Seltenheit.

Gleichsam als Geburtstagsgeschenk an ihre Besucher lädt die Kunsthalle ab 14. Oktober 2006 zu der umfangreichen Ausstellung "Emil Nolde - Paare" ein. Paare gehören zu den herausragenden Themen im Werk des wohl wichtigsten norddeutschen Künstlers der Klassischen Moderne. Anhand von 40 Gemälden und über 100 Aquarellen des großen Menschenfreundes Nolde zeigt die Schau die spannende Vielfalt emotionaler Begegnungen unterschiedlicher Individuen.

Als weiteres Highlight macht die Kunsthalle schon jetzt auf die Ausstellung "Garten Eden - Der Garten in der Kunst seit 1900" (1. Dezember 2007 bis 30. März 2008) aufmerksam, die nach der Eröffnung des zurzeit im Bau befindlichen neuen Foyers das gesamte Haus in einen blühenden Garten verwandeln wird. Neben Werken von Klassikern wie Monet und Cézanne werden dann zahlreiche Arbeiten von jungen Künstlern zu sehen sein, die sich auf vielfältige Weise mit der komplexen Thematik des Gartens beschäftigen.

Dr. Nils Ohlsen
Wissenschaftlicher Leiter der Kunsthalle in Emden

 

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